Politik

"Wie im Kindergarten" Klimagespräche enden im Streit

Zwei Monate vor dem Weltklimagipfel hat das letzte Vorbereitungstreffen so gut wie nichts erreicht.

Zwei Monate vor dem Weltklimagipfel hat das letzte Vorbereitungstreffen so gut wie nichts erreicht.

(Foto: REUTERS)

Die Aussichten für den Weltklimagipfel in Mexiko sind schlecht. Die UN-Vorbereitungsrunde in China endet enttäuschend. Entwicklungsländer und reiche Industrienationen schieben sich gegenseitig die Schuld zu. Vor allem die USA und China werfen sich gegenseitig Untätigkeit vor - das Klima wird auf seine Rettung warten müssen.

Neuer Rückschlag für den globalen Klimaschutz: Die UN-Klimaverhandlungen in China haben die großen Streitfragen nicht lösen können. Zwei Monate vor dem Weltklimagipfel im mexikanischen Cancún gab es keine Fortschritte beim Vorhaben, die Treibhausgase stärker zu verringern. Die Unterhändler aus 177 Ländern stritten auch über die Finanzierung des Klimaschutzes und die rechtliche Form eines künftigen Weltklimavertrages. Die Delegationen der EU, USA und Chinas zeigten sich zum Abschluss enttäuscht über den Mangel an Ergebnissen. Es gab lediglich Annäherung bei der Schaffung eines geplanten Klimafonds, der in Mexiko beschlossen werden könnte.

Offener Schlagabtausch zwischen USA und China

Kühltürme eines Wärmekraftwerks in der chinesischen Hauptstadt Peking. China ist der weltgrößte Energieverbraucher.

Kühltürme eines Wärmekraftwerks in der chinesischen Hauptstadt Peking. China ist der weltgrößte Energieverbraucher.

(Foto: REUTERS)

Die sechstägigen Verhandlungen in der chinesischen Stadt Tianjin waren überschattet von offenen Streitigkeiten zwischen den USA und China. Die beiden größten Klimasünder forderten vom jeweils anderen, mehr für den Klimaschutz zu tun, und blockierten Fortschritte in der letzten Verhandlungsrunde vor dem Weltklimagipfel. Der US-Unterhändler Jonathan Pershing forderte von China und anderen Schwellenländern, sich gemessen an ihren Fähigkeiten stärker am Klimaschutz zu beteiligen. "Wir erwarten, dass alle großen Emissionsländer etwas tun." Er räumte ein, dass es ohne eine Einigung zwischen China und den USA keine Lösung geben werde. Die beiden größten Klimasünder sind für die Hälfte der heutigen Treibhausgas-Emissionen verantwortlich.

China machte die USA und andere Industrienationen für den Stillstand in den Verhandlungen verantwortlich. Einige reiche Länder versuchten, sich vor ihren Verpflichtungen zum Abbau der Treibhausgase zu drücken und das Kyoto-Protokoll zu ändern, sagte der chinesische Unterhändler Su Wei. Am Ende warfen sich die USA und China nur noch gegenseitig Untätigkeit vor. "Es war zeitweise wie im Kindergarten", sagte Wendel Trio, der Klimadirektor von Greenpeace.

Rund 3000 Teilnehmer waren zu der vierten und letzten Verhandlungsrunde vor dem Gipfel nach Tianjin gereist. Es war das erste Mal, dass UN-Klimaverhandlungen in China, dem größten Energieverbraucher der Welt, stattfanden.

"Einige Fortschritte" und scharfe Kritik

Umweltschützer nahmen "einige Fortschritte" in Tianjin zur Kenntnis, übten aber scharfe Kritik an den Teilnehmerländern. Es mangele an politischem Willen, ohne den die Verhandlungen auch in Zukunft nur "im Schneckentempo" vorankommen werden, sagte Wendel Trio von der Umweltorganisation Greenpeace. Die Regierungen sollten sich die jüngsten Überschwemmungen und andere extreme Wetterphänomene anschauen. "Es ist ein Rennen zur Rettung des Klimas."

"Es ist enttäuschend, dass wir nicht die Fortschritte gemacht haben, die wir wollten", sagte EU-Delegationsleiter Peter Wittoeck aus Belgien. Bei der Verringerung der Treibhausgase seien die Unterhändler weit von einer Einigung entfernt. Der Gipfel in Cancún sei nur ein Schritt auf dem Weg zu einem Weltklimavertrag. Es gebe eine "sehr große Kluft" zwischen der bisherigen Übereinstimmung und den gewünschten Ergebnissen in Cancún, sagte EU-Unterhändler Jürgen Lefevere, der aber die Hoffnung nicht aufgeben wollte.

"Die Zeit wird knapp"

Christiana Figueres fordert zum Handeln auf.

Christiana Figueres fordert zum Handeln auf.

(Foto: AP)

UN-Klimachefin Christiana Figueres meinte, dass alle Parteien jetzt "mehr Klarheit" hätten, was in Cancún erreicht werden könne. Sie äußerte Verständnis für die "Enttäuschung über den multilateralen Prozess". Die Aufgabe dürfe aber nicht unterschätzt werden. Es gehe beim Klimaschutz um "die größte Transformation", die die Welt bisher gesehen hat. Als Gastgeber des Gipfels vom 29. November bis 10. Dezember sagte die mexikanische Außenministerin Patricia Espinosa: "Wir haben noch viel Arbeit zu leisten. Die Zeit wird knapp."

China und die Entwicklungsländer, die nach dem Kyoto-Protokoll bisher nicht zur Verringerung von Treibhausgasen verpflichtet sind, fordern von den reichen Industrieländern viel weitergehende Einschnitte als bisher zugesagt. Die USA, nach China der zweitgrößte Klimasünder, sind dem Abkommen nie beigetreten. So decken die zur Begrenzung verpflichteten Kyoto-Parteien heute nur 28 Prozent der weltweiten Emissionen ab. Das Kyoto-Protokoll läuft 2012 aus.

Quelle: ntv.de, dpa

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