Politik

"Zimmerman bangte ohne Zweifel um sein Leben" Jury im Martin-Prozess war gespalten

Seit Tagen protestieren Menschen - wie hier in Birmingham im Staat Alabama gegen den Freispruch.

Seit Tagen protestieren Menschen - wie hier in Birmingham im Staat Alabama gegen den Freispruch.

(Foto: AP)

Der Protest in den USA gegen den Freispruch von George Zimmerman reißt nicht ab. Nun spricht erstmals eine Geschworene über die Verhandlungen der Jury, die zunächst keinesfalls einig war. Die Regierung zögert derweil noch, den Fall um den Tod von Trayvon Martin neu aufzurollen.

Nach dem Freispruch im Prozess um den Tod des schwarzen Teenagers Trayvon Martin hat eine der sechs Geschworenen öffentlich über die schwierige Urteilsfindung gesprochen: Eine als "Geschworene B-37" vorgestellte und im Dunkeln sprechende Frau sagte dem US-Nachrichtensender CNN, zu Beginn der 16-stündigen Beratungen seien drei Geschworene für einen Freispruch für den angeklagten Todesschützen George Zimmerman gewesen, die drei anderen hätten den Fall zunächst als Totschlag bewerten wollen.

Erst nach Stunden der Debatte und wiederholtem Lesen der gesetzlichen Bestimmungen sei Einigkeit darüber erzielt worden, dass Zimmerman freigesprochen werden müsse, erläuterte die Geschworene. Aus dem Prozess habe sich für sie das Bild ergeben, dass Trayvon Martin den Angeklagten Zimmerman angegriffen habe, sagte die Geschworene.

"Tragisch und unnötig" nennt Justizminister Holder den Fall.

"Tragisch und unnötig" nennt Justizminister Holder den Fall.

(Foto: AP)

Zimmerman habe "ohne Zweifel" um sein Leben gebangt, sagte sie weiter. Die dann folgende tödliche Auseinandersetzung sei eine "Tragödie", fügte die Frau hinzu. Beide Beteiligten seien dafür mitverantwortlich, dass sie in diese Situation hineingeraten seien. "Beide hätten auch weggehen können."

Regierung bleibt unschlüssig

Der Nachbarschaftswächter Zimmerman, Sohn einer peruanischen Mutter und eines weißen US-Bürgers, hatte Martin am Abend des 26. Februar 2012 nahe Orlando erschossen. Obwohl der schwarze Jugendliche unbewaffnet war, ließ die Polizei den Schützen zunächst laufen. Dabei berief sie sich auf ein Gesetz, das Bürgern in Florida ein weitgehendes Selbstverteidigungsrecht einräumt. Zimmerman hatte erklärt, dass Martin ihn zuerst attackiert habe.

Die US-Regierung lässt derweil offen, ob sie den Fall nach dem Freispruch vor ein Bundesgericht bringt. Justizminister Eric Holder bezeichnete den Fall am Montag in einer Rede vor etwa 14.000 Mitgliedern einer afroamerikanischen Studentinnenverbindung in Washington als "tragisch und unnötig". Er fügte hinzu: "Das Justizministerium teilt eure Sorgen. Ich teile eure Sorgen."

Mehr als 800.000 Menschen unterzeichneten eine Online-Petition der Bürgerrechtsorganisation NAACP, in der Holder dazu aufgerufen wird, zivilrechtliche Schritte gegen Zimmerman einzuleiten.

Das Geschworenengericht in Florida hatte den 29-Jährigen am Samstagabend freigesprochen. Bei Bürgerrechtlern sorgte das Urteil für Entsetzen. Tausende gingen aus Protest auf die Straßen. Kritiker sagen, Zimmerman habe Martin nur deshalb für verdächtig gehalten, weil er schwarz gewesen sei.

Quelle: ntv.de, dpa/rts

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