Patriot-Raketen in Tokio Kim warnt Ausländer in Südkorea
09.04.2013, 13:30 Uhr
Ausländer sollten Südkorea besser verlassen, rät Kim Jong Un.
(Foto: picture alliance / dpa)
Kim Jong Un fordert Ausländer auf, Südkorea zu verlassen. Das Land steuere schließlich auf einen "thermo-nuklearen Krieg" zu. Die EU zeigt sich eher unbeeindruckt. Die Japaner nehmen die Drohungen des nordkoreanischen Diktators hingegen sehr ernst. Sie stationieren Patriot-Raketen mitten in Tokio.
Nordkorea hat im benachbarten Südkorea lebende Ausländer aufgerufen, das Land zu verlassen. "Im Falle eines Krieges wollen wir nicht, dass in Südkorea lebende Ausländer verletzt werden", erklärte das nordkoreanische Asiatisch-Pazifische Friedenskomitee laut der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA. Die koreanische Halbinsel steuere auf einen "thermo-nuklearen Krieg" zu, hieß es. Sämtliche ausländischen Organisationen, Firmen und Touristen sollten daher "Evakuierungsmaßnahmen ausarbeiten".
Erst am Freitag hatte die nordkoreanische Führung die Botschaften in Pjöngjang aufgefordert, eine Evakuierung zu prüfen, weil es im Falle eines Krieges die Sicherheit des Personals nicht garantieren könne. Nordkorea unterstellte den USA und Südkorea erneut, einen Atomkrieg vorzubereiten. Sollte ein Konflikt auf der koreanischen Halbinsel ausbrechen, werde Nordkorea einen "gnadenlosen Vergeltungskrieg" führen.
Bei der EU glaubt man nicht, dass es zum Krieg kommt. Es gebe keine Anzeichen für erhöhte militärische Aktivität in Pjöngjang, sagte ein EU-Diplomat in Brüssel. Die sieben EU-Staaten mit Botschaften in Nordkorea, darunter auch Deutschland, wollen daher ihre Diplomaten auch nicht aus der Hauptstadt Pjöngjang abziehen. Neben Deutschland planten auch Bulgarien, Großbritannien, Polen, Rumänien, Tschechien und Schweden "derzeit keine Evakuierung der Botschaften". Nordkorea hatte zuvor erklärt, es werde beim Abzug der Diplomaten aus der Hauptstadt behilflich sein. "Die Lage ist angespannt und potenziell brisant, aber wir glauben nicht, dass wir am Rande eines bewaffneten Konflikts stehen", sagte der Beamte.
Patriot-Raketen sollen Tokio schützen
Angesichts der jüngsten Drohungen aus Nordkorea hat Japan mitten in Tokio Patriot-Raketen stationiert. Die zwei Abwehrsysteme seien in der Nacht auf dem Gelände des Verteidigungsministeriums im Herzen der Hauptstadt installiert worden, sagte ein Ministeriumsvertreter. Sie sollten möglicherweise Richtung Japan abgeschossene nordkoreanische Raketen abfangen. Japanischen Presseberichten zufolge sollen auch an zwei anderen Orten im Großraum Tokio Patriot-Raketen stationiert werden.
Das kommunistische Nordkorea hatte in den vergangenen Wochen immer wieder Angriffsdrohungen ausgesprochen. Zudem ließ die Regierung in Pjöngjang zwei Mittelstrecken-Raketen an die Ostküste des Landes verlegen und installierte sie auf mobilen Abschussrampen. Experten rechnen mit einem Raketentest noch in dieser Woche. Angesichts dieser Entwicklung hatte das japanische Verteidigungsministerium die Armee angewiesen, jede nordkoreanische Rakete abzuschießen, die japanisches Territorium bedrohe. Die japanische Hauptstadt liegt nur 1300 Kilometer Luftlinie von Pjöngjang entfernt.
USA verstärken ihre Kräfte
Die USA entsandten ihrerseits strategische Bomber der Typen B-52 und B-2 nach Südkorea. Sie können sowohl konventionelle als auch atomare Waffen tragen. Weiterhin beorderten die USA zwei Kriegsschiffe in die Umgebung der koreanischen Halbinsel. Dabei handelt es sich um zwei Zerstörer, die mit dem Raketenabwehrsystem "Aegis" ausgerüstet sind.
Das US-Militär kündigte außerdem die Stationierung einer weiteren Raketenabwehrstellung auf der Pazifikinsel Guam an. Auf der rund 3400 Kilometer südöstlich von Nordkorea gelegenen Insel Guam sind 6000 US-Soldaten, in Südkorea fast 30.000 US-Soldaten stationiert.
Die Versuche Russlands und Chinas zur Beschwichtigung des politischen Verbündeten Nordkorea stoßen in Washington auf Wohlwollen. Der Sprecher von US-Präsident Barack Obama, Jay Carney, begrüßte die Bemühungen Pekings und Moskaus, Pjöngjang zum Verzicht auf Drohungen und Provokationen zu ermutigen. Zuvor hatten die USA beide Länder aufgefordert, Nordkorea mithilfe ihres Einflusses auf Machthaber Kim Jong Un zum Einlenken zu bewegen. Carney sagte weiter, die USA würden mit sämtlichen Partnern weiterhin alles dafür tun, damit Nordkorea "seine internationalen Pflichten einhält".
Quelle: ntv.de, rts/dpa/AFP