Offenbar hunderte Tote Kampf um Rote Moschee beendet
11.07.2007, 21:31 UhrPakistans Sicherheitskräfte haben die Rote Moschee in Islamabad nach fast zweitägigen blutigen Kämpfen gegen religiöse Extremisten unter ihre Kontrolle gebracht. Derzeit suchen die Soldaten auf dem Komplex mitten in der pakistanischen Hauptstadt nach möglicherweise dort versteckten Sprengfallen. Bis zum Abend wurden 73 Leichen geborgen. Beobachter befürchten jedoch, dass hunderte Menschen bei der "Operation Stille" starben.
Pakistanische Medien mutmaßten, die Zahl könnte 250 übersteigen. In Islamabad machten Spekulationen die Runde, die Opferzahl werde zurückgehalten, da sie einen Aufschrei der Empörung in der Bevölkerung auslösen und den Extremisten im Land Auftrieb geben könnte.
El Kaida will Vergeltung
Derweil hat El-Kaida-Vizechef Aiman al-Sawahri hat in einer Internet-Botschaft zur Vergeltung für die Erstürmung der Moschee aufgerufen. "Dieses Verbrechen kann nur durch Buße oder Blut gutgemacht werden", sagte Sawahri in einem im Internet verbreiteten Video. Die Aufnahme tauchte auf Webseiten auf, die für gewöhnlich von Islamisten benutzt werden. "Wenn Ihr Euch nicht rächt ..., wird (Pakistans Präsident) Musharraf niemanden von Euch verschonen", sagte Sawahri an Muslime und deren Führer in dem südasiatischen Land gewandt.
Racheakte befürchtet
Die Leiche des bei den Kämpfen getöteten Anführers der Militanten, des Hasspredigers Abdul Rashid Ghazi, wurde in seinen abgelegenen Heimatort in der Provinz Punjab im Osten Pakistans gebracht. Zuvor waren DNA-Proben genommen worden, um die Identität des Toten zu bestätigen. Die verschärften Sicherheitsvorkehrungen blieben im ganzen Land bestehen. Wegen möglicher Racheakte islamischer Extremisten seien Polizei und Armee in höchste Alarmbereitschaft versetzt worden, sagte Innenminister Aftab Sherpao.
Der Machtkampf um die Moschee hatte am Dienstag vergangener Woche begonnen. Sicherheitskräfte hatten die Moschee umstellt, nachdem radikale Koranschüler eine nahe gelegene Polizeiwache angegriffen und sich anschließend zu Tausenden in dem Gebäudekomplex verschanzt hatten. Viele von ihnen hatten in den folgenden Tagen die Moschee verlassen. Wie viele während des Sturms des Geländes sich noch dort aufhielten, war am Abend weiter unklar.
Die Radikalen versuchen seit Monaten, mit Gewalt ihre Forderung nach Einführung des islamischen Rechtssystems in Pakistan durchzusetzen. Präsident Musharraf, einem der wichtigsten Verbündeten der USA im Kampf gegen den Terror, werfen sie vor, eine Marionette von US-Präsident George W. Bush zu sein.
Quelle: ntv.de