

Mit einem Festakt feiert Altkanzler Helmut Kohl in Ludwigshafen nachträglich seinen 80. Geburtstag. Rund 800 Gäste kommen.
Am 27. September 1998 endete eine Ära: Helmut Kohl, Kanzler einer ganzen Generation, wurde abgewählt.
16 Jahre lang war Kohl Bundeskanzler - zunächst der alten Bundesrepublik, dann des vereinigten Deutschlands.
Helmut Kohl ist der sechste Bundeskanzler. Bislang stellt die Union mit Konrad Adenauer, Ludwig Erhard, Kurt-Georg Kiesinger, Kohl und Angela Merkel fünf Regierungschefs. Aus der SPD kommen mit Willy Brandt, Helmut Schmidt und Gerhard Schröder drei Kanzler.
Kohl war der letzte Kabinettschef, der den Zweiten Weltkrieg noch selbst miterlebte. Diese Erlebnisse bestimmen sein Denken und Handeln während seines gesamten politischen Lebens.
Helmut Josef Michael Kohl erblickt am 3. April 1930 im Städtischen Krankenhaus von Ludwigshafen das Licht der Welt. Er ist das dritte Kind des Finanzbeamten Hans Kohl und dessen Frau Cäcilie, geb. Schnur. Ludwigshafen gehört damals zu Bayern.
Kohls Elternhaus ist bürgerlich-konservativ und römisch-katholisch geprägt. Der Vater wählt zu Zeiten der Weimarer Republik die Zentrumspartei.
Die Zugehörigkeit zum schwarzen politischen Lager prägt Helmut Kohl. Eine andere politische Richtung kommt für ihn nie in Frage (auf dem Foto das Grab der Familie Kohl in Ludwigshafen).
Wenige Tage vor Helmut Kohls Geburt wird der Zentrumspolitiker Heinrich Brüning deutscher Reichskanzler. Deutschland und Europa haben seit 1929 mit der Weltwirtschaftskrise zu kämpfen.
Paul von Hindenburg ist Reichspräsident. Er ernennt Brüning zum Chef eines Minderheitskabinetts, ohne das Parlament zu konsultieren. Hindenburg regiert bis Anfang 1933 mit Hilfe des Notverordnungsartikels 48.
Als der kleine Helmut zwei Jahre alt ist, wird die Weimarer Republik zu Grabe getragen. Die Nationalsozialisten von Adolf Hitler kommen am 30. Januar 1933 an die Macht.
In den zwölf Jahren ihrer Herrschaft führen sie Deutschland in die Katastrophe. Kohls Eltern verabscheuen die Naziverbrechen.
"Gnade uns Gott, wenn wir das einmal büßen müssen", zitiert Helmut Kohl in seinen Memoiren seinen Vater. Er selbst wird gegen Kriegsende als Luftwaffenhelfer eingezogen, kommt aber nicht mehr zum Kampfeinsatz. Sein älterer Bruder Walter fällt kurz vor Kriegsende.
Helmut Kohl besucht im Ludwigshafener Stadtteil Friesenheim die Grundschule und anschließend das Max-Planck-Gymnasium. Über den katholischen Dekan Johannes Finck findet er in die Politik.
Nach dem Abitur studiert er in Frankfurt am Main Rechtswissenschaften. 1951 zieht es ihn an die Heidelberger Universität, wo er Geschichte und Staatswissenschaften studiert.
Dies ist die Zeit, in der die Weichen in Richtung eines geteilten Deutschlands gestellt werden. Aus den West-Zonen bildet sich die Bundesrepublik Deutschland, deren Bundeskanzler Konrad Adenauer (CDU) wird.
Kohl - seit 1946 Mitglied der CDU - kann sich am Anfang wenig für Adenauer begeistern. Mit seinen 73 Jahren zu Beginn der Kanzlerschaft erscheint der ehemalige Kölner Oberbürgermeister Kohl zu alt.
