Politik

Dylann Roof droht Todesstrafe Jury spricht Kirchen-Attentäter schuldig

Dylann Roof bei seiner ersten Anhörung.

Dylann Roof bei seiner ersten Anhörung.

(Foto: dpa)

Er platzte in eine Bibelstunde in Charleston und eröffnete das Feuer: Dylann Roofs Tat hat weit über die USA hinaus viele Menschen erschüttert. Nun spricht eine Jury ihr Urteil.

Ein Bundesgericht im US-Bundesstaat South Carolina hat den Todesschützen von Charleston, Dylann Roof, schuldig gesprochen. Der 22-Jährige hatte im Juni 2015 während einer Bibelstunde auf schwarze Gläubige geschossen. Er hatte sich selbst als Rassist bezeichnet und dazu bekannt, neun Menschen getötet zu haben. Nun wird über das Strafmaß entschieden. Die Staatsanwaltschaft hat die Todesstrafe gefordert.

Roof war vor dem Bundesgericht in 33 Punkten angeklagt, unter anderem wegen Mordes und Hassverbrechens. Nach einem Bericht der Zeitung "The Post and Courier" wurde Roof in allen Punkten schuldig gesprochen. Staatsanwalt Jay Richardson zufolge feuerte Roof mehr als 70 Mal auf seine Opfer. In seinem Eröffnungsplädoyer hatte Richardson an die Opfer erinnert. Er beschrieb die kaltblütige Vorgehensweise Roofs: "Er hat sich entschieden, neun gute und unschuldige Frauen und Männer hinzurichten, aus gefühllosem Hass auf ihre Hautfarbe."

Das Attentat am 17. Juni 2015 in der Emanuel African Methodist Episcopal Church, einer der ältesten Schwarzen-Kirchen des Landes, war der schlimmste rassistische Gewaltakt in der jüngeren Geschichte der USA. Roof hatte sich still unter die Teilnehmer einer Bibelstunde gemischt und dann plötzlich um sich gefeuert. Er tötete den Pastor und acht Gemeindemitglieder.

Die Jury brauchte nur zwei Stunden, um zu ihrem Schuldspruch zu gelangen. Roof verfolgte die Urteilsverkündung ohne äußerliche Regung. Zuvor hatte Staatsanwalt Nathan Williams in seinem Schlussplädoyer gesagt, der Angeklagte habe die Menschen in der Kirche "exekutiert, weil er sie für nicht mehr als Tiere gehalten" habe. Seine Tat spiegele "die ungeheure Weite seines Hasses" wider.

Attentat gründlich vorbereitet

Verteidiger David Bruck deutete hingegen an, dass Roof psychisch krank sein könnte. Seine rassistischen Überzeugungen habe dieser "direkt aus dem Internet in sein Gehirn heruntergeladen". Alle seine Taten seien "bloße Nachahmung". Während des Prozesses waren Roofs Anwälte mit ihrem Vorstoß gescheitert, zwei Experten zum psychischen Zustand ihres Mandaten aussagen zu lassen. In der Schlussphase des Verfahrens, in der es um seine Strafe gehen wird, will sich der Angeklagte selbst verteidigen.

Im Prozess hatten Überlebende die Tat in bewegenden Worten geschildert. Als Bilder der Tat gezeigt wurden, brachen Mitglieder der Jury laut Medienberichten in Tränen aus. Das Video einer Sicherheitskamera zeigt Roof beim Betreten und Verlassen der Kirche. Er hatte ausgesagt, sich dazu fast nicht getraut zu haben - dann aber habe er sich doch entschlossen. Er betrat die Kirche und feuerte mit seiner Waffe, einer Glock Pistole, auf die wehrlosen Gläubigen.

Nach Aussagen eines Polizisten hatte der Sohn geschiedener Eltern und Schulabbrecher das Attentat gründlich vorbereitet. Er habe die Kirche in den Monaten vor der Tat rund ein halbes Dutzend Mal aufgesucht. Nach Angaben der Ermittler wurden bei Roof ein Pulli mit dem Aufdruck "88" als Code für "Heil Hitler" und Tagebücher mit antisemitischen und homophoben Eintragungen gefunden. Der junge Mann posierte auf Fotos auch mit der Südstaaten-Flagge, dem Symbol der für den Erhalt der Sklaverei kämpfenden Konföderierten im Bürgerkrieg.

Die Tat löste über die USA hinaus Entsetzen aus. Sie bewegte US-Präsident Barack Obama dazu, bei einer Gedenkfeier für die Opfer das bekannte Lied "Amazing Grace" zu singen.

Quelle: ntv.de, fma/dpa/AFP

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