Unbequemer Wehrbeauftragter Königshaus will Mängel benennen
19.05.2010, 08:07 UhrReserveoffizier, Jurist und Mitglied im Verteidigungsausschuss - Hellmut Königshaus bringt jede Menge Kompetenzen für seinen neuen Job als Wehrbeauftragter mit. Als FDP-Mitglied hat er in Zeiten der schwarz-gelben Koalition auch noch das richtige Parteibuch. Auf eine bequeme Amtsführung sollte sich dennoch niemand einstellen.

Königshaus wurde mit 64,8 Prozent der abgegeben Stimmen gewählt.
(Foto: dpa)
Der neue Wehrbeauftragte Hellmut Königshaus hat angekündigt, künftig beharrlich die Defizite bei der Bundeswehr anzuprangern. Er habe nicht die Absicht, die seit langem beklagten Defizite in Jahresberichten immer wieder vorzutragen, "sondern ich werde diese Probleme den Verantwortlichen beständig in Erinnerung rufen, bis sie gelöst sind", sagte Königshaus im Interview mit n-tv.de.
Königshaus gab sich zudem kämpferisch. "Viele finden, der Wehrbeauftragte sollte sich zurückhalten. Das kann ich aber für die Zukunft nicht in Aussicht stellen", so der FDP-Politiker. "Das Grundgesetz legt fest, dass der Wehrbeauftragte zum Schutz der Grundrechte zugunsten der Soldatinnen und Soldaten und ihrer Angehörigen wirken soll, und zwar in erster Linie, und außerdem als Hilfsorgan bei der parlamentarischen Kontrolle. Diesen Aufträgen werde ich nachkommen."
Zugleich warnte Köngishaus vor zu rigorosen Einsparungen bei der Bundeswehr. "Ich kann ja auch nicht bei der Feuerwehr sagen, ich schaffe mir keinen Schaumlöschwagen an, weil es ja meistens mit Wasser geht. Die Bundeswehr muss immer auf alle Situationen vorbereitet sein", so Königshaus. Die Streitkräfte "bräuchten ein Mix an Fähigkeiten, auch für andere Einsatzgebiete als die, in denen wir heute aktiv sind". Schließlich könne man heute noch nicht wissen, welche Herausforderungen auf die Bundeswehr zukämen.
"Gefallene und Verwundete"
Königshaus prognostizierte, dass die Bundeswehr künftig häufiger eingesetzt werden müsse. "Internationale Verpflichtungen fordern zunehmend unseren militärischen Beitrag", so der neue Wehrbeauftragte. Deshalb sei es wichtig, offen über den Charakter der Militäreinsätze zu sprechen. "Die Afghanistan-Mission ist nicht nur ein Stabilisierungs- und Aufbaueinsatz zur Verbreitung der Menschenrechte. Sie dient auch unserer Sicherheit, aber sie ist verbunden mit Gefechten, leider auch mit Gefallenen und Verwundeten."
Der FDP-Politiker wird am Donnerstag im Bundestag als Wehrbeauftragter vereidigt. Er übernimmt das Amt von Reinhold Robbe (SPD), dessen fünfjährige Amtszeit am 12. Mai endete.
Königshaus war seit 2004 Mitglied des Bundestags und profilierte sich vor allem als Mitglied mehrerer Untersuchungsausschüsse. Seit der Bundestagswahl war er Obmann der FDP im Kundus-Untersuchungsausschuss. Bei der Bundeswehr war Königshaus zwischen 1970 und 1972 als Wehrdienstleistender und Zeitsoldat.
Quelle: ntv.de, sba