Die Jungen in der Union hätten damals auf Jakob Kaiser (rechts) gesetzt, verrät er in seinen "Erinnerungen". In Berlin ficht Kaiser gegen die Willkür und Diktatur der Sowjets.
Aber Adenauers Politik der Aussöhnung mit Frankreich überzeugt den jungen Helmut Kohl, ist doch seine Heimat ein Teil der französischen Besatzungszone. Die Pflege der Beziehungen zu Frankreich bestimmt auch später Kohls Politik.
Später holt sich Kohl als hoffnungsvoller CDU-Nachwuchspolitiker öfters Rat beim "Alten".
Großen Respekt hat Kohl auch vor dem ersten SPD-Vorsitzenden der Bundesrepublik, Kurt Schumacher. Der Mann, der elf Jahre im Konzentrationslager saß, ist für Kohl eine der schillerndsten Persönlichkeiten der deutschen Nachkriegsgeschichte.
Dennoch schafft es auch Schumacher (hier mit seiner Sekretärin Annemarie Renger) nicht, Kohl für die SPD zu begeistern. Die SPD in Ludwigshafen ist für ihn der Inbegriff von doktrinärem Denken.
Kohl besucht 1948 auch die Gründungsversammlung der FDP. Ihr Chef Theodor Heuss ist für ihn ein Bindeglied zur Frankfurter Nationalversammlung von 1848.
Heuss - hier mit seiner Frau Elly - wird 1949 der erste Bundespräsident.
"Ich bin bewusst in die CDU gegangen, weil ihre Programmatik auf dem christlichen Menschenbild aufbaut", schreibt Kohl. Trotz mancher Enttäuschungen habe er seine Entscheidung nie bereut.
Beruflich geht es mit Helmut Kohl in den 1950er Jahren bergauf. Nach Beendigung des Studiums 1956 wird er Wissenschaftlicher Mitarbeiter. 1958 promoviert er mit dem Thema "Die politische Entwicklung in der Pfalz und das Wiedererstehen der Parteien nach 1945".
Anschließend wird der mittlerweile 28-Jährige Direktionsassistent bei einer Ludwigshafener Eisengießerei und Referent des "Industrieverbandes Chemie" in seiner Heimatstadt. 1960 heiratet Kohl die Fremdsprachenassistentin Hannelore Renner.
Parallel dazu bastelt er an seiner politischen Karriere. 1963 wird Kohl im Alter von nur 33 Jahren Chef der CDU-Landtagsfraktion in Rheinland-Pfalz. Bereits drei Jahre später wird er auch CDU-Landeschef.
Die Tür zur Macht ist damit für Kohl endgültig offen. Allerdings kann er erst im Mai 1969 den langjährigen Ministerpräsidenten Peter Altmeier beerben.
Das erste Kohl-Kabinett in Mainz. Mit von der Partie sind die Landesminister Bernhard Vogel (links) und Heiner Geißler (links hinter Kohl).
Mit Kohl kommt frischer Wind in die Mainzer Staatskanzlei. Die wichtigste Entscheidung in seiner Amtszeit in Rheinland-Pfalz ist die Gebietsreform.
Kohl wird zwei Mal in seinem Amt bestätigt. 1971 und 1975 holt die rheinland-pfälzische CDU jeweils die absolute Mehrheit.
Kohl beweist in seiner Mainzer Zeit Gespür für politische Talente. Er verhilft Richard von Weizsäcker und Roman Herzog zu einem Seiteneinstieg in die Politik. Beide beerben später das höchste Staatsamt der Bundesrepublik.
Aber Rheinland-Pfalz ist Kohl - hier mit Sohn Peter - bereits zu eng geworden. Bonn ruft; Kohl plant die Übernahme des Vorsitzes der Bundes-CDU. Allerdings gehen noch einige Jahre ins Land.
