"Schlüsselpositionen" zurückerobert Kurden schlagen erneut IS-Angriffe zurück
19.10.2014, 02:07 Uhr
Die US-Luftwaffe versucht durch gezielte Schläge, den IS zu schwächen.
(Foto: dpa)
Die Terrormiliz Islamischer Staat verliert in der umkämpften syrischen Stadt Kobane weiter an Boden. Durch Angriffe der Kurden und der internationalen Allianz werden die IS-Kämpfer zurückgedrängt, berichtet die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte.
Kurdische Kämpfer haben in der nordsyrischen Stadt Kobane an der Grenze zur Türkei erneut Angreifer der Dschihadistengruppe Islamischer Staat (IS) zurückgeschlagen. Wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilte, feuerte die IS-Miliz insgesamt 26 Granaten auf die nördlichen Stadtteile von Kobane ab. Der ranghohe Kurdenpolitiker Idris Nahsen aus Kobane sagte der Nachrichtenagentur AFP, mehrere Mörsergranaten hätten den syrischen Grenzposten zum Ziel gehabt. Dort verläuft die einzige Straße zur Versorgung der kurdischen Kämpfer, die auch als Fluchtweg für Zivilisten dient.
Reporter vor Ort berichteten, drei Geschosse seien auf türkischem Territorium niedergegangen - eines davon neben einer nur einen Kilometer von der Kobane-Front entfernten Anhöhe. Dort haben türkische Soldaten und Panzer Stellung bezogen. Die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) verhinderten den Versuch der IS-Dschihadisten, von Osten aus auf den Grenzübergang vorzustoßen.
Nach Angaben des kurdischen Aktivisten Farhad Schami, der sich in Kobane aufhält, hat die YPG in beiden Gefechtszonen "Schlüsselpositionen" zurückerobert. "Ohne Zweifel war das durch die Luftschläge möglich", sagte Schami.
Außerhalb von Kobane flog die internationale Allianz nach Angaben der syrischen Beobachtungsstelle mehrere Luftangriffe in den Provinzen Al-Rakka und Dair as-Saur. Fünf Luftschläge hätten Gasanlagen und Ölraffinerien nahe der Ortschaft Al-Dschardi gegolten, die vom IS erobert worden waren. Dabei seien versehentlich zwei Zivilisten getötet worden. Drei weitere, darunter ein Kind, seien bei einem Luftangriff auf das Dorf Kabiba in der nordsyrischen Provinz Hasaka ums Leben gekommen.
Die Stadt Kobane, die auf Arabisch Ain al-Arab heißt, ist seit einem Monat von IS-Kämpfern im Süden, Osten und Westen umzingelt. Der Beobachtungsstelle zufolge schickte die IS-Miliz Verstärkung nach Kobane. Aus den Provinzen Aleppo und Raka würden Kämpfer, Munition und Ausrüstung nach Kobane gebracht, hieß es. Raka ist eine Hochburg der Dschihadisten, die seit Monaten weite Gebiete im Irak sowie im Norden Syriens kontrollieren.
Bei der Schlacht um Kobane wurden seit dem 16. September nach Angaben der Beobachtungsstelle etwa 700 Menschen getötet und mehr als 300.000 weitere in die Flucht getrieben, davon mehr als 200.000 in die Türkei und Tausende in den Irak. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte bezieht ihre Informationen aus einem Netzwerk von Aktivisten und Ärzten in Syrien. Ihre Angaben sind allerdings aufgrund der unsicheren Lage in dem Land von unabhängiger Seite kaum zu überprüfen.
Quelle: ntv.de, awi/dpa/AFP