Welthungerhilfe kritisiert Biokraftstoffe Jeder achte Mensch hungert
11.10.2012, 14:08 Uhr
Gerade für Kinder hat Unterernährung katastrophale Folgen.
(Foto: AP)
Die Zahlen sind besorgniserregend. Allein in Burundi, Eritrea und Haiti ist mehr als die Hälfte der Menschen unterernährt. Auch in 17 anderen Ländern sei die Lage "alarmierend", kritisiert die Welthungerhilfe. Ihrer Ansicht nach verschärfen vor allem private Investoren und das "Land Grabbing" die Lage.
Private Investoren verschärfen nach Erkenntnissen der Welthungerhilfe das weltweite Hungerleiden. Deren Anbau von Getreide für die Viehfütterung und für Biokraftstoffe sei ein drängendes Problem, sagte die Präsidentin der Deutschen Welthungerhilfe, Bärbel Dieckmann, bei der Vorstellung des Welthunger-Index 2012 in Berlin. "Jeder achte Mensch auf der Welt hungert." Insgesamt hungerten weltweit rund 870 Millionen Menschen. "Extrem alarmierend" sei die Situation in Burundi und Eritrea in Afrika sowie in Haiti in der Karibik. Dort sei über die Hälfte der Menschen unterernährt.
Das sogenannte "Landgrabbing" - der Kauf großer Flächen Ackerland - gefährdet nach Angaben der Welthungerhilfe die Existenz vieler Kleinbauern und fördert das Hungerproblem. Ausländische Firmen produzierten oft nur, um zu exportieren. "Die Gewinne werden nicht im Land gelassen."
Dieckmann forderte deshalb, den gemeinsamen Anbau von Getreide beispielsweise in Genossenschaften voranzutreiben. "Wir brauchen Regierungen, die Verantwortlichkeit zeigen für die Menschen." In Sierra Leone seien zum Beispiel bereits rund 20 Prozent der verfügbaren Flächen an Unternehmen anderer Länder verkauft worden.
Lage etwas verbessert
In weiteren 17 Ländern - ausschließlich in Südasien und Afrika südlich der Sahara - sei die Hungersituation "alarmierend". Das betreffe zum Beispiel Indien, Nepal und Bangladesch sowie Madagaskar, Mosambik und Äthiopien. Seit 1990 hat sich die Lage nach Angaben der Welthungerhilfe zwar etwas verbessert. In Ghana beispielsweise habe eine gute Regierungsführung für weniger Hunger im Land gesorgt.
Ziel beim Kampf gegen den Hunger sei es, mehr Lebensmittel auf weniger Land mit weniger Wasser zu produzieren. Wichtig sei dafür eine "aufeinander abgestimmte Land-, Wasser- und Energiepolitik" - und zwar von Regierungen der Industrie- und der Entwicklungsländer.
Der siebte Welthunger-Index wurde für 120 Länder weltweit erhoben. Dafür nutzt die Welthungerhilfe drei Faktoren: den Anteil der Unterernährten an der Bevölkerung, den Anteil untergewichtiger Kinder unter fünf Jahren und die Sterblichkeitsrate von Unter-Fünfjährigen.
Quelle: ntv.de, dpa