Bundespolitisch dreht sich 1969 der Wind. Zum ersten Mal befindet sich die Union in der Opposition. Nach drei Jahren Großer Koalition unter Kanzler Kurt-Georg Kiesinger geht die SPD von Willy Brandt ein Bündnis mit der FDP ein.
Kiesinger - in dessen Amtszeit fallen die Studentenunruhen 1968 - hat auch als CDU-Chef abgewirtschaftet. Der Verlust der Macht macht der Union arg zu schaffen.
Kiesinger kann die Bildung der sozial-liberalen Koalition nie verwinden. Ein neuer CDU-Vorsitzender muss gefunden werden. Kohl wagt 1971 den Anlauf.
Er scheitert zunächst an Rainer Barzel, der der CDU/CSU-Bundestagsfraktion vorsteht. Allerdings ist Barzels Amtszeit als CDU-Chef von nur kurzer Dauer.
Kohl steckt die Niederlage weg. Er arbeitet weiter an der Entwicklung seines parteiinternen Netzwerks. Dabei helfen auch unzählige Telefonate in die untersten Ebenen der CDU. Das "System Kohl" wird geboren.
Die Union befindet sich in einer schwierigen Lage. Brandts Ostpolitik kommt gut an. Am 27. April 1972 scheitert Barzel mit einem Misstrauensvotum gegen Brandt. Zwei Stimmen fehlen; davon soll mindestens eine durch die DDR-Staatssicherheit gekauft sein.
Barzels Stern ist im Sinken begriffen. Nach der Bundestagswahl am 19. November 1972 stellt die SPD erstmals die stärkste Fraktion. Die sozial-liberale Koalition kann ihre Mehrheit ausbauen.
Diese herbe Wahlniederlage leitet das Ende von Rainer Barzel als CDU-Chef und Unionsfraktionschef ein. Kohl schlägt zu; 1973 wird er zum Bundesvorsitzenden der CDU gewählt.
Am Anfang wird der Pfälzer in Bonn belächelt. Kohl gilt als Provinzler. Ihm wird nicht zugetraut, die CDU über einen längeren Zeitrum zu führen.
Der seit 1974 amtierende Bundeskanzler Helmut Schmidt sieht in Kohl keine Gefahr für sich. Aber auch der Hamburger irrt sich.
Kohl hat erst einmal andere Probleme. Er muss die Union hinter sich bringen. Dazu muss er nach Bonn. 1976 führt Kohl die Union in den Bundestagswahlkampf.
Und Kohl schafft am 3. Oktober 1976 ein Ergebnis, das ihm keiner zugetraut hatte. CDU/CSU kommen auf 48,6 Prozent. SPD und FDP schaffen zusammen nur noch eine knappe Mehrheit.
Kohl verlässt Mainz und wechselt endgültig in die Bundespolitik nach Bonn. Er wird nun auch Chef der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Doch nun droht Ungemach aus den eigenen Reihen.
CSU-Chef Franz Josef Strauß - hier mit seinem Generalsekretär Edmund Stoiber - macht keinen Hehl daraus, dass er sich für den besseren Oppositionsführer hält.
Nach der Bundestagswahl fasst die CSU in Wildbad Kreuth den so genannten Trennungsbeschluss. Damit soll die Koalitionsgemeinschaft mit der CDU aufgehoben werden. Für Helmut Kohl ein Schlag ins Gesicht.
In den Medien wird bereits über das politische Ende von Helmut Kohl spekuliert. Doch Kohl kontert die CSU-Attacke eiskalt. Er droht den Christsozialen mit einer Ausweitung der CDU nach Bayern.
Strauß - hier mit dem damaligen CSU-Landesgruppenchef Friedrich Zimmermann - muss den Beschluss kassieren lassen.
Aber auch Kohl macht Zugeständnisse. Er verzichtet bei der Bundestagswahl 1980 zu Gunsten von Strauß auf die Kanzlerkandidatur. Dieser Schachzug sollte sich als richtig erweisen.
