Politik

Linkspartei debattiert eigene Kandidatur Klarsfeld würde antreten

Nazi-Jägerin gegen Stasi-Aufarbeiter? Noch hat sich die Linke nicht entschieden, ob sie mit einer eigenen Kandidatin in die Bundesversammlung geht. Möglicherweise tritt dann Beate Klarsfeld gegen Joachim Gauck an. Ihr Mann bestätigt, dass sie zur Verfügung stünde. Die Linke-Kandidatin von 2010, Jochimsen, fordert dagegen einen Boykott der Wahl.

Die Linke will möglicherweise die Nazi-Jägerin Beate Klarsfeld gegen Joachim Gauck in das Rennen um das Bundespräsidentenamt schicken. Die 73-Jährige erklärte sich über ihren Mann zu einer Kandidatur bereit. "Meine Frau steht als Kandidatin zur Verfügung", sagte Serge Klarsfeld der WAZ-Mediengruppe. Eine offizielle Bestätigung gibt es allerdings noch nicht. Auf Nachfrage von n-tv.de hieß es aus der Linke-Parteizentrale in Berlin, die Entscheidung über einen Kandidaten werde am Donnerstag bekannt gegeben.

Beate Klarsfeld

Beate Klarsfeld

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Die Partei stellt rund 10 Prozent der Wahlleute in der Bundesversammlung, die am 18. März das Staatsoberhaupt wählt. Mit dem Kabarettisten Georg Schramm, der aus den Reihen der Jugendorganisation der Linken ins Gespräch gebracht worden war, hatte ein erster potenzieller Kandidat bereits abgesagt. Die Parteispitze hatte eine Nominierung des 62-jährigen Saarländers auch nie ernsthaft in Erwägung gezogen, obwohl Ex-Parteichef Oskar Lafontaine von einem "interessanten Vorschlag" sprach.

Mit Klarsfeld ist nun eine Kandidatin im Gespräch, die schon eher Potenzial hat, die eine oder andere Stimme aus anderen Parteien zu ergattern - und das ist das erklärte Ziel der Linken. Die heute 73-Jährige wurde durch eine Ohrfeige berühmt: Im Alter von 29 Jahren schlug sie 1968 auf einem CDU-Parteitag Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger ins Gesicht, weil der früher Mitglied der NSDAP war.

Mit Lötzsch telefoniert

Später bemühte sich die gebürtige Berlinerin letztlich erfolgreich um die Auslieferung des in Bolivien lebenden ehemaligen Gestapo-Chefs von Lyon, Klaus Barbie. Nach der Verurteilung Barbies in Frankreich sprach sie vom "wichtigsten Ergebnis ihrer zahlreichen Aktionen".

Schramm macht es nicht.

Schramm macht es nicht.

(Foto: picture alliance / dpa)

Ihr Mann Serge Klarsfeld sagte, ein Duell mit Gauck habe vor allem wegen der unterschiedlichen Rollen der beiden bei der Aufarbeitung der deutschen Vergangenheit ihren Reiz. Gauck stehe für die Aufarbeitung der Stasi-Tätigkeit, seine Frau für die Aufarbeitung der Nazi-Zeit.

Laut "Spiegel" hat die 73-Jährige bereits mit Parteichefin Gesine Lötzsch telefoniert und ihre Bereitschaft zur Kandidatur erklärt. Die Parteispitze wollte sich die Entscheidung trotzdem noch offen halten. Es galt weiterhin als möglich, dass die Linke ganz ohne Kandidaten in die Bundesversammlung zieht.

Jochimsen fordert Boykott der Bundesversammlung

Luc Jochimsen ruft ihre Partei zu einem Boykott der Bundespräsidentenwahl auf.

Luc Jochimsen ruft ihre Partei zu einem Boykott der Bundespräsidentenwahl auf.

(Foto: dpa)

Als einziger Name neben Klarsfeld und Schramm ist bisher der von Luc Jochimsen genannt worden, die bereits 2010 für die Linke ins Rennen gezogen war. Die 75-jährige Bundestagsabgeordnete sagte dem "Stern" zu der Frage, ob sie erneut antreten würde: "Das entscheiden andere." Am sinnvollsten fände es die Ex-Fernsehjournalistin aber, wenn ihre Partei die Bundesversammlung boykottieren würde. "Man hat uns parteiübergreifend klargemacht, dass man uns nicht will und auch nicht braucht", sagte sie. "Ich bin daher der Ansicht, wir sollten an der Bundesversammlung gar nicht teilnehmen."

Bundeskanzlerin und CDU-Chefin Angela Merkel hatte die Linke als einzige im Bundestag vertretene Partei von der Kandidatensuche ausgeschlossen. Linken-Chef Klaus Ernst warf Merkel deshalb vor, seine Partei ausgegrenzt zu haben. Man hätte erwarten können, dass die Kanzlerin alle im Bundestag vertretenen Parteien in die Kandidatenfindung einbeziehe, sagte Ernst bei der Aschermittwochs-Veranstaltung der Linken. Das habe sie nicht getan. "Sie macht denselben Fehler der Ausgrenzung wieder. Das finden wir schäbig und unangemessen", rief Ernst unter dem Jubel von rund 350 Anhängern. Fünf Millionen Wählerinnen und Wähler seien damit ignoriert worden.

Sahra Wagenknecht teilte hinsichtlich der Kandidatenfrage n-tv.de mit: "Wir wollen ein Land, das weltoffen ist und das unter Freiheit etwas anderes versteht als bloß die Freiheit des Kapitals. Und wir wünschen uns einen Bundespräsidenten oder eine Bundespräsidentin, die für ein weltoffenes und tolerantes Land steht und für ein soziales und solidarisches Miteinander."

Quelle: ntv.de, jmü/dpa/AFP

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