Wende im Irak-Konflikt Kriegsvorbereitungen weltweit
20.12.2002, 13:06 UhrDie USA versuchen verstärkt, den UN-Sicherheitsrat von der Notwendigkeit eines Krieges gegen den Irak zu überzeugen. Bagdad habe internationale Forderungen missachtet, heißt es zur Begründung mit Blick auf Lücken im irakischen Waffenbericht. Die USA baten Deutschland unterdessen um die Bereitstellung von 2.000 Bundeswehrsoldaten zur Sicherung von US-Einrichtungen in Deutschland ab Ende Januar.
Die Überzeugungsarbeit im Sicherheitsrat sollen vor allem der amerikanische UN-Botschafter John Negroponte und US-Außenminister Colin Powell leisten, meldet die Nachrichtenagentur AP. Am Freitag nannte US-Präsident George W. Bush den irakischen Waffenbericht in einer ersten öffentlichen Reaktion "nicht ermutigend".
Der Donnerstag sei ein enttäuschender Tag für jene gewesen, die sich nach Frieden sehnen, erklärte Bush mit Blick auf Äußerungen von UN-Chefinspektor Hans Blix über Lücken in der irakischen Deklaration.
Bush bereitet sich auf Krieg vor
Vor Bush hatte bereits Powell den irakischen Waffenbericht als lückenhaft bezeichnet und dem Irak einen "schwerwiegenden Verstoß" gegen die UN-Resolution vorgeworfen. Diese Feststellung gilt als Wendepunkt im Irak-Konflikt.
Aus dem Weißen Haus verlautete, Bush wolle in den kommenden fünf oder sechs Wochen mehr Beweise gegen den irakischen Staatschef Saddam Hussein zusammentragen und zugleich die US-Truppen am Golf verstärken. Ob es zu einem Militärschlag kommt, werde Bush wohl um den 27. Januar entscheiden, wenn auch der Bericht der Waffenkontrolleure vorliegt.
Dieser Termin ist nun allerdings vorgezogen worden. Der Sicherheitsrat bat die Waffeninspektoren, ihren Bericht zu den irakischen Waffenprogrammen bereits am 9. Januar vorzulegen. Frankreich, das den Vorsitz des Sicherheitsrats im Januar übernimmt, setzte das Datum auf Wunsch der anderen Mitglieder des Rates fest, teilten Diplomaten und UN-Vertreter in New York mit.
Blix fordert Beweise
UN-Chefinspektor Blix kritisierte derweil die Informationspolitik der USA und Großbritanniens. "Die Inspekteure bekommen von den westlichen Mächten nicht die notwendige Unterstützung bei ihrer Mission, die Massenvernichtungswaffen von Saddam Hussein zu finden", sagte Blix dem britischen Sender BBC. Wenn Großbritannien und die USA Beweise dafür hätten, dass der Irak Waffen besitze, "dann würde man erwarten, dass sie in der Lage wären, uns zu sagen, wo das Zeug liegt".
Blair trifft Vorbereitungen
Der britische Premierminister Tony Blair erklärte in einer Weihnachtsbotschaft an die britischen Soldaten, er treffe alle notwendigen Vorbereitungen. "Wir müssen bereit sein, unsere Mission zu erfüllen, wenn sie auf uns zukommt ", sagte er. Die britische Regierung hat nach Informationen aus der Industrie mehrere Frachtschiffe ab Mitte Januar für drei Monate gechartert, die jeweils bis zu 10.000 Tonnen an militärischer Ausrüstung laden können.
Truppenbewegungen in der Türkei
Die Türkei wies Berichte über eine Truppenverstärkung an der Grenze zum Irak zurück. Augenzeugen berichteten jedoch, dass sich Lastwagen mit Panzern und gepanzerten Fahrzeugen Richtung Grenze bewegt hätten. Aus dem Kurdengebiet im Nordirak hieß es, die Türkei habe ihre Truppenpräsenz im Norden des Irak verstärkt.
Tausend US-Soldaten in Israel
Auch aus Israel werden Vorbereitungen für einen Krieg gegen den Irak gemeldet. Für Samstagabend werden 1.000 US-Soldaten erwartet. Sie sollen zusätzliche nach Israel geschickte Patriot-Raketen bedienen, die Mitte Januar an einem großen gemeinsamen israelisch-amerikanischen Manöver zur Raketenabwehr teilnehmen sollen. Nach Informationen des n-tv Nahost-Korrespondenten Ulrich Sahm sollen die Patriot-Raketen und möglicherweise auch das US-Bedienungspersonal nach dem Manöver in Israel verbleiben.
Quelle: ntv.de