Gespräche in der "Sackgasse" Israel bricht Verhandlungen über Feuerpause ab
02.12.2023, 16:53 Uhr Artikel anhören
Die israelische Armee greift mit Kampfflugzeugen und Panzern Ziele im gesamten Gazastreifen an.
(Foto: picture alliance / newscom)
Nach dem Auslaufen der Feuerpause flammen die Kämpfe im Gazastreifen wieder auf. Derweil laufen in Katar die Bemühungen um eine erneute Unterbrechung. Nun beendet Israel die Verhandlungen. Die Delegation des Geheimdienstes Mossad bezichtigt die Hamas, ihren Teil der Abmachung nicht erfüllt zu haben.
Die israelische Regierung hat eine Blockade in den Verhandlungen über eine erneute Feuerpause im Nahost-Krieg beklagt und seine Unterhändler zurück nach Israel beordert. Die Gespräche in Katar befänden sich in einer "Sackgasse", erklärte das Büro von Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu. Der Chef des israelischen Geheimdienstes Mossad, David Barnea, habe daher auf Anweisung des Ministerpräsidenten sein Verhandlungsteam aus Doha abgezogen.
Eine Delegation des israelischen Geheimdienstes Mossad habe einem Insider zufolge mit katarischen Unterhändlern über eine weitere Feuerpause verhandelt. Die Gespräche in Doha gingen auch um die Freilassung von weiteren Geiseln, bei denen es sich nicht nur - wie bisher - um Frauen und Kinder handeln solle.
"Die Terrororganisation Hamas hat sich nicht an ihren Teil der Vereinbarung gehalten", hieß es in der Erklärung weiter. Konkret geht es demnach um Freilassung aller in den Gazastreifen entführten Kinder und Frauen. Israel vermutet, dass sich noch 20 Frauen und zwei Kinder in der Gewalt palästinensischer Terroristen im Gazastreifen befinden. Dabei zählt die israelische Regierung auch eine Frau und ihre beiden kleinen Söhne mit, die die islamistische Hamas vor wenigen Tagen als getötet angegeben hatte. Nach Angaben eines Militärsprechers ist ihr Tod jedoch nicht bestätigt.
Zuvor hatte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron angekündigt, nach Katar reisen zu wollen, um bei den Verhandlungen für eine neue Feuerpause zu helfen. Die Bemühungen für einen Waffenstillstand und die Befreiung aller Geiseln müssten erhöht werden, sagte Macron vor der Presse bei der Weltklimakonferenz in Dubai. Frankreich sei sehr besorgt darüber, dass die Kämpfe nach dem Auslaufen der Feuerpause am Freitagmorgen wieder aufgeflammt seien.
Gegenseitige Schuldzuweisungen
Am Freitagmorgen war eine siebentägige Waffenruhe zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas ausgelaufen, die für die Freilassung von Geiseln der Hamas sowie für Hilfslieferungen für die Zivilbevölkerung im Gazastreifen genutzt worden war. Die israelische Armee setzte daraufhin ihren Militäreinsatz gegen die Hamas fort, während die radikalislamische Palästinenserorganisation wieder Raketen auf Israel abfeuerte.
Die israelische Armee griff seit dem Ende der Feuerpause nach eigenen Angaben mehr als 400 Ziele im Gazastreifen an. Dabei seien Kämpfer der Hamas getötet worden. Eine Zahl nennt das Militär nicht. Nach Angaben des von der Hamas geführten Gesundheitsministeriums, die sich unabhängig nicht überprüfen lassen, wurden seit Wiederaufnahme der Kämpfe im Gazastreifen 240 Menschen getötet.
Israel und die Hamas machen sich gegenseitig dafür verantwortlich, dass die Feuerpause nicht verlängert wurde. Nach US-Angaben arbeiteten die Vereinigten Staaten, Ägypten und Katar daran, eine erneute Feuerpause zu vermitteln.
Hamas verübt Gräueltaten an Zivilisten
Am 7. Oktober waren hunderte Hamas-Kämpfer nach Israel eingedrungen und hatten Gräueltaten überwiegend an Zivilisten verübt. Israelischen Angaben zufolge wurden etwa 1200 Menschen in Israel getötet und etwa 240 Menschen als Geiseln verschleppt.
Israel beschoss als Reaktion wochenlang massiv Ziele im Gazastreifen aus der Luft und vom Boden aus. Nach Angaben der Hamas, die unabhängig nicht überprüft werden können, wurden seitdem mehr als 15.000 Menschen in dem Palästinensergebiet getötet, unter ihnen mehr als 6000 Kinder und Jugendliche.
Quelle: ntv.de, gut/ AFP/rts/dpa