Der bayerische Ministerpräsident schafft es nicht, Helmut Schmidt aus dem Kanzleramt zu vertreiben. Die Union schafft 44,5 Prozent und unterbietet damit ihr Ergebnis von 1976 deutlich. Strauß zieht sich nach München zurück.
In den 1970er Jahren wird Kohl auch auf einem anderen Gebiet gefordert. Die RAF terrorisiert das Land. Als Oppositionschef ist Kohl an den Krisensitzungen im Bonner Kanzleramt beteiligt.
Ohnmächtig muss er ertragen, wie u.a. sein Freund, Arbeitgeberpräsident Hanns-Martin Schleyer, von den Terroristen ermordet wird. Kohl unterstützt die harte Haltung der Schmidt-Regierung gegen die RAF.
Die Übernahme der Kanzlerschaft durch Helmut Kohl zeichnet sich nach der Bundestagswahl 1980 ab. Die Regierung Schmidt bekommt die steigende Arbeitslosigkeit nicht in den Griff.
Der vehemente Einsatz des Kanzlers für den NATO-Doppelbeschluss als Reaktion auf die sowjetische Gefahr stößt in seiner SPD auf heftigen Widerstand. Sie ist mehrheitlich gegen die Stationierung von Pershing-2 und Cruise Missiles auf deutschem Boden.
Zudem geht Schmidt die FDP von der Fahne. FDP-Chef und Außenminister Hans-Dietrich Genscher führt im Hintergrund Gespräche mit Kohl zur Bildung einer christlich-liberalen Koalition.
Untermauert wird dies von Forderungen von Wirtschaftsminister Otto Graf Lambsdorff, der eine grundlegende Wende in der Wirtschafts- und Sozialpolitik fordert.
Die FDP lässt die Koalition mit der SPD schließlich platzen. Nach 13 Jahren ist die sozial-liberale Koalition in der Bundesrepublik am Ende. Helmut Schmidt verliert am 1. Oktober 1982 die Vertrauensabstimmung im Bundestag.
Das Parlament wählt mit den Stimmen der CDU/CSU-Fraktion und der Mehrheit der FDP-Fraktion Helmut Kohl zum Bundeskanzler. Helmut Schmidt verliert sein Amt an den Pfälzer.
Kohl sucht nach seiner Wahl durch den Bundestag die endgültige Entscheidung. Nach einer inszenierten Abstimmungsniederlage im Parlament werden für den 6. März 1983 Neuwahlen angesetzt. Bei diesen siegt die Regierungskoalition klar.
Bei der Wahl zum 10. Deutschen Bundestag erhalten CDU und CSU 48,8 Prozent. Die Westdeutschen ebnen den Verbleib der schwarz-gelben Koalition an der Macht.
Daran ändert auch der erstmalige Einzug der Grünen in den Deutschen Bundestag nichts.
Die SPD mit ihrem Spitzenkandidaten Hans-Jochen Vogel hat keine Chance. Sie rutscht mit 38,2 Prozent unter die 40-Prozent-Marke und bleibt nun 16 Jahre lang in der Opposition.
Kohl ist am Ziel seiner Wünsche. Viele Vertreter von Politik und Medien sagen ihm eine kurze Amtszeit voraus. Sie sollten sich alle irren.
In seiner Regierungserklärung verkündet Kohl die "geistig-moralische Wende". Er hat in den ersten Regierungsjahren Glück: Neuverschuldung, Staatsquote und Inflation gehen zurück.
Trotz heftiger Proteste setzt er die Pläne seines Amtsvorgängers durch und lässt Pershing-2 und Cruise Missiles in der Bundesrepublik stationieren.
Später äußert Kohl, dass er von den Massendemonstrationen gegen die Stationierung schon beeindruckt war. Er habe jedoch nie Zweifel an der Richtigkeit seiner Entscheidung gehabt.
