Politik

Tausende Reservisten mobilisiert Israel will "die Arbeit zu Ende bringen"

Israelische Luftschläge in der Dämmerung.

Israelische Luftschläge in der Dämmerung.

(Foto: AP)

Die Zahl der zivilen Opfer ist groß, die Kritik daran erklingt laut: Vor allem UN-Vertreter beklagen eine katastrophale humanitäre Lage im Gazastreifen. Doch Israel hat ein Ziel, von dem es nicht abweichen will. Das Land mobilisiert dafür weitere 16.000 Reservisten.

Ungeachtet der immer schärferen internationalen Kritik am Vorgehen Israels im Gazastreifen will das Land dort seine "Arbeit zu Ende bringen". Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu kündigte an, die Armee werde "mit oder ohne Waffenruhe" die Tunnel der palästinensischen Hamas-Bewegung vollständig zerstören. UN-Menschenrechtskommissarin Navi Pillay warf Israel angesichts der vielen zivilen palästinensischen Opfer die "vorsätzliche Missachtung" völkerrechtlicher Verpflichtungen vor.

Die israelischen Streitkräfte verkündeten, sie würden weitere 16.000 Reservisten mobilisieren. Damit stieg die Zahl der Reservisten, die seit Beginn der Gaza-Offensive am 8. Juli eingezogen wurden, auf 86.000. Laut einer Armeesprecherin sollen mit den neuen Kräften die bisher eingesetzten Bodentruppen entlastet werden. Zugleich sicherten die USA ihrem engen Verbündeten Israel zu, seine Munitionsvorräte trotz der Kritik an den zivilen Opfern aufzustocken.

Netanjahu sagte zu Beginn einer Kabinettssitzung, es seien bereits "dutzende Terrortunnel zerstört" worden und die Regierung wolle diesen Einsatz abschließen. "Wir werden daher keinen Vorschlag (für eine Waffenruhe) akzeptieren, der der israelischen Armee nicht erlaubt, diese Arbeit zu Ende zu bringen", sagte Netanjahu. Der für den Gazastreifen zuständige General Sami Turgeman sagte, dies sei noch "eine Frage von Tagen". Der Militäreinsatz dauert bereits mehr als drei Wochen.

UN fordern tägliche Zeitfenster für Waffenruhe

UN-Nothilfekoordinatorin Valerie Amos hat unterdessen eine tägliche Feuerpause gefordert. "Wir brauchen jeden Tag eine Waffenruhe, die verlässlich ist. Dann können unsere Helfer die Menschen versorgen, Verwundeten kann geholfen und Tote können beerdigt werden", sagte Amos am Donnerstag im UN-Sicherheitsrat in New York. "Wir rufen beide Seiten auf, solch einen täglichen Waffenstillstand zu vereinbaren." Zudem müssten Israelis und Palästinenser alles tun, um Zivilisten zu schützen. "Alle Seiten müssen sich an den internationalen Standards des Völkerrechts messen lassen, nicht an den Standards der anderen Seite", sagte Amos.

Schon vor der Offensive hätten 80 Prozent der 1,8 Millionen Menschen in Gaza - jeder zweite ist jünger als 18 Jahre alt - Hilfe von außen benötigt. "Jetzt haben wir 440 000 Flüchtlinge im engen Gazastreifen, die Hälfte davon in UN-Einrichtungen. Aber die Realität von Gaza ist heute, dass kein Platz sicher ist", sagte Amos. 103 UN-Einrichtungen seien bereits getroffen worden, einige mehrfach. 140 Schulen und 24 medizinische Einrichtungen seien beschädigt worden. Weite Teile des Gazastreifens hätten nur zwei Stunden am Tag Strom, andere gar nicht.

Der Leiter des UN-Hilfswerks für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA), Pierre Krähenbühl, schilderte dem Sicherheitsrat die dramatische Lage der Zivilisten im Gazastreifen. "Ich glaube, die Bevölkerung steht am Abgrund", berichtete Krähenbühl per Videoschaltung aus dem Gazastreifen den in New York versammelten Sicherheitsratsmitgliedern. Dabei rief er die internationale Gemeinschaft auf, "alle notwendigen Schritte zu unternehmen, um diese extreme Situation anzugehen".

Quelle: ntv.de, fma/AFP/dpa

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