Politik

Doppelagent Balawi Jordanien räumt Zusammenarbeit ein

Der Verlust von sieben Agenten hat den US-Geheimdienst CIA hart getroffen. Auch für Jordanien hat das Selbstmordattentat ein Nachspiel.

Jordanien beerdigte mit hohen Ehren seinen Geheimdienstoffizier Ali bin Zaid, die Verbindung zu Balawi wurde zunächst geleugnet.

Jordanien beerdigte mit hohen Ehren seinen Geheimdienstoffizier Ali bin Zaid, die Verbindung zu Balawi wurde zunächst geleugnet.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Nach anfänglichen Dementis hat Jordanien nun eingeräumt, dass der mutmaßliche CIA-Attentäter und Doppelagent Humam Chalil Abu Mulal el Balawi für Amman gearbeitet hat. "Jordanien erhielt seit einem Jahr wichtige Informationen von Balawi", sagte ein ranghoher Jordanier, der anonym bleiben wollte. Dass Balawi der Selbstmordattentäter des Anschlags in der afghanischen Provinz Chost war, wollte er aber nicht bestätigen.

"Wir haben die Informationen (von Balawi) an die Geheimdienste weitergegeben, mit denen wir im Kampf gegen den Terrorismus zusammenarbeiten", sagte der Regierungsvertreter. Den USA seien Auskünfte über Afghanistan gegeben worden. Balawi war Berichten von US-Zeitungen zufolge als Doppelagent für die Jordanier im Einsatz und kam in Begleitung eines Hauptmanns der jordanischen Geheimdienste auf den CIA-Posten in Chost. Er soll sich in die Luft gesprengt und sieben CIA-Agenten sowie den jordanischen Hauptmann, einen entfernten Verwandten von König Abdallah, getötet haben.

"Wertvolle Quelle"

In Erklärungsnot: CIA-Direktor Panetta nach dem schweren Anschlag gegen seine Agenten.

In Erklärungsnot: CIA-Direktor Panetta nach dem schweren Anschlag gegen seine Agenten.

(Foto: AP)

Balawi wurde nach einem Bericht der "New York Times" von den US-Geheimdiensten als äußerst wertvolle Quelle betrachtet. Seine Auskünfte seien so geschätzt gewesen, dass sogar das Weiße Haus über das bevorstehende Treffen in Chost informiert worden sei. Dass der Mann eine extremistische Vergangenheit hatte, sei sowohl den Jordaniern als auch den USA bekannt gewesen. Die Dienste seien aber davon ausgegangen, dass er als Überläufer eingestuft werden könne.

Tatsächlich veröffentlichte Balawi auch während seiner Tätigkeit als Doppelagent unter dem Namen Abu Dudschana el Charassani radikale Texte im Internet. Dennoch werden aus Jordanien weiter Zweifel daran geäußert, dass Balawi der Attentäter war.

Der jordanische Regierungsvertreter sagte, "alles weist darauf hin, dass Balawi bei dem Selbstmordanschlag getötet wurde". Es gebe aber keine Möglichkeit festzustellen, ob er tatsächlich der Selbstmordattentäter gewesen sei.

Ratlose Familie

Dies wird auch von Balawis Familie in Frage gestellt. Balawis Mutter Schanara Fadel el Balawi sagte AFP, ihr Sohn sei "niemals Extremist" gewesen und habe auch "keine extremistischen Ansichten vertreten". Sie sei allerdings seit Februar 2009 ohne Nachricht von ihm. Balawis türkische Ehefrau Defne Bayrak sagte zu NTV: "Mein Mann kann bestimmt kein Agent der CIA oder Jordaniens gewesen sein, er ging ja nicht einmal aus dem Haus." Sie habe vor sechs Wochen zuletzt mit ihm telefoniert, es sei ein "normales Gespräch" gewesen.

Den US-Blättern zufolge sollte Balawi in Chost Informationen über die Nummer zwei von El Kaida, Aiman el Sawahiri, übergeben. Stattdessen sprengte er sich und seine Gastgeber in die Luft.

Quelle: ntv.de, AFP/dpa

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