Notgesetz der Regierung Kontensperre in Uruguay
04.08.2002, 12:17 UhrMit dem Einfrieren von Bankkonten will die Regierung in Uruguay die rasante wirtschaftliche Talfahrt des Landes stoppen. Der Senat in Montevideo billigte am Sonntag ein entsprechendes Notgesetz, das noch am selben Tag im Abgeordnetenhaus endgültig verabschiedet werden sollte.
Am vergangenen Dienstag hatte Uruguay seine Banken geschlossen, um die seit Wochen anhaltende Kapitalflucht zu stoppen.
Die USA wollen Uruguay eine kurzfristige Finanzhilfe in Höhe von 1,5 Milliarden Dollar zukommen lassen, wie am Sonntag aus amerikanischen Regierungskreisen verlautete. Mit dem Kredit sollten die Engpässe bis zur Auszahlung neuer Raten des Internationalen Währungsfonds (IWF) überbrückt werden.
Es wäre das erste Mal, dass die Regierung von George W. Bush ein Land in einer Wirtschaftskrise direkt unterstützen würde. US-Finanzminister Paul O'Neill flog am Sonntag nach Brasilien und soll in den kommenden Tagen auch Uruguay und Argentinien besuchen.
Der Direktivrat des Internationalen Währungsfonds (IWF) habe Uruguays Reformvorschläge positiv aufgenommen und wolle sich am Mittwoch formell mit ihnen befassen, teilte Wirtschaftsminister Alejandro Atchugarry mit.
Die Plünderungen, die das Land über mehrere Tage hinweg erschüttert hatten, flauten unterdessen ab. Bis zu 5.000 Polizisten sorgten in der Hauptstadt Montevideo für Ordnung.
In dieser Woche war es bei Protesten gegen die sich verschlimmernde Finanzkrise zu einem Generalstreik und zu Plünderungen gekommen. Wegen einer immer heftigeren Kapitalflucht sind die Banken in dem lateinamerikanischen Land seit Dienstag auf Geheiß der Regierung geschlossen, nachdem die Währungsreserven allein im Juli um mehr als 50 Prozent gesunken waren.
Uruguay leidet seit vier Jahren unter einer schweren Wirtschaftskrise. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wird dieses Jahr schätzungsweise um fünf Prozent fallen. Die Arbeitslosigkeit liegt bei etwa 16 Prozent.
Am Montag hatten sich die Eltern in einem Armenviertel Montevideos mit einem Hilferuf an die Öffentlichkeit gewandt. Viele Kinder würden am Wochenende, wenn die Schulkantinen geschlossen blieben, nur noch Gras und Essensreste aus dem Hausmüll zu essen bekommen.
Quelle: ntv.de