Große Ehre Juntachef trifft Ban Ki Moon
20.05.2008, 13:11 UhrDer Chef der Militärjunta in Birma, Than Shwe, ist zu einem Treffen mit UN-Generalsekretär Ban Ki Moon bereit. Wie der UN-Koordinator für humanitäre Einsätze, John Holmes, in Rangun mitteilte, wird Ban vermutlich am Donnerstag Gespräche mit der Regierung führen und zur Einschätzung der Lage in das Katastrophengebiet reisen.
Than Shwe hatte zwei Briefe Bans nicht beantwortet und war auch am Telefon für Ban nicht zu sprechen. Nach zwei Wochen heftigen Widerstands gegen ausländische Helfer hatte das Regime in den vergangenen Tagen nachgegeben: Ärzte aus Thailand und Indien sind bereits im Land. Japan erwartet eine Reiseerlaubnis für japanische Katastrophenhelfer. Westliche Helfer dürfen weiter nicht in das Land.
Holmes hielt sich in Birma auf, um die in Selbstisolation verharrende Regierung dazu zu bringen, dass sie internationale Helfer in das Land lässt. Nach UN-Schätzungen brauchen nach dem Zyklon "Nargis" vor zweieinhalb Wochen mindestens 1,4 Millionen Menschen dringend Hilfe. Von den 2,4 Millionen Zyklon-Opfern seien bislang nur 500.000 erreicht worden, erklärten die UN.
Besonders schlecht ist die Lage im tiefliegenden Irrawaddy-Delta, wo die Menschen von Krankheiten und Hunger bedroht sind. Die offizielle Zahl der Opfer liegt bei 78.000. Zusätzlich werden 56.000 Menschen vermisst. Die wirtschaftlichen Schäden hat die Militärregierung mit mehr als zehn Milliarden Dollar (6,5 Milliarden Euro) angegeben.
Weltbank hilft nicht
Beim Wiederaufbau kann Birma aber keine finanzielle Hilfe der Weltbank erwarten. Weltbank-Direktor Juan Jos Daboub erklärte in Singapur, die Organisation arbeite eng mit anderen südostasiatischen Ländern zusammen und stelle technische Hilfe für die Schadensermittlung in Birma zur Verfügung. Sie unterstütze auch die Planung für den Wiederaufbau. "Aber die Bank kann Birma rechtlich keine finanziellen Mittel zur Verfügung stellen, weil es seit 1998 mit der Schuldentilgung im Rückstand ist", sagte Daboub vor Journalisten. Eine Ausnahmeregelung für Birma schloss er aus.
Die Vereinten Nationen und die Mitglieder der Südostasiatischen Staatengemeinschaft (ASEAN), zu denen auch Birma gehört, haben für Sonntag eine Geberkonferenz in Rangun geplant.
Staatstrauer für Opfer des Zyklons
In Birma begann unterdessen eine dreitägige Staatstrauer für die Todesopfer des Zyklons. Im ganzen Land wurden die Flaggen auf Halbmast gesetzt. Viele Menschen in Rangun stellten sich aber die Frage, was ihnen das bringen soll. "Ich glaube nicht, dass das irgendjemandem hilft", sagte der 32-jährige Verkäufer Zin Moe. "Sie lassen nicht schnell genug Hilfe ins Land. Die Menschen sind wütend."
Welthungerhilfe hat Versorgungskette aufgebaut
Die Welthungerhilfe hat nach eigenen Angaben inzwischen eine Versorgungskette in das bisher weitgehend unzugängliche Irrawaddy-Delta aufgebaut. Täglich erreichten rund 25 Tonnen Hilfsgüter das Katastrophengebiet, teilte die Organisation mit. Täglich führen von Rangun aus fünf LKWs mit jeweils fünf Tonnen in die schwer zerstörte Stadt Bogale, erklärte die Regionalkoordinatorin Angela Schwarz. Nur weil die Wagen von birmanischen Kollegen gefahren würden, könnten sie die Kontrollpunkte der Regierung ungehindert passieren. Von Bogale aus gelangten die Hilfsgüter mit kleinen Booten über schwer passierbare Flussarme in die südlichen Dörfer.
Quelle: ntv.de