Mitarbeiter des Finanzministeriums Jeder zwölfte hat einen Nebenjob
15.10.2011, 16:19 Uhr
Je höher ein Mitarbeiter die Karriereleiter erklettert, desto seltener hat er einen Nebenjob.
(Foto: picture alliance / dpa)
Manche von ihnen halten Vorträge in Anwaltskanzleien oder schreiben Fachaufsätze, andere tragen auch mal im Clownstheater dazu bei, die Zuschauer zum Lachen zu bringen. Die Mitarbeiter im Finanzressort scheinen kreativ, wenn es um Nebenjobs geht. Grünen-Bundestagsabgeordnete Paus sieht in den Nebentätigkeiten jedoch ein "Einfallstor" für Bestechlichkeit.
Im Bundesfinanzministerium hat etwa jeder zwölfte Mitarbeiter im vergangenen Jahr einen Nebenjob gehabt. Das geht aus einer Antwort des Ministeriums auf eine parlamentarische Anfrage der Grünen hervor. Die Mitarbeiter mit Nebenjobs bekamen für Vorträge oder wissenschaftliche Aufsätze jährlich im Schnitt rund 2700 Euro, für alle anderen Tätigkeiten waren es den Angaben zufolge etwa 1400 Euro. Der höchste Zuverdienst lag bei 20.000 Euro im gesamten Jahr 2010.
Am häufigsten wurden die Ministeriumsmitarbeiter für Vorträge, Seminare, Fachaufsätze und Diskussionsrunden bezahlt. Unter den Nebenjobs der vergangenen Jahre waren aber auch Tätigkeiten in einem Clownstheater, einem Fitness-Studio, als Nageldesignerin und Tauchlehrer. Tendenziell gilt: Je höher ein Mitarbeiter die Karriereleiter erklettert, desto seltener hat er einen Nebenjob. Vorträge hielten Finanzressort-Mitarbeiter in den vergangenen Jahren beispielsweise für Anwaltskanzleien, Versicherungen oder Wirtschaftsprüfungsgesellschaften.
"Ein ungutes Gefühl"
In anderen Ministerien war die Nebentätigkeits-Quote dem Schreiben zufolge ähnlich, im Innenministerium waren es auch etwa 8 Prozent, im Arbeitsressort 6,4 Prozent. Höher waren die Werte in den Ressorts für Wirtschaft (10,3 Prozent), Justiz (12,1) und Umwelt (9,8).
Die Grünen-Bundestagsabgeordnete Lisa Paus forderte mehr Transparenz beim Thema Nebenjobs. Solche Jobs könnten ein "Einfallstor" für Bestechlichkeit sein, sagte sie. Sie betonte, dass Nebenjobs für Beamte auch ihren Sinn hätten. Wenn Juristen Kommentare zu Gesetzen in Fachzeitschriften publizierten, sei dies ein Beitrag zur Öffentlichkeitsarbeit und unproblematisch.
Bei dem Jahres-Höchstbetrag von 20.000 Euro für den Nebenjob eines Mitarbeiters des Finanzministeriums habe sie aber "ein ungutes Gefühl". Vorträge bei Anwaltskanzleien seien fragwürdig. Es dürfe nicht passieren, "dass ein Beamter auf der einen Seite die Steuergesetze schreibt und auf der anderen Seite in Vorträgen erklärt, wo die Schlupflöcher in der Gesetzgebung liegen", sagte Paus.
Quelle: ntv.de, dpa