Bahnprojekt Stuttgart 21 Land war sehr großzügig
14.08.2010, 15:33 UhrWährend in der Bevölkerung der Widerstand gegen den Riesenumbau des Stuttgarter Hauptbahnhofs wächst und die Bagger schon mal mit der Arbeit beginnen, gerät die Finanzierung des Milliardenprojekts ins Blicklicht. Offenbar schließt Baden-Württemberg eine erhebliche Kostenlücke.
Die baden-württembergische Landesregierung soll das Projekt Stuttgart 21 mit einem unzulässigen Millionenauftrag für die Bahn auf die Schiene gebracht haben. Nach einem "Spiegel"- Bericht war an dem Geschäft über mehrere hundert Millionen Euro im Jahr 2001 auch der heutige Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU) beteiligt. Er war damals Politischer Staatssekretär im Verkehrsministerium und zuständig für den Regionalverkehr.
Ein Sprecher der Landesregierung teilte auf dpa-Anfrage mit, Mappus habe an der vom damaligen Minister Ulrich Müller (CDU) geleiteten Schlussverhandlung teilgenommen. Er sei aber nicht bei den "Vorgesprächen in den monatelangen komplexen Vorbereitungen auf Arbeitsebene" dabeigewesen.
Demnach hatte eine Wirtschaftlichkeitsberechnung der Bahn Ende 1999 ergeben, dass 344 Millionen Mark (rund 176 Mio Euro) für das Bauprojekt Stuttgart 21 fehlten. Kostendeckend wäre es nur, wenn Baden-Württemberg regionalen Zugverkehr bezahlen würde, der teilweise erst nach Fertigstellung des Großprojekts gebraucht wird. Dies sei dann mit der Landesregierung entsprechend ausgehandelt worden.
Widerstand wächst
Seit Wochen wächst der Protest gegen das Bauprojekt Stuttgart 21. Der bisherige Kopfbahnhof wird in eine unterirdische Durchgangsstation umgewandelt und an die geplante ICE-Neubaustrecke nach Ulm angebunden. Die Gesamtkosten sollen rund sieben Milliarden Euro betragen. Das Projekt gilt als das größte Infrastrukturprojekt Europas. Die Befürworter des Projekts verweisen auf kürzere Reisezeiten, rund 4000 neue Arbeitsplätze und bis zu acht Milliarden Euro Folgeinvestitionen, etwa wenn auf den rund hundert Hektar Gleisanlagen, die nun in bester innerstädtischer Lage abgerissen werden, neue Wohn- und Geschäftshäuser entstehen. In der Bevölkerung ist das Bauvorhaben aber umstritten. Seit Wochen demonstrieren immer wieder tausende Gegner des Projekts.
Am Freitagabend hatten rund 20.000 Demonstranten aus Protest gegen das Projekt eine Menschenkette um den Stuttgarter Hauptbahnhof gebildet. Die Aktion verlief nach Angaben von Veranstaltern und Polizei friedlich. Zuvor hatten die äußeren Abrissarbeiten am Hauptbahnhof begonnen.
Quelle: ntv.de, dpa