Erster Parteitag seit 1980 Kim Jong Un will historische Rede halten
06.05.2016, 08:25 Uhr
Unter den Delegierten sind zahlreiche Militärvertreter.
(Foto: REUTERS)
Mehrere Jahrzehnte lang findet kein Kongress der nordkoreanischen Arbeiterpartei statt. Doch jetzt soll der siebte Parteitag in Pjöngjang die Welt in Erstaunen versetzen. Offenbar plant Machthaber Kim Jong Un eine spektakuläre Ein-Mann-Show.
In Nordkoreas Hauptstadt Pjöngjang hat der erste Kongress der herrschenden Kommunistischen Partei seit 1980 begonnen. Dabei soll der 33-jährige Machthaber Kim Jong Un eine Rede halten. Beobachter im In- und Ausland werden genauestens darauf achten, ob sie Hinweise auf einen Politikwandel oder personelle Veränderungen in der nordkoreanischen Führung enthält. Formal ist der Kongress, der ursprünglich alle fünf Jahre abgehalten werden sollte, das wichtigste Gremium der Partei.
Dauer und Programm der Versammlung wurden nicht bekannt gegeben. Die rund hundert zugelassenen ausländischen Journalisten haben keinen Zugang zur Tagungshalle, an deren Eingang riesige Porträts von Kims Vorgängern - seines Vaters und seines Großvaters - prangen.
Für das größte politische Spektakel des Landes seit Jahren wurde die Hauptstadt herausgeputzt. Laternenpfähle seien neu gestrichen, Straßen neu asphaltiert, und am Taedong-Ufer in der Innenstadt sei die halbe Uferbebauung abgerissen worden, "wohl um sie durch imposante Neubauten zu ersetzen", erzählen westliche Besucher.
"Kampagne der Treue" beendet
Der Kongress ist die wichtigste Versammlung im Einparteiensystem des isolierten Staates seit Jahren. Die Staatsmedien sprachen in dieser Woche von einem "historischen Ereignis", das den revolutionären Glauben der Nordkoreaner demonstrieren werde. Rechtzeitig zum Parteitagsbeginn ging die "70-Tage-Kampagne der Treue" zu Ende, mit der die Bevölkerung auf den Kongress eingestimmt werden sollte. Nordkoreas Staatsmedien berichteten vor dem Beginn des Parteitags fast täglich über angebliche Erfolge in allen Bereichen, etwa von der Steigerung der Kohleproduktion und der Planübererfüllung von Fabriken.
Der siebte Parteitag der kommunistischen Partei dürfte Kims Führungsrolle zementieren und seine "Byungjin"-Politik absegnen, die das Streben nach weiteren Atomwaffen mit wirtschaftlichen Maßnahmen kombiniert. Kim Jong Un hatte die Macht Ende 2011 übernommen. Seitdem gab es in Nordkorea zwei Atomwaffentests. Dieses Jahr testete das international isolierte Land schon mehrfach Raketen. Der UN-Sicherheitsrat verschärfte daher Anfang März die Sanktionen gegen Pjöngjang.
Quelle: ntv.de, sba/AFP