1984 erschüttert die Flick-Affäre die Regierung Kohl. Dabei geht es um illegale Zahlungen an deutsche Politiker. Im Untersuchungsausschuss sagt Kohl die Unwahrheit. Er hatte sehr wohl von der Spendenbeschaffungsanlage "Staatsbürgerlichen Vereinigung" gewusst.
CDU-Generalsekretär Heiner Geißler verteidigt seinen Parteichef auf ungewöhnliche Art und Weise. Kohl habe wohl einen "Blackout" gehabt, sagt Geißler.
Der ehemalige Flick-Manager Eberhard von Brauchitsch nennt Kohls Aussagen in diesem Zusammenhang unglaubwürdig und abenteuerlich.
Im Zuge dieser Affäre verliert Kohl in seinem Kabinett ein Schwergewicht. Der FDP-Politiker Otto Graf Lambsdorff muss seinen Hut nehmen.
Kohl übersteht diese erste große Krise seiner Regierungszeit. Grund sind gute Wirtschaftsdaten und auch die Schwäche der oppositionellen Sozialdemokraten.
Die CDU/CSU/FDP-Koalition wird bei der Bundestagswahl am 25. Januar 1987 bestätigt. Zwar rutscht die Union auf 44,3 Prozent ab, sie stellt aber dennoch mit großem Abstand die stärkste Fraktion.
Kohls SPD-Gegenkandidat Johannes Rau scheitert mit seinem leisen Wahlkampf. Die Sozialdemokraten kommen nur auf 37,0 Prozent.
Kohl ist nun die unbestrittene Nummer eins in der Union. Franz Josef Strauß ist keine Gefahr mehr für ihn. Der CSU-Chef stirbt im Herbst 1988.
Dennoch rumort es in der CDU. Sinkende Umfragewerte für die Union sorgen für wachsende Unruhe.
Generalsekretär Heiner Geißler sucht auf dem Bremer CDU-Parteitag 1989 die Entscheidung. Er will die Ablösung Kohls als CDU-Chef.
Kohl schlägt den Putschversuch nieder. Nicht der Parteivorsitzende, sondern sein "General" muss gehen. "Das System Kohl" hat sich wieder einmal bewährt.
Mit Geißler verlieren auch die damalige Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth ...
... und der baden-württembergische Ministerpräsident Lothar Späth in der CDU an Einfluss.
Außenpolitisch setzt Kohl weiter auf das gute Verhältnis zu Frankreich. Bei der Entwicklung einer europäischen Union arbeitet er eng mit dem französischen Staatspräsidenten Francois Mitterrand zusammen.
Der Christdemokrat Kohl und der Sozialist Mitterrand verstehen sich gut. Am 22. September 1984 treffen sich beide Politiker, am Ort der Schlacht von Verdun. Hand in Hand gedenken sie der Toten beider Weltkriege.
Mitterrand stirbt 1995. Bei der Trauerfeier schämt sich Kohl seiner Tränen nicht. Mitterrand hatte trotz Bedenken der deutschen Einheit 1990 zugestimmt. Das vergisst ihm Kohl nie.
Etwas schwieriger gestaltet sich das Verhältnis zu Margaret Thatcher. Bereits 1976 treffen sie sich; beide sind noch Oppositionspolitiker.
Als britische Premierministerin verfolgt Thatcher einen anti-europäischen Kurs. Auf mehreren Gipfeltreffen geht sie Kohl gehörig auf die Nerven.
Das Verhältnis zur westlichen Supermacht USA ist unter Kohl gut. Die Chemie zwischen ihm und Präsident Ronald Reagan stimmt.
Am 5. Mai 1985 legen Kohl und Reagan in Bitburg einen Kranz auf dem dortigen Soldatenfriedhof nieder. Dies wird heftig diskutiert, weil dort auch Angehörige der Waffen-SS beerdigt sind.
