Talabani sieht Hoffnung für Osthoff "Kein Motiv für Ermordung"
12.12.2005, 07:41 UhrDer irakische Präsident Dschalal Talabani geht nicht von einer Ermordung der deutschen Geisel Susanne Osthoff aus. Der ARD sagte Talabani: "Deutschland hat und hatte keine Verbände im Irak. Es gibt kein Motiv für Terroristen, eine deutsche Staatsbürgerin umzubringen".
Zugleich räumte er ein, bislang keine Hinweise auf die Entführer oder den Aufenthaltsort der deutschen Geisel zu haben: "Wir haben alles versucht, um ihren Aufenthaltsort zu ermitteln und herauszufinden, welche Gruppe hinter der Entführung steht."
Die 43-jährige Osthoff war am 25. November gemeinsam mit ihrem Fahrer verschwunden, seitdem fehlt von beiden jede Spur. Talabani ermutigte die deutschen Behörden, auch Kontakt mit den Nachbarländern des Irak aufzunehmen: "Es ist generell gut, wenn offizielle deutsche Stellen sich in Verbindung setzen mit der arabischen Führung, gerade in Syrien, in Saudi-Arabien, aber auch in Jordanien. Denn das kann vielleicht beitragen zur Freilassung der deutschen Geisel". Die Osthoff-Entführer fordern von der Bundesregierung, die Zusammenarbeit mit dem Irak einzustellen.
Osthoff soll nach Informationen der "Neuen Osnabrücker Zeitung" noch im Oktober von der deutschen Botschaft in Bagdad indirekt zum Ausharren im Krisengebiet ermutigt worden sein. Die Botschaft habe ihr die grundsätzliche Unterstützung für ein deutsch-irakisches Kulturprojekt in Arbil in Aussicht gestellt, berichtet die Zeitung. Das gehe aus einem Brief der Botschaft vom 20. Oktober hervor, den Susanne Osthoff in Bagdad erwirkt und wenige Tage später einem Mitarbeiter des kurdischen Kultusministeriums überbracht habe.
Das Auswärtige Amt in Berlin ließ nach der Geiselnahme verlauten, dass der deutsche Botschafter die 43-Jährige mehr als 15 Mal gewarnt und aufgefordert habe, das Land zu verlassen. In dem Schreiben heißt es laut "Neuer Osnabrücker Zeitung" jedoch, dass das Auswärtige Amt überlege, sich am Erhalt eines traditionellen Hauses in der Zitadelle von Arbil zu beteiligen. Dort sei ein Kulturzentrum zu Ehren des deutschen Archäologen Robert Kaldewey geplant. Der "Spiegel" hatte berichtet, Botschafter Bernd Erbel habe Susanne Osthoff im Oktober, als sie nach Arbil fahren wollte, angefleht, sofort wieder auszureisen.
Nach Ablauf eines Ultimatums irakischer Geiselnehmer bangen Angehörige und Freunde in Europa und Nordamerika um das Leben von vier Mitgliedern einer christlichen Hilfsorganisation. Im nordirakischen Tikrit, der Heimatstadt des inhaftierten früheren Diktators Saddam Hussein, wurde die Leiche eines entführten Ägypters entdeckt, der für die US-Armee gearbeitet haben soll. Nahe Tikrit fand die Polizei die Leiche des Sohnes des ehemaligen Provinzgouverneurs, die mehrere Einschüsse aufwies. Der Vater des 45-jährigen Unternehmers Nahed Ghasi al-Chattab gehörte zum Saddam-Clan.
Quelle: ntv.de