Generalstreik nach Gemetzel Kaschmir trauert um Tote
15.07.2002, 11:02 UhrNach dem Massaker in einem Armenviertel der Stadt Jammu im indischen Teil Kaschmirs mit 28 Toten haben politische Parteien in der Stadt zum Generalstreik aufgerufen. Die meisten Läden und Betriebe blieben am Montag geschlossen, der Protest verlief friedlich, berichtete der indische Fernsehsender Star News.
Die Polizei suchte weiter nach Spuren der Gruppe mutmaßlicher Moslem- Extremisten, die am Samstagabend in das hinduistische Stadtviertel eingedrungen waren und wahllos auf Menschen geschossen hatten.
An den Folgen der Bluttat starben bis zum Montag 28 Menschen, 31 Bewohner wurden verletzt. Indische Sicherheitskreise vermuten die radikalen pro-pakistanischen Moslem-Gruppen Lashkar-e-Toiba oder Jaish-e-Mohammed hinter dem Attentat in der Stadt an der Grenze zu Pakistan. Zur Terrorgruppe Jaish-e-Mohammed soll auch der in Großbritannien geborene Moslem-Extremist Sheikh Omar gehören, der am Montag in Pakistan wegen Mordes an dem US-Journalisten Daniel Pearl zum Tode verurteilt wurde.
Indien beschuldigte am Sonntag Pakistan, hinter dem Anschlag zu stecken. Dadurch sollten die bevorstehenden regionalen Parlamentswahlen sabotiert werden. „Es ist ganz klar, dass die Terroristen von Pakistan unterstützt werden“, sagte Außenminister Yashwat Singh im Fernsehen.
Die pakistanische Führung verurteilte den Terrorakt. „Die Beweggründe hinter diesem Angriff könnten die Spannungen in der Region weiter verschärfen“, hieß es in einer am Sonntag verbreiteten Erklärung des Außenministeriums. Gleichzeitig wurde die indische Regierung aufgerufen, die Politik der Unterdrückung in Kaschmir zu beenden und „einen Weg der Einsicht, des Rechts und des Dialogs einzuschlagen, um die Auseinandersetzung um Kaschmir entsprechend den Wünschen seiner Bewohner zu beenden“.
Der Anschlag war der schwerste seit dem 14. Mai, als militante Islamisten bei einem Angriff auf einen Militärstützpunkt bei Jammu 34 Menschen töteten. Er brachte die beiden Atommächte an den Rand eines Krieges. In jüngster Zeit beruhigte sich die Lage aber wieder etwas.
Im Kaschmirkonflikt sind allein in den vergangenen zwölf Jahren rund 60.000 Menschen umgekommen. Der Konflikt konzentrierte sich bislang aber überwiegend auf den Norden Kaschmirs, weniger auf den Süden und die Region Jammu.
Quelle: ntv.de