"Habe bewusst sabotiert" Kofferbomber belastet Mittäter
07.02.2008, 19:51 UhrDer in Düsseldorf angeklagte mutmaßliche Kofferbomber von Köln will die Terroranschläge auf zwei Regionalzüge bewusst sabotiert haben. "Ich bin froh, im letzten Moment verhindert zu haben, dass Unschuldige gestorben sind", sagte der 23-jährige Libanese Youssef El H. dem Staatsschutzsenat des Düsseldorfer Oberlandesgerichts. Er habe zwar die Sprengsätze maßgeblich gebaut und im Juli 2006 auch eine der Bomben in einem Zug deponiert, sei aber wegen massiver Zweifel davon abgerückt, unschuldige Zivilisten töten zu wollen.
"Ich war mir 100-prozentig sicher, dass das, was wir da gemacht haben, nicht explodieren kann - ohne Sauerstoff in der Gasflasche." Deswegen sei er auch vor der Tat gut gelaunt und sehr ruhig gewesen. In seinen ausführlichen Schilderungen in arabischer Sprache beschuldigte er seinen bereits in Beirut inhaftierten Komplizen, ihn angestiftet zu haben. "Wir haben die Pflicht, Zivilisten zu töten, wenn der Prophet beleidigt wird", habe Jihad H. ihm gesagt.
Er habe ihm dies mit Koranversen und religiösen Gutachten aus dem Internet belegen wollen. "Ich konnte ihm nicht widersprechen, aber mein Herz fühlte sich nicht wohl bei dieser Sache", betonte der 23- Jährige. "Ich glaubte an den Dschihad und war gegen die US-Präsenz im Irak, war aber gegen Gewalt gegenüber Zivilisten." Schließlich habe er dem intensiven Drängen Jihad H.s nachgegeben und grundsätzlich zugestimmt, die Anschläge zu begehen. Seine Zweifel seien aber wieder stärker geworden.
Vertrauen zerrüttet
Als Jihad H. dann betende Muslime in einer Kölner Moschee als Ungläubige beschimpft habe, habe dies das Vertrauen zu ihm zerrüttet. "Ich habe mir gedacht, der weiß gar nicht, was er da macht." Als der Krieg im Libanon ausgebrochen und einer seiner Brüder getötet worden sei, sei er "mit den Nerven völlig fertig gewesen" und habe dies als "Strafe Gottes" für seinen Plan empfunden. Jihad H. habe ihn aber gedrängt, die Bomben fertig zu bauen. Er sei zu diesem Zeitpunkt bereits innerlich entschlossen gewesen, den dritten Teil des Bombenplans, die Bildung eines explosiven chemischen Gemischs, nicht mehr umzusetzen.
Sein Komplize habe dies anscheinend nicht bemerkt, weil er sich beim Bombenbau auf ihn verlassen habe, sagte Youssef El. H.. Außerdem hätten sie die aus dem Internet heruntergeladene Bauanleitung für die Bombe bereits wieder gelöscht gehabt. Nur er habe den Plan auswendig gelernt.
In Abwesenheit verurteilt
Youssef El H., der sich seit vergangenem Dezember in Düsseldorf vor Gericht verantworten muss, war in Beirut in Abwesenheit wegen versuchten vielfachen Mordes schuldig gesprochen und zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden. Sein zu zwölf Jahren Haft verurteilter Komplize Jihad H. hatte wiederum ihn bezichtigt, Drahtzieher und Hauptverantwortlicher der Anschlagversuche gewesen zu sein. Nachdem Jihad H. zunächst zwei Mal die Absicht gestanden hatte, möglichst viele Menschen zu töten, hatte er im Prozess in Beirut selbst gesagt, sie hätten in letzter Minute die Zünddrähte vertauscht, damit die Bomben nicht explodierten.
Die beiden Libanesen sollen im Juli 2006 in zwei Regionalzügen nach Hamm und Koblenz in Koffern versteckte Bomben deponiert haben, die wegen eines technischen Fehlers nicht explodiert waren.
Quelle: ntv.de