"Es hat einen Sinn gehabt" Kohl feiert Geburtstag
05.05.2010, 19:26 Uhr
Festakt in Ludwigshafen: (l-r) Außenminister Westerwelle, Bundeskanzlerin Merkel, Meike Kohl-Richter, Altbundeskanzler Kohl, Bundestagspräsident Lammert, Bundespräsident Köhler und der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Beck.
(Foto: dpa)
Altbundeskanzler Kohl bedankt sich bei einem Festakt zu seinem 80. Geburtstag mit bewegenden Worten bei Weggefährten und Unterstützern. Seine Nachfolgerin als CDU-Vorsitzende, Kanzlerin Merkel, erwähnt er nicht.
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat Altkanzler Helmut Kohl mit sehr persönlichen Worten für dessen Lebenswerk gedankt. "Sie haben in sechs Jahrzehnten politischer Arbeit Herausragendes für unser Land geleistet", sagte die CDU-Vorsitzende bei einem Festakt zum 80. Geburtstag Kohls in Ludwigshafen. "Ihnen ist es zu verdanken, dass Deutschland heute wieder als geeinte Nation ein starker und verlässlicher Partner in der Europäischen Union und der Welt sein kann." Alt-Bundespräsident Roman Herzog bescheinigte Kohl eine "gewaltige Lebensleistung".
Kohl nahm an dem Festakt mit rund 800 Gästen aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Kirche im Rollstuhl sitzend teil. Er war am 3. April 80 Jahre alt geworden. Der frühere CDU-Chef hat nach einem Schädel-Hirn-Trauma 2008 und einer weiteren Operation Anfang dieses Jahres weiterhin mit erheblichen Sprachstörungen zu kämpfen.
Kohl erwähnt Merkel nicht
In einer bewegenden Rede bedankte sich Kohl bei Weggefährten und Unterstützern. Seine Nachfolgerin als CDU-Vorsitzende, Merkel, erwähnte er dabei nicht. Sie hatte im Zuge der CDU-Spendenaffäre im Jahr 1999 mit ihm gebrochen.
"Es war ein Leben, von dem ich sagen kann: es hat einen Sinn gehabt", sagte Kohl. Es habe für ihn sehr viele Höhen und Tiefen gegeben. Über seinen Gesundheitszustand sagte Kohl, nach dem Sturz vor zwei Jahren sei er noch nicht wieder ganz gesund. "Aber meine Gesundung ist meine Sache und ich gebe die Hoffnung nicht auf."
Kohl dankte seiner ersten Frau Hannelore, dass sie ihm "viele Jahre treu zur Seite gestanden hat". Hannelore Kohl hatte sich 2001 im Zusammenhang mit einer schweren Lichtallergie das Leben genommen. Zu seiner zweiten Frau Maike Richter, die er 2008 geheiratet hatte und die ihn auf dem Festakt begleitete, sagte der Altkanzler, sie habe "in schwierigen und bitteren Jahren" zu ihm gestanden.
Wegen seines Gesundheitszustands hatte Kohl am 3. April nur im kleinen Kreis gefeiert. Von Bundesregierung und CDU in Berlin geplante Feiern waren abgesagt worden. Kohls bislang letzter großer öffentlicher Auftritt war bei einer Feierstunde zum 20. Jahrestag des Mauerfalls im November.
Die deutsche Hilfe für Griechenland in der Finanzkrise verteidigte Kohl. "Ich bin heute mehr denn je überzeugt, dass die europäische Einigung für Europa und übrigens auch für uns eine Frage von Krieg und Frieden ist und dass der Euro für uns ein Stück Friedensgarant ist."
Merkel und Beck danken Kohl
Merkel sagte, Kohl habe Deutschland gut auf das 21. Jahrhundert vorbereitet. Mit Blick auf ihre eigene Arbeit betonte sie: "Es tut gut, dabei weiterhin auf Ihren Rat und Ihre Unterstützung bauen zu können." Über Kohls Einsatz für die Wiedervereinigung und die Einheit Europas sagte die Kanzlerin: "Sie haben vorgemacht, wie aus der Vision eines jungen Mannes neue Wirklichkeit für einen ganzen Kontinent werden konnte." Sie ergänzte: "Deutschland, Europa und die internationale Staatengemeinschaft haben Ihnen viel zu verdanken."
Auch der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck - einziger prominenter SPD-Politiker bei dem Festakt - dankte Kohl für dessen Verdienste um Europa und die Wiedervereinigung. Kohl habe die Chancen, Deutschland zu einigen und Europa zusammenzuführen, "in herausragender Weise genutzt".
Kohl war von 1982 bis 1998 Kanzler. Er führte die CDU von 1973 bis 1998. Den Ehrenvorsitz der Partei hatte er Anfang 2000 auf Druck der CDU-Spitze wegen der Spendenaffäre zurückgegeben. Kohl weigert sich bis heute, die Namen der Spender zu nennen, von denen er unrechtmäßig Geld angenommen hatte. Herzog sieht die Kritik an Kohl wegen der Spendenaffäre aber schwinden.
Quelle: ntv.de, dpa