Debatte der Republikaner Kann Trump die USA beschützen?
15.12.2015, 21:52 Uhr
Ist Donald Trump der geeignete Mann, Amerika vor dem IS zu beschützen?
(Foto: AP)
In der kommenden Nacht diskutieren die republikanischen Präsidentschaftsbewerber, wie Amerika sicher bleiben kann. Wieder einmal werden alle Augen auf Donald Trump gerichtet sein.
Ist Donald Trump der geeignete Mann, Amerika vor dem IS zu beschützen? Oder ist er vielmehr genau der Kandidat, den sich die Extremisten im Weißen Haus wünschen würden?
"Was Herr Trump darüber sagt, wie mit diesem Krieg umzugehen ist, stärkt lediglich den Feind", sagt US-Senator Lindsey Graham, einer von einem Dutzend Kandidaten, die im Rennen um die Präsidentschaftsnominierung der Republikaner aktuell versuchen, mit Trump Schritt zu halten. Graham sagt, der IS "liebt Donald Trump, denn er ermöglicht es ihnen, die Menschen für ihre Sache überzeugen zu können".
Dies ist eine vernichtende Anschuldigung, von der man meinen sollte, dass sie viele Millionen amerikanischer Wähler aufschreckt. Und dies war zudem noch, bevor Trump seine nahezu universell verurteilte Forderung geäußert hatte, Muslimen solle grundsätzlich die Einreise in die Vereinigten Staaten verweigert werden.
Und doch zeigt eine neue Umfrage der "New York Times" und von CBS News, dass Republikaner mit Blick auf den Kampf gegen den Terrorismus mehr Vertrauen in Trump haben als in jeden anderen Kandidaten. Insgesamt sind sieben von zehn republikanischen Wählern der Meinung, er sei für diese Aufgabe bestens gerüstet.
"Ich werde die Menschen schützen"
Die Ergebnisse der Umfrage stammen größtenteils noch aus der Zeit vor Trumps jüngsten Aussagen. Dennoch zeigen sie auch die Befindlichkeiten unmittelbar nach dem Massaker in Kalifornien, bei dem ein Ehepaar, das die Behörden als IS-Sympathisanten beschreiben, einen Massenmord begangen hatte.
"Ich werde die Menschen schützen", sagte Trump. "Das ist der Grund, weswegen es nach jeder Tragödie viel Aufmerksamkeit gibt und meine Zahlen rapide nach oben schießen. Denn wir haben keine Stärke in diesem Land. Wir haben schwache und bedauernswerte Politiker."
Schon bevor er seine Forderung nach einem Reiseverbot für Muslime geäußert hatte, war Trump sehr deutlich:
- Er sagte Unterstützung für die Einführung einer staatlichen Registrierung aller Muslime in Amerika zu.
- Er bezichtigte die Obama-Administration, das Land mit syrischen Flüchtlingen überschwemmen zu wollen.
- Er fordere nicht nur die Überwachung von Moscheen, sondern gegebenenfalls auch deren Schließung.
Trump sagt, die Vereinigten Staaten müssten schlicht neue und stärkere Maßnahmen ergreifen, um sich vor dem Terrorismus zu schützen. "Wir müssen dieses Problem beheben. Natürlich können wir darüber sprechen ... wir können bis in alle Ewigkeit darüber sprechen. Aber das Problem ist real, es trägt den Namen radikaler islamischer Terrorismus."
"Gefährliche Rhetorik"
Trump scheint auch an der Loyalität von amerikanischen Muslimen zu zweifeln, die niemals das Gesetz gebrochen oder in irgendeiner Form eine Gefahr dargestellt haben. So ließ er seine Unterstützer wissen, er habe in New Jersey tausende Muslime feiern sehen, als am 11. September 2001 die Zwillingstürme des World Trade Center angegriffen wurden. Es ist bisher kein Beweis aufgetaucht, der Trumps Behauptung untermauert, und diverse Funktionäre, bis hinauf zum Gouverneur von New Jersey, haben bestritten, dass derartige Vorkommnisse jemals stattgefunden haben.
"Trump wendet hier eine sehr gefährliche und populistische Rhetorik an, die suggeriert: Wenn wir eine Mauer bauen, Muslime aus dem Land verbannen oder sie in einem nationalen Register katalogisieren, wird die Bedrohung durch den IS verschwinden", sagt Michael Weiss, Co-Autor des Buches "ISIS: Inside the Army of Terror" und zugleich CNN-Analyst. "Zu behaupten, es handle sich hierbei um eine Auseinandersetzung zwischen dem Westen und dem Islam, ist genau das, was der IS tut. Daher erweist Trump den Terroristen in gewisser Weise einen Dienst und bestätigt ihre Propaganda."
In ihren Reaktionen auf die Aussagen von Trump sind die Republikaner gespalten. Senator Graham, der ehemalige Gouverneur von Florida Jeb Bush und verschiedene andere republikanische Kandidaten haben sie verurteilt. Doch der Gouverneur von New Jersey Chris Christie, der angemerkt hatte, in seinem Bundesstaat habe es keine 9/11-Jubelfeiern gegeben, weigerte sich bewusst, Trumps Behauptungen zu missbilligen. "Ich kenne Donald Trump seit 13 Jahren, man kann unterschiedlicher Meinung sein als er - und das war ich auch bereits. Aber ich glaube nicht, dass er hasserfüllt oder ein religiöser Eiferer ist."
Die Kandidaten der Republikaner bereiten sich indes aktuell auf die erste Präsidentschaftsdebatte seit dem Bekanntwerden von Trumps Forderungen vor, Muslime nicht ins Land zu lassen. CNN wird am Dienstagabend (jeweils Ortszeit) zwei Ausgaben präsentieren: eine für Trump und die anderen führenden Kandidaten, sowie zu früherer Zeit eine für die zweite Garde der Bewerber.
Das Aufeinandertreffen läuft unter dem Motto: "Keeping America Safe", wie Amerika sicher bleibt. Die größte Angst der Amerikaner ist die vor dem Terrorismus. Und einmal mehr werden alle Augen auf Donald Trump gerichtet sein.
Die letzte Präsidentschaftsdebatte der Republikanischen Partei in diesem Jahr überträgt CNN International live am Mittwoch, den 16. Dezember, ab 02.30 Uhr mitteleuropäischer Zeit. Eine Wiederholung wird am Mittwoch, den 16. Dezember, um 12.00 Uhr und um 21.00 Uhr mitteleuropäischer Zeit ausgestrahlt.
Quelle: ntv.de