"Auf frischer Tat" ertappt Kiew weist russischen Diplomaten aus
01.05.2014, 09:29 Uhr
Ukrainische Soldaten bei einer Übung vor dem Parlamentsgebäude in Kiew.
(Foto: dpa)
Die russisch-ukrainischen Beziehungen sind ohnehin schon auf dem Tiefpunkt. Nun nimmt Kiew noch den russischen Militär-Attache fest. Die Begründung: "Geheimdientliche Aktivitäten". Unterdessen werden im ganzen Land auf Druck des IWF die Gaspreise drastisch erhöht.
Die Ukraine hat den russischen Militär-Attache in Kiew einem Medienbericht zufolge wegen Spionageverdachts festgenommen und des Landes verwiesen. Der Diplomat sei zur unerwünschten Person erklärt worden und müsse ausreisen, berichtete die Nachrichtenagentur Interfax-Ukraine unter Berufung auf das Außenministerium.
Der Militär-Attache der russischen Botschaft sei am Mittwoch bei "geheimdienstlichen Aktivitäten" festgenommen worden, die nicht mit seinem Diplomatenstatus vereinbar seien. Er sei "auf frischer Tat" ertappt worden, hieß es ohne nähere Einzelheiten.
Die Regierungen in Kiew und Moskau befinden sich seit Wochen in einem tiefen Konflikt. Die ukrainische Schwarzmeerhalbinsel Krim wurde nach einem umstrittenen Referendum in die Russische Föderation eingegliedert, im Osten der Ukraine kontrollieren prorussische Einheiten rund ein Dutzend Städte.
Gaspreise steigen und steigen
Auf Druck internationaler Kreditgeber erhöhte die nahezu bankrotte Ukraine indes die Gaspreise drastisch. Privathaushalte müssen ab dem heutigen 1. Mai 40 Prozent mehr bezahlen. Zum 1. Mai 2016 und zum 1. Mai 2017 sind Aufschläge von jeweils 20 Prozent geplant. Damit kommt die prowestliche Regierung in Kiew auch einer Forderung des Internationalen Währungsfonds (IWF) nach. Das Gremium hatte der Ex-Sowjetrepublik am Vorabend einen überlebensnotwendigen Kredit in Höhe von 17 Milliarden US-Dollar gewährt.
Die Ukraine hofft, schon bis zum 8. Mai eine erste Tranche über drei Milliarden Dollar zu erhalten. Das Land muss allein beim Nachbarn Russland Schulden von mehr als drei Milliarden Dollar für Gaslieferungen begleichen.
Ponomarjow will weiter Gefangenenaustausch
In der Ostukraine verhandeln prorussische Aktivisten weiter über einen Austausch der festgesetzten OSZE-Beobachter. "Wir hoffen, dass wir sie gegen unsere Anhänger austauschen können, die von Kiew gefangenengenommen wurden", sagte der Milizenführer Wjatscheslaw Ponomarjow der Agentur Interfax in Slawjansk. Unter den Gefangenen sind auch vier Deutsche. "Die OSZE-Vertreter sind weiterhin in Slawjansk", sagte der selbst ernannte "Volksbürgermeister" Ponomarjow. "Natürlich wollen sie nach Hause, und wir verhandeln bereits mit den Kiewer Machthabern", sagte er.
Quelle: ntv.de, ghö/dpa/rts