Politik

Millionengrenze erreicht Jeder Fünfte im Libanon ist Syrer

Erste Station Bekaa-Ebene im Osten des Libanon. Viele Flüchtlinge kommen nur mit ein paar Bündeln aus Syrien herüber.

Erste Station Bekaa-Ebene im Osten des Libanon. Viele Flüchtlinge kommen nur mit ein paar Bündeln aus Syrien herüber.

(Foto: REUTERS)

Der kleine Libanon nimmt mehr Flüchtlinge aus Syrien auf als jedes andere Land. Dabei hat der Staat selbst nur 4,5 Millionen Einwohner und eine Menge eigener Probleme. Das UN-Flüchtlingshilfswerk warnt: Lange geht das nicht mehr gut.

Die Libanesen versuchen zu helfen, wo sie können. In einem Flüchtlingscamp passt ein Prothesenbauer einem 19-jährigen Syrer ein Ersatzbein an.

Die Libanesen versuchen zu helfen, wo sie können. In einem Flüchtlingscamp passt ein Prothesenbauer einem 19-jährigen Syrer ein Ersatzbein an.

(Foto: AP)

Die Zahl der syrischen Flüchtlinge im Libanon hat erstmals die Millionengrenze durchbrochen. Das e ntspricht rund einem Viertel der Bevölkerung des kleinen Nachbarlandes, wie das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) mitteilte. Jeden Tag kämen 2500 neue Flüchtlinge hinzu. An zwei Tagen kommen somit im Libanon so viele Flüchtlinge an, wie Deutschland insgesamt bisher aufgenommen hat. Das Land könne den Ansturm kaum noch bewältigen.

Kein Land der Welt habe einen höheren Anteil zu verkraften. Der Libanon ist das kleinste der Nachbarländer Syriens, doch in keinem leben inzwischen so viele Flüchtlinge wie dort. Kein Wunder, besonders aus der Hauptstadtregion um Damaskus ist die Grenze zum Libanon am schnellsten zu erreichen.

Belastung für die einheimische Wirtschaft

Für den Libanon entwickelt sich der Zustrom von immer mehr Flüchtlingen zu einem existenziellen Problem. "Der Libanon beherbergt die größte Konzentration an Flüchtlingen in der jüngeren Geschichte", sagt UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, António Guterres. Für jedes Land seien eine Million Flüchtlinge eine riesige Menge. Für den Libanon, ein Land mit 4,5 Millionen Einwohnern, ist die große Anzahl von Syrern besonders schwierig. Fast jeder Fünfte stammt mittlerweile aus dem Nachbarland.

Laut UNHCR hat der Libanon seit Beginn des Krieges in Syrien einen wirtschaftlichen Schock nach dem anderen erlitten. Der Handel ist fast zusammengebrochen, Touristen kommen kaum noch und nur wenige Investoren bringen ihr Geld ins Land. Laut Weltbank hat der Syrienkrieg den Libanon schon im vergangenen Jahr 2,5 Milliarden Dollar gekostet - doch da waren noch sehr viel weniger syrische Flüchtlinge im Land. Vor genau einem Jahr waren es demnach erst 356.000. Wenn es so weitergeht, warnt das UNHCR, werden bis Ende des Jahres Hunderttausende Libanesen in die Armut rutschen.

Die Türkei und Jordanien sind mit rund 670.000 und 590.000 Flüchtlingen die häufigsten Fluchtziele nach dem Libanon. Im Irak fanden rund 220.000 Syrer Aufnahme. Die Flucht ins Zweistromland ist von Syrien aus besonders beschwerlich, weil dabei ein großes Wüstengebiet durchquert werden muss, in dem auch noch dschihadistische Gruppen ihr Unwesen treiben. 136.000 Syrer haben es bis nach Ägypten geschafft. Insgesamt sind in der Region nach UN-Angaben rund 2,6 Millionen Syrer auf der Flucht.

Quelle: ntv.de, nsc/dpa

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