Politik

Massen demonstrieren wegen Inseln Japan und China schicken Schiffe

Die Küstenwachen sind in Alarmbereitschaft.

Die Küstenwachen sind in Alarmbereitschaft.

(Foto: REUTERS)

Wieder einmal kochen in China die Emotionen hoch. In mehreren Städten gehen Zehntausende gegen Japan auf die Straße. Die japanischen Botschaften werden zu erhöhter Wachsamkeit aufgerufen, Schiffe beider Länder patroullieren die umstrittenen Gewässer. Japanische Firmen schließen vorübergehend ihre Werke.

Demonstranten vor der japanischen Botschaft in Taipeh mit einer Puppe, die Japan symbolisieren soll.

Demonstranten vor der japanischen Botschaft in Taipeh mit einer Puppe, die Japan symbolisieren soll.

(Foto: REUTERS)

Zehntausende haben an in zahlreichen chinesischen Städten teilgenommen. Ein Großaufgebot von Polizei und paramilitärischen Kräften sicherte die meist gut organisierten Protestzüge. Anlass der neuen Massenaufmärsche ist der historisch heikle Jahrestag des Mukden-Zwischenfalls am 18. September 1931, den die kaiserlich japanische Armee damals als Vorwand für ihre Invasion in Nordostchina genommen hatte.

Neuerliche Demonstrationen gab es in Peking sowie im ganzen Land verteilt in Städten wie Guangzhou, Changsha, Chongqing, Wenzhou, Harbin und Shenyang. Die Demonstranten protestierten wie bereits am Wochenende gegen den Kauf von Inseln im Ostchinesischen Meer durch die japanische Regierung. In Peking demonstrierten mehrere tausend Menschen vor der japanischen Botschaft. Der Umzug schien gut organisiert und wurde von einem Großaufgebot von Polizei überwacht. Demonstranten riefen zum Boykott japanischer Waren auf. "Die Diaoyu-Inseln gehören zu China." Einige trugen Fotos des Mao Zedong bei sich. Auf einigen Spruchbändern wurden sogar zum Krieg gegen Japan aufgerufen. Demonstranten warfen Plastikflaschen auf das Botschaftsgelände.

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(Foto: Stepmap/n-tv.de)

Die chinesisch Diaoyu und japanisch Senkaku genannten unbewohnten Felseninseln sind seit Jahrzehnten zwischen beiden Ländern umstritten. Trotz eindringlicher Warnungen Chinas hatte Japan einen Teil der Inselgruppe einem privaten japanischen Besitzer abgekauft. Die japanische Regierung wollte dadurch nach eigenen Angaben verhindern, dass die Inselgruppe bebaut wird. In China, das die Inselgruppe ebenfalls beansprucht, löste der Schritt dennoch Wut und Empörung aus. In dem Seegebiet gibt es reiche Fischgründe sowie Öl- und Gasvorkommen.

Erhöhte Wachsamkeit

Wegen der neuen Protestwelle forderte Japans Ministerpräsident Yoshihiko Noda seine Botschaft in Peking sowie japanische Generalkonsulate in anderen Städten des Landes zu erhöhter Wachsamkeit auf. Die chinesischen Behörden wurden aufgefordert, für die Sicherheit japanischer Staatsbürger zu sorgen.

Einige Demonstranten rufen zum Krieg gegen Japan auf.

Einige Demonstranten rufen zum Krieg gegen Japan auf.

(Foto: REUTERS)

Angesichts der Spannungen patrouillieren beide Länder mit Schiffen in den umstrittenen Gewässern. Die japanische Küstenwache habe ein chinesisches Fischerei-Begleitschiff gesichtet, berichtete die japanische Nachrichtenagentur Jiji Press. Man habe die Besatzung aufgefordert, nicht in japanische Hoheitsgewässer einzudringen.

Berichten zufolge ist eine Flotte Hunderter chinesischer Fischerboote zum Beginn der neuen Fangsaison in das Seegebiet aufgebrochen. Chinas Küstenwache will die Fischer beschützen. Zwischenfälle wurden bislang nicht bekannt. Japans Küstenwache werde in der Region genauestens patrouillieren, teilte ein Regierungssprecher in Tokio mit.

Japaner schließen Werke

Wegen der aufgeheizten Stimmung in China stellen immer mehr japanische Firmen ihre Arbeit in dem Land vorübergehend ein. Sony lässt zwei Werke zu. Die Fahrzeughersteller Yamaha und Suzuki erklärten, die Motorradfertigung werde in einigen Betrieben zeitweise eingestellt. Auch der Baumaschinenhersteller Komatsu lässt einige Fertigungslinien stillstehen. Hitachi Construction Machinery teilte mit, 25 japanische Beschäftigte würden aus Sicherheitsgründen nach Japan zurückbeordert. Der Handelskonzern Aeon teilte mit, 30 seiner 35 Supermärkte in China blieben geschlossen. Die japanische Nachrichtenagentur Kyodo meldete, auch der Autohersteller Toyota Motor werde die Fertigung in einigen Produktionsstätten in China einstellen. Ein Sprecher des Unternehmens erklärte, Toyota prüfe noch die Lage.

In China waren die anti-japanischen Proteste am Sonntag eskaliert: Die Wut der Demonstranten richtete sich vor allem gegen diplomatische Einrichtungen Japans. Es wurden aber auch japanische Supermärkte geplündert und Firmengebäude angezündet. Toyota und Honda berichteten von heftigen Schäden in der ostchinesischen Stadt Qingdao.

Vor dem Hintergrund der Spannungen begann US-Verteidigungsminister Leon Panetta politische Gespräche in Peking. Er war am Vorabend aus Tokio kommend zu einem länger geplanten dreitägigen Besuch in Peking eingetroffen. In Japan hatte Panetta zu Zurückhaltung und einer friedlichen Lösung des Konfliktes aufgerufen.

Quelle: ntv.de, ghö/dpa/rts

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