Reagan unterstützt Kohls Verurteilung der deutschen Teilung. Am 12. Juni 1987 kommt es zur berühmten Kundgebung vor dem Brandenburger Tor. "Mister Gorbatschow, öffnen Sie das Tor", fordert der Präsident.
Michail Gorbatschow ist seit 1985 der Mann in der Sowjetunion. Kohl vergleicht den sowjetischen Hoffungsträger in einem Rundfunkinterview indirekt mit Goebbels. Er entschuldigt sich später dafür und spricht von einer Dummheit seinerseits.
Am 12. Juni 1989 besucht Gorbatschow Bonn. In einem langen Gespräch unter vier Augen am Rhein fassen Kohl und Gorbatschow Vertrauen zueinander.
Dagegen bereitet der Besuch des DDR-Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker in der Bundesrepublik Kohl heftige Bauchschmerzen. Der Pfälzer und der geborene Saarländer erzielen bei den Gesprächen keine Fortschritte.
Kohl hatte zuvor einem von Franz Josef Strauß ausgehandelten Milliardenkredit für die marode DDR zugestimmt. Weder Kohl noch Honecker ahnen, dass die DDR in drei Jahren von der Landkarte verschwinden wird.
Europa befindet sich Ende der 1980er Jahre im Umbruch. Die Reformpolitik Gorbatschows strahlt aus. Am 27. Juni 1989 wird die österreichisch-ungarische Grenze durchlässig.
Viele DDR-Bürger fliehen im Sommer 1989 über Ungarn in den Westen.
Auch in der bundesdeutschen Botschaft in der CSSR-Hauptstadt Prag finden die Flüchtlinge Zuflucht.
Auf dem Botschaftsgelände existieren nach kurzer Zeit unhaltbare Zustände. Die Regierung Kohl ist gefordert; eine Lösung muss gefunden werden.
Außenminister Hans-Dietrich Genscher und Kanzleramtsminister Rudolf Seiters in der Prager Botschaft. Genscher verkündet die Ausreise der Flüchtlinge über DDR-Gebiet in die Bundesrepublik.
Die DDR ist am Ende. Nach ihrem 40. Jahrestag bricht sie zusammen. Das Volk begehrt gegen die SED-Machthaber auf.
Am 9. November 1989 fällt die Berliner Mauer. Zehntausende DDR-Bürger besuchen zum ersten Mal in ihrem Leben den Westteil der Stadt.
Grenzübergang an der Bornholmer Straße. Kohl absolviert zum Zeitpunkt der Maueröffnung einen wichtigen Besuch in Polen. Er fühlt sich in Warschau nun fehl am Platze.
Nach einigem Hin und Her kehrt der Kanzler zurück. Er nimmt am 10. November 1989 an einer Kundgebung vor dem Schöneberger Rathaus in West-Berlin teil. Kohl wird während seiner Rede gnadenlos ausgepfiffen.
Kohl handelt. Am 28. November 1989 legt er ohne vorherige Absprache mit dem Koalitionspartner ein "Zehn-Punkte-Programm zur Überwindung der Teilung Deutschlands und Europas" vor.
Das Ausland reagiert irritiert. Allerdings sagt US-Präsident George Bush als erster Staatsmann Kohl seine Unterstützung zu.
Margaret Thatcher ist dagegen wütend. Sie lehnt eine schnelle Einigung Deutschlands vehement ab.
Allerdings ist der Zug in Richtung Einigung Deutschlands nicht mehr aufzuhalten. Am 19. Dezember 1989 besucht Kohl Dresden. Die Sachsen bereiten ihm einen herzlichen Empfang.
Kohl mit dem neuen DDR-Ministerpräsidenten Hans Modrow. Modrow, viele Jahre SED-Bezirkschef von Dresden, verlangt von Kohl bundesdeutsche Finanzhilfe für die sterbende DDR.
Doch Kohl lässt den Regierungschef abblitzen. Er hat erkannt, dass die Deutschen in der DDR mehrheitlich die Einheit wollen.
