Faustpfand für Gaddafi? Journalisten festgenommen
22.03.2011, 11:24 Uhr
Aufständische werden vor Adschdabija von Gaddafi-Truppen beschossen.
(Foto: AP)
Sie könnten zum Faustpfand des libyschen Machthabers werden: Mehrere westliche Journalisten befinden sich nach Augenzeugenberichten in der Hand von Anhängern von Muammar al-Gaddafi, unter ihnen auch der deutsch-kolumbianische AFP-Fotograf Roberto Schmidt.
Der 45-Jährige sei gemeinsam mit dem Briten Dave Clark und dem US-Amerikaner Joe Raedle unter Androhung von Waffengewalt festgenommen worden, sagte der Fahrer der drei Journalisten später.
Sie seien am Samstag auf dem Weg von Tobruk in die Rebellenhochburg Adschdabija unterwegs gewesen, als Militärfahrzeuge Jagd auf sie gemacht hätten. Clark rief den Angaben zufolge "Sahafa, Sahafa", was Journalist bedeutet. Die Soldaten hätten das Fahrzeug der Reporter angezündet und seien mit ihnen in einem Militärfahrzeug davon gefahren. AFP hatte seit Freitagabend nichts mehr von seinen Mitarbeitern gehört. Zu diesem Zeitpunkt hatten sie die Agentur über ihre Pläne informiert, am Samstagmorgen 35 Kilometer von der ostlibyschen Stadt Tobruk entfernt Rebellen treffen und Flüchtlinge interviewen zu wollen. Clark ist seit dem 8. März als Reporter in Libyen im Einsatz, Schmidt seit dem 28. Februar. Der deutsche AFP-Fotograf hat sein Heimatbüro in der kenianischen Hauptstadt Nairobi.
Ein weiterer französischer Fotograf, der als Freier für die Agentur Polaris arbeitete, gilt ebenfalls als vermisst. Stéphane Lehr habe sich zuletzt am Sonntag per Mail aus Bengasi gemeldet, teilte die Organisation Reporter ohne Grenzen mit. Er habe ebenfalls Richtung Adschdabija fahren wollen. Nach Angaben der Organisation sind außerdem vier Journalisten des arabischen Senders Al-Dschasira in der Hand von Gaddafis Truppen. Sechs libysche Journalisten gelten ebenfalls als vermisst.
Quelle: ntv.de, dpa