Politik

Grundgesetzänderung Jobcenter bleiben erhalten

Was die Unions-Fraktion vor einem Jahr noch ablehnte, wird nun Gesetz: Mit Untersützung der SPD ändert Schwarz-Gelb das Grundgesetz, um die Zusammenarbeit von Kommunen und Arbeitsagenturen bei den Jobcentern weiterhin zu ermöglichen. Damit ist der jahrelange Streit zu Ende.

Alles kann bleiben wie es ist: An der Zusammenarbeit der Jobcenter mit den Kommunen wird nun nicht gerüttelt.

Alles kann bleiben wie es ist: An der Zusammenarbeit der Jobcenter mit den Kommunen wird nun nicht gerüttelt.

(Foto: picture alliance / dpa)

Mehr als zwei Jahre nach dem Verfassungsgerichtsurteil gegen die Hartz-IV-Jobcenter ist der Weg frei für eine Neuordnung. Eine Spitzenrunde aus Vertretern der Union, der FDP und der SPD vereinbarte in Berlin eine Grundgesetzänderung. Die ursprünglich von der schwarz-gelben Regierungskoalition geplante Aufspaltung der Jobcenter in getrennte Aufgaben für Arbeitsagenturen und Kommunen ist damit abgewendet. Für die 6,8 Millionen Bezieher von Arbeitslosengeld II ändert sich in der Praxis wenig. Künftig sollen jedoch bis zu 110 statt derzeit 69 Kommunen die Betreuung der Langzeitarbeitslosen in Alleinregie mit dem Geld vom Bund übernehmen. Das wäre ein Viertel aller 438 Jobcenter bundesweit.

"Wir werden gemeinsam eine Grundgesetzänderung auf den Weg bringen", sagte Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen nach dem einstündigen Treffen. Die Langzeitarbeitslosen hätten nun Sicherheit: "Auch in Zukunft gibt es die Hilfe aus einer Hand." SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier sagte, es sei nicht alltäglich, dass die größte Oppositionsfraktion der Regierung aushelfe. Es gehe aber um die bestmögliche Betreuung der Hartz-IV-Bezieher. Dahinter müssten "oberflächliche, parteitaktische Überlegungen" zurückstehen. Die SPD habe zudem erreicht, dass die Sperrung von 900 Millionen Euro für Arbeitsmarktmaßnahmen im Bundeshaushalt aufgehoben und 3200 bisher befristete Stellen in der Arbeitsverwaltung in dauerhafte Jobs umgewandelt würden.

Linke wollen mehr

Thema erledigt: Die Kanzlerin und Arbeitsministerin von der Leyen.

Thema erledigt: Die Kanzlerin und Arbeitsministerin von der Leyen.

(Foto: dpa)

An der Spitzenrunde nahmen auch die Fraktionsvorsitzenden von Union und FDP, Volker Kauder und Birgit Homburger, sowie die Verhandlungsführer der Bundesländer teil. Zur Änderung der Verfassung sind Zwei-Drittel-Mehrheiten in Bundestag und Bundesrat erforderlich. Dafür benötigen Union und FDP die SPD. Ein erster Anlauf für eine Einigung war vor einem Jahr am Widerstand der Unions-Fraktion im Bundestag gescheitert. Ohne Neuregelung müssten alle Jobcenter 2011 in Zuständigkeiten für Kommunen und Arbeitsagenturen aufgespaltet werden. Ende 2007 hatte das Bundesverfassungsgericht entschieden, die Kooperation von Bund und Kommunen verstoße gegen das Grundgesetz.

Die Linkspartei forderte die SPD auf, die Jobcenter-Einigung nachzuverhandeln. Deren Ziel sei die Ausweitung des Optionskommunen- Modells "und damit ein Flickenteppich der Zuständigkeiten", sagte der Vizevorsitzende der Linken, Klaus Ernst. Für die Grünen sagte deren Arbeitsmarktexpertin, Brigitte Pothmer, nun müsse abgewartet werden, "ob die mit dem Kompromiss verbundenen Versprechungen tatsächlich Realität werden".

Gesetz noch vor der Sommerpause

In das Grundgesetz soll nun der Artikel 91e neu aufgenommen werden. Darin wird geregelt, dass der Bund und die Kommunen zur Betreuung der Hartz-IV-Bezieher gemeinsame Einrichtungen bilden dürfen. Dies soll bundesweit die Regel sein. Die Zahl der Optionskommunen kann um bis zu 41 auf 110 erhöht werden. Die 23 Kommunen, in denen die Aufgaben derzeit getrennt wahrgenommen werden, müssen sich für eines der Modelle entscheiden.

Ein zusätzliches Bundesgesetz soll weitere Details regeln, wie etwa eine bessere Betreuung der Langzeitarbeitslosen in den Jobcentern durch eine höhere Zahl von Arbeitsvermittlern.

Die Bundesregierung will bereits kommenden Mittwoch die Eckpunkte der Neuregelung beschließen. Die Gesetzentwürfe sollen das Kabinett am 21. April passieren. Eine Verabschiedung durch Bundestag und Bundesrat wäre damit vor der Sommerpause möglich.

In die Grundsicherung für erwerbsfähige Arbeitsuchende fließen etwa 50 Milliarden Euro jährlich. Den Großteil davon - dieses Jahr etwa 38 Milliarden Euro - zahlt der Bund. Bei den Kommunen fallen etwa zwölf Milliarden Euro für die Wohnungskosten an. In den Jobcentern werden die Anträge auf Arbeitslosengeld II bearbeitet sowie Fördermaßnahmen und soziale Hilfen auf den Weg gebracht. Bisher arbeiten Kommunen und Arbeitsagenturen in 346 Jobcentern eng zusammen. 69 Kommunen erhielten bei der Einführung von Hartz IV im Jahr 2005 aber die Option, die Betreuung in Alleinregie zu übernehmen.

Quelle: ntv.de, tis/dpa/rts

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