Nach der ergebnislosen Unterredung mit Modrow findet vor der Ruine der Dresdner Frauenkirche eine Kundgebung mit Kohl statt. Kohl absolviert einen wahren Drahtseilakt, um die aufgeladene Stimmung nicht noch weiter anzuheizen.
18. März 1990: Erste freie Wahlen in der DDR. Die von Kohl unterstützte "Allianz für Deutschland" aus Ost-CDU, DSU und Demokratischem Aufbruch siegt. Lothar de Maiziere wird Ministerpräsident.
Am 1. Juli 1990 wird die Währungsunion verwirklicht. Die Bundesregierung will so die Fluchtbewegung in Richtung Westen eindämmen. Kohl erntet heftige Kritik, weil ein Teil des Geldes 1:1 umgetauscht wird.
Am 31. August 1990 unterzeichnen Innenminister Wolfgang Schäuble und DDR-Staatssekretär Günther Krause den Einigungsvertrag. Die DDR tritt nach Artikel 23 des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland bei.
Zuvor hat Kohl es vermocht, die letzte Hürde auf dem Weg zur Einheit zu beseitigen. Er sucht Gorbatschow in seiner südrussischen Heimat auf.
Gorbatschow gibt Kohl sein Ja. Dafür sagt der Kanzler der UdSSR Milliardenhilfen zu. Zudem sollen mit deutschem Geld Häuser für aus Deutschland zurückkehrende sowjetische Soldaten gebaut werden.
Am 3. Oktober 1990 ist Deutschland wieder vereint. Kohl geht als Kanzler der Einheit in die Geschichte ein.
Dem Kanzler bleibt wenig Zeit. Am 2. Dezember 1990 stehen die ersten gesamtdeutschen Bundestagswahlen an. CDU/CSU (43,8 Prozent) und FDP (11,0 Prozent) stellen erneut die Regierung. Kohl ist auf dem Höhepunkt seines Ansehens.
Die SPD mit ihrem Spitzenkandidaten Oskar Lafontaine kommt nur auf 33,5 Prozent. Lafontaine hatte vor den Folgen der Einheit wie Arbeitslosigkeit und Staatsverschuldung gewarnt. Seine Warnungen verhallen ungehört.
Kohl dagegen profitiert von der Welle der nationalen Begeisterung. Und doch beginnt sein politischer Stern bereits zu sinken.
Die Arbeitslosigkeit nimmt in Ostdeutschland rapide zu. Der Umbau der Wirtschaft in den neuen Ländern fordert Opfer - und viel Geld.
Nun rächt sich, dass Kohl seinen Wahlkampf mit teils unhaltbaren Versprechen geführt hatte. Die Unzufriedenheit mit seiner Politik nimmt, wie hier in Halle, auch im Osten zu. "Helmut, Helmut"-Rufe sind nicht mehr zu hören.
In Folge der deutschen Einheit wächst die Staatsverschuldung. Kohl hatte die Einheitskosten schlicht unterschätzt. Sein Finanzminister Theo Waigel sieht sich riesigen Haushaltslöchern gegenüber.
Dennoch gelingt Kohl 1994 noch einmal ein Wahlsieg. Die SPD hat mit Rudolf Scharping allerdings einen schwachen Gegenkandidaten aufgeboten. Es wird Kohls letzter Sieg.
In seinen letzten Amtsjahren flüchtet Kohl in die Außenpolitik. 1994 verabschiedet er gemeinsam mit Russlands Staatschef Boris Jelzin die russischen Truppen in Deutschland. Mit Jelzin arbeitet Kohl vertrauensvoll zusammen.
Auch das transatlantische Bündnis wird weiterentwickelt. Kohl und US-Präsident Bill Clinton müssen sich u.a. mit der Jugoslawien-Krise befassen.
