Politik

Raketenbeschuss aus dem Norden Israel schießt erstmals in den Libanon zurück

Luftschlag in Gaza-Stadt: Eröffnen militante Palästinenser eine zweite Front im Norden?

Luftschlag in Gaza-Stadt: Eröffnen militante Palästinenser eine zweite Front im Norden?

(Foto: REUTERS)

Im Gazastreifen steigen erneut Explosionswolken israelischer Luftschläge auf. Im Libanon und Syrien feuern Angreifer mit Raketen Richtung Israel. Eine ägyptische Initiative verhallt beinahe ungehört.

Militante Palästinenser im Gazastreifen haben erneut eine Raketensalve auf mehrere israelische Städte abgefeuert. Auch in Tel Aviv heulten die Warnsirenen. Ein Geschoss sei über dem Großraum der Küstenmetropole abgefangen worden, teilte die Armee mit. Es waren dumpfe Explosionen zu hören. Auch in den Küstenstädten Aschkelon und Aschdod sowie weiteren Ortschaften gab es Raketenalarm. In Aschkelon sei eine Rakete in einem Haus eingeschlagen und habe es schwer beschädigt.

Zum zweiten Mal binnen zwei Tagen waren am Montagabend aus dem Libanon abgefeuerte Raketen des Typs Katjuscha in Israel eingeschlagen. Nach Angaben der Armee gingen zwei Geschosse in Galiläa nieder. Eine Rakete sei in der Nähe der Grenzstadt Kiriat Schmona und eine weitere in der Nähe der Grenze eingeschlagen, teilte der israelische Rundfunk mit. Israelische Artillerie bombardierte nach Militärangaben den Abschussort. Es handelt sich um den dritten Tag in Folge, an dem Geschosse aus dem Libanon oder Syrien im Norden Israels einschlagen. Bislang hatte Israel nicht auf die Angriffe reagiert.

Israels Luftwaffe griff in der Nacht erneut Ziele im Gazastreifen an. Ein 13-Stöckiges Wohn- und Geschäftshaus im Norden von Gaza-Stadt sei gegen Mitternacht von Raketen und mehreren Bomben getroffen und schwer beschädigt worden, berichteten Augenzeugen und ein Fernsehsender der Hamas-Bewegung. Nach palästinensischen Angaben starben zwei Menschen, etwa 20 wurden verletzt. Unter den Opfern seien auch Rettungskräfte, die nach ersten Angriffen in dem Stadtteil im Einsatz waren.

Auch vom Gazastreifen im Süden werden weiterhin Raketen auf israelisches Gebiet gefeuert. Die meisten der von militanten Palästinensern abgefeuerten Geschosse verursachen weder Opfer noch Schäden. Wenn die ungelenkten Raketen auf bewohnte Gebiete zusteuern, werden sie zumeist vom israelischen Raketenabwehrsystem "Iron Dome" abgefangen. Nach dem Scheitern der jüngsten Feuerpause nahm Israel die Angriffe auf Ziele im Gazastreifen zu Wochenbeginn wieder auf.

Palästinenser befürworten ägyptische Initiative

Israelische Medien hatten zuvor über eine mögliche neue Waffenruhe mit den militanten Palästinensergruppen berichtet. Dafür gab es jedoch keine offizielle Bestätigung. Ägyptische Vermittler sollen zuvor eine befristete Waffenruhe vorgeschlagen haben. Die Vereinbarung solle auf weitgehende Vorbedingungen verzichten und könne deshalb sofort in Kraft treten, hatte es aus Kairo geheißen. Ein Vertreter der palästinensischen Delegation bestätigte, dass ein entsprechender Vorschlag vorliege. Demnach sollen für mindestens einen Monat alle kriegerischen Handlungen eingestellt und die Grenzübergänge für Hilfslieferungen und die Einfuhr von Baumaterial geöffnet werden. Nach den Luftschlägen der vergangenen Wochen liegen zahlreiche Gebäude im Gazastreifen in Schutt und Asche, darunter auch Versorgungseinrichtungen wie etwa das Kraftwerk.

Alle weiteren strittigen Punkte sollten erst nach Monatsfrist verhandelt werden, erläuterte der palästinensische Politiker, der anonym bleiben wollte. Ein Vertreter der ägyptischen Regierung, die seit Wochen um eine Beendigung der Kämpfe bemüht ist, bestätigte, dass die Vermittler sowohl Israel als auch den Palästinenserfraktionen neue Vorschläge unterbreitet haben. Auf deren Inhalt wollte er allerdings nicht eingehen.

Der Palästinenservertreter versicherte, neben der Autonomiebehörde in Ramallah befürworte auch die radikalislamische Hamas, die den Gazastreifen kontrolliert, diese neue ägyptische Initiative, sofern auch Israel dies tue: "Wir sind bereit, dies zu akzeptieren, warten aber auf die israelische Antwort."

USA legen erstmals eigenen Entwurf vor

UN-Diplomaten zufolge haben die USA im Sicherheitsrat mittlerweile auch einen eigenen Entwurf für eine Resolution für einen Waffenstillstands vorgelegt. Zusammen mit Jordanien und europäischen Vertretern solle nun an einem gemeinsamen Text gearbeitet werden, hieß es.

Im Gaza-Konflikt wurden jüngst binnen sieben Wochen mehr als 2100 Palästinenser getötet; auf israelischer Seite starben 68 Menschen - 64 Soldaten und 4 Zivilisten. Ein längerer Waffenstillstand scheiterte an den gegensätzlichen Positionen der Konfliktparteien.

Die Palästinenser verlangen, dass zuvor die achtjährige Blockade des Gazastreifens aufgehoben wird; Israel verlangt seinerseits, dass die bewaffneten Gruppen in dem Palästinensergebiet alle Angriffswaffen abrüsten. Die Diskussionen auch hierüber würden im Sinne der neuen ägyptischen Initiative zunächst verschoben, um Zeit für Hilfsaktionen und diplomatische Bemühungen zu gewinnen.

Quelle: ntv.de, nsc/mmo/AFP/dpa/rts

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