Politik

Abe-Regierung unbeirrbar Japan richtet 68-Jährigen hin

Japanische Hinrichtungskammer. Hat der Todeskandidat die Schlinge um den Hals, öffnet sich die Klappe unter seinen Füßen.

Japanische Hinrichtungskammer. Hat der Todeskandidat die Schlinge um den Hals, öffnet sich die Klappe unter seinen Füßen.

(Foto: REUTERS)

Regelmäßig vollstreckt die konservative Regierung in Tokio Todesurteile. Das neunte an diesem Morgen, als ein älterer Mann am Galgen sterben muss. Er dürfte, wie alle Todeskandidatenin Japan, bis kurz zuvor nichts von dem Termin gewusst haben.

In Japan ist erneut ein zum Tode verurteilter Mörder gehängt worden. Es handele sich um einen 68-Jährigen, gab das Justizministerium nach Vollstreckung des Urteils bekannt. Der Japaner war für den Mord an seiner 58 Jahre alten Schwägerin und ihren beiden Enkelinnen zum Tod durch den Strang verurteilt worden. Seit dem Amtsantritt des rechtskonservativen Regierungschefs Shinzo Abe vor eineinhalb Jahren endeten damit bereits neun Menschen am Galgen.

Unterdessen starb am selben Tag ein 60 Jahre alter Todeskandidat in Japan an den Folgen einer Atemwegserkrankung, wie das Justizministerium weiter bekanntgab. Die drittgrößte Wirtschaftsnation gehört zu den wenigen Industrieländern, die noch an der Todesstrafe festhalten. Menschenrechtsaktivisten prangern seit Jahren den Umgang mit der Todesstrafe sowie die Haftbedingungen in Japan scharf an.

Ungewissheit macht Verurteilte wahnsinnig

Als besonders grausam kritisieren Menschenrechtsorganisationen sowie ausländische Regierungen, dass den Todeskandidaten der Zeitpunkt der Hinrichtung nicht mitgeteilt wird. Die zum Tode Verurteilten leben oft jahrelang in Einzelhaft. Erst wenige Minuten vor ihrer Hinrichtung wird den Gefangenen gesagt, dass sie jetzt sterben werden.

Die dauernde Angst, dass es jeden Tag so weit sein könnte, treibt nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen viele Todeskandidaten in den Wahnsinn. Ist der Todestag gekommen, dürfen sie sich von ihren Angehörigen nicht mehr verabschieden. Die Angehörigen erfahren von den Hinrichtungen erst im Nachhinein. Derzeit sitzen nach Angaben des Justizministeriums 129 Verurteilte in den japanischen Todeszellen.

Japanische Regierungen berufen sich stets auf Umfragen, wonach die Mehrheit der Bürger des Landes die Todesstrafe für brutale Mörder befürworte. In Japan gibt es sieben Todeskammern in Vollzugsanstalten in Tokio, Osaka, Hiroshima, Nagoya, Sapporo, Fukuoka und Sendai.

Quelle: ntv.de, nsc/dpa

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