Seit Jahren herrscht dort Krieg. Besonders blutig geht es in Bosnien-Herzegowina zu. Am 14. Dezember 1995 wird in Dayton ein Friedensabkommen für die ehemalige jugoslawische Teilrepublik unterzeichnet.
Die Mehrheit der Deutschen lehnt nun Helmut Kohl als Bundeskanzler ab. Allerdings will Kohl davon nichts wissen.
Zur Bundestagswahl 1998 tritt der mittlerweile 68-Jährige noch einmal als Unions-Spitzenkandidat an. Er düpiert damit seinen langjährigen Weggefährten Wolfgang Schäuble.
Noch am Rande des Leipziger CDU-Parteitags 1997 hatte Kohl geäußert, dass er Schäuble als seinen Nachfolger sehe.
Es kommt, wie es kommen musste. Die Union rutscht bei der Wahl auf 35,1 Prozent ab. Die SPD mit ihrem Spitzenkandidaten Gerhard Schröder kommt auf 40,9 Prozent.
Nach 16 Jahren an der Regierung ist Schwarz-Gelb abgewählt. Der auf diesem Grünen-Plakat gehegte Wunsch wird Wirklichkeit.
Seine Ära ist zu Ende. Mit 16 Jahren ist Helmut Kohl der Bundeskanzler mit der längsten Amtszeit.
Kohl kann dennoch nicht von der Politik lassen. Er verbleibt als einfacher Abgeordneter im Deutschen Bundestag.
Doch es droht Ungemach. Ende 1999 wird die CDU von einer Spendenaffäre erschüttert: In deren Mittelpunkt steht Helmut Kohl.
CDU-Chef Wolfgang Schäuble verlangt von Kohl eine Aussage über die Herkunft eines Betrages von zwei Millionen D-Mark. Kohl verweigert diese.
Er verweist auf das Ehrenwort, das er den Spendern gegeben habe. Kurze Zeit später soll auch Schäuble über die Affäre stolpern. Zwischen Kohl und Schäuble herrscht seitdem Funkstille.
Dafür drängt nun CDU-Generalsekretärin Angela Merkel in den Vordergrund. Kurz vor Weihnachten 1999 verlangt sie in einem Zeitungsbeitrag die Abnabelung der CDU von Helmut Kohl. "Die Partei muss laufen lernen ..."
Diese Äußerungen sind bemerkenswert, weil Merkel in acht Jahren Ministerin im Kabinett Kohl war und als "Kohls Mädchen" gilt.
Aber das "Mädchen" macht es seinem Lehrmeister nach und zeigt seine Zähne. Seitdem ist das Verhältnis Kohls zu Merkel distanziert. Merkel wird im März 2000 CDU-Vorsitzende.
Am 18. Januar muss Helmut Kohl wegen seiner Rolle in der Spendenaffäre auf den Ehrenvorsitz der CDU verzichten.
Am 11. Juli 2001 trifft ihn ein schwerer Schicksalsschlag. Seine schwer kranke Frau Hannelore begeht im Wohnhaus in Ludwigshafen-Oggersheim Selbstmord.
Hannelore Kohl hatte an Lichtallergie gelitten und konnte das Haus am Tage nicht mehr verlassen.
Kohl hat zuletzt mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Zwei Knieoperationen sind erforderlich.
Sichtlich angeschlagen präsentiert er sich Mitte Februar 2008 auf einem Symposium der Konrad-Adenauer-Stiftung.
Es wird ruhiger um den Altkanzler.
Für seine Verdienste um die Vereinigung Deutschlands und Europas wird er mit zahlreichen Preisen geehrt.
Am 8. Mai 2008 heiratet Kohl seine Lebensgefährtin Maike Richter.
Seit einem schweren Sturz im Jahr 2008 und einer weiteren Operation Anfang dieses Jahres sitzt der Altkanzler im Rollstuhl.
Den Eingang in die Geschichtsbücher hat Helmut Kohl bereits jetzt gefunden.