Aus Furcht vor einer Invasion Kiew bremst russischen Konvoi aus
12.08.2014, 12:48 Uhr
Der Konvoi bei Alabino.
(Foto: AP)
280 russische LKW sind auf dem Weg von Moskau an die russisch-ukrainische Grenze. Nach Angaben Moskaus handelt es sich um humanitäre Hilfe. Die ukrainische Regierung fürchtet, Russland könnte Soldaten schicken und will den Konvoi nicht ins Land lassen.
Die Ukraine will den von Moskau geschickten russischen Konvoi nicht ins Land lassen. "Wir werden keinen russischen Konvoi auf ukrainisches Staatsgebiet lassen", sagte der Vizechef der Präsidialverwaltung in Kiew, Waleri Tschaly. Zudem werde die ukrainische Regierung nicht akzeptieren, dass russische Soldaten oder Mitarbeiter des russischen Ministeriums für Katastrophenhilfe die Auslieferung begleiten.
Zuvor war nach Angaben russischer Nachrichtenagenturen ein Hilfskonvoi mit 280 Lastwagen Richtung ukrainische Grenze geschickt worden, nachdem sie von einem russisch-orthodoxen Priester gesegnet worden waren. Kiew und zahlreiche westliche Staaten hatten Russland vor einer solchen einseitigen Aktion gewarnt.
Die Regierung in Moskau hatte zuvor berichtet, dass "alles mit der Ukraine und dem Roten Kreuz abgestimmt" sei. Die Hilfsorganisation widersprach der Darstellung des russischen Regierungssprechers Dmitri Peskow.
Zwar hatte sich das Rote Kreuz tatsächlich angeboten, die Hilfsgüter zu den Menschen in die umkämpften Gebiete zu bringen. Moskau habe die Organisation zwar über den Konvoi informiert, doch keine Details genannt, sagte Sprecherin Anastassija Isjuk der Agentur Itar-Tass. "Wir warten noch immer auf wichtige Informationen über die Menge und die Art der Güter sowie darüber, wie und wo sie verteilt werden sollen." Zudem fehlten die Sicherheitsgarantien der Konfliktparteien, um eine Verteilung von Hilfsgütern zu ermöglichen.
Die Moskauer Regierung teilte mit, dass sie den Transport nur bis zur gemeinsamen Grenze bringen werde. Dort würden die rund 2000 Tonnen an Hilfsgütern an das Rote Kreuz übergeben und womöglich auf andere LKW verladen.
Am Montag hatte Kiew einem internationalen Hilfskonvoi mit russischer Beteiligung unter der Voraussetzung zugestimmt, dass er unter der Führung des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz stattfindet. Die ukrainische Regierung befürchtet, Russland könnte unter dem Vorwand humanitärer Hilfe Soldaten in die Ostukraine einmarschieren lassen.
Die für humanitäre Fragen zuständige EU-Kommissarin Kristalina Georgiewa forderte Moskau auf, bei der Entsendung von Hilfsgütern in die umkämpfte Ostukraine die Souveränität des Landes zu achten. "Es ist unabdingbar, dass die Lieferung von humanitärer Hilfe egal von wo und wem den Prinzipien der Neutralität, Unparteilichkeit und Unabhängigkeit entspricht", sagte Georgiewa in Brüssel. Solche Hilfe müsse den Bedürfnissen der Bevölkerung entsprechen, sie dürfe keine anderen Effekte haben. Die EU-Kommissarin unterstrich, dass die Ukrainer den Inhalt des Konvois an der Grenze überprüfen dürften.
Kämpfe im Krisengebiet
Im Osten der Ukraine werden infolge der Kämpfe zwischen Regierungstruppen und prorussischen Separatisten insbesondere in den Städten Donezk und Lugansk Lebensmittel und Wasser immer knapper. Dort haben sich Separatisten verschanzt, die ukrainische Armee hat sie nach eigenen Angaben in Donezk eingekesselt und will auch Lugansk umstellen.
Die ukrainische Armee eroberte unterdessen eine wichtige Verbindungsstraße zwischen Gorlowka und Donezk. "Das Militär setzt dort Artillerie und Luftwaffe ein", sagte der Armeeexperte Dmitri Tymtschuk in Kiew. Auf beiden Seiten habe es Tote und Verletzte gegeben. Die prorussischen Aufständischen bestätigten den Geländegewinn der Regierungstruppen in der Region. Beide Seiten berichteten auch von schweren Kämpfen um die Ortschaft Miussinsk nahe Lugansk. Die Armee kontrolliere dort weiter die Hauptverbindungswege, sagte Tymtschuk. Ebenso umkämpft sei Ilowaisk südöstlich der Separatistenhochburg Donezk, die ebenfalls unter Beschuss stand.
Quelle: ntv.de, ppo/jga/dpa/rts