Proteste in Burkina Faso Langzeitdiktator Compaoré tritt zurück
31.10.2014, 14:50 Uhr
Compaoré tritt nach 27 Jahren an der Macht zurück.
(Foto: dpa)
1987 putschte sich Blaise Compaoré an die Macht in Burkina Faso. Nun zwingen Massenproteste den Präsidenten zum Rücktritt. Er stellt freie Wahlen in Aussicht. Noch herrscht jedoch das Militär.
Der durch Massenproteste unter Druck geratene Präsident von Burkina Faso, Blaise Compaoré, hat seinen Rücktritt erklärt. "Ich bin überzeugt, dass ich meine Pflichten erfüllt habe, und trete im obersten Interesse des Landes zurück", hieß es in einer im Fernsehsender BF1 von einer Journalistin verlesenen offiziellen Erklärung. Er wolle zudem ermöglichen, "dass eine Übergangszeit eingeleitet wird, die zu freien und transparenten Wahlen in einem Zeitraum von 90 Tagen führt". Die Lage in der Hauptstadt blieb jedoch angespannt, es kam zu Plünderungen im Regierungsviertel. Die Polizei schritt zunächst nicht ein.
Compaoré verließ französischen Angaben zufolge die Hauptstadt Ouagadougou und brach in den Süden des Landes auf, in Richtung der nahe der Grenze zu Ghana gelegenen Stadt Pô. Derweil übernahm der Militärchef die Macht. Generalstabschef Honoré Traoré teilte in einer Erklärung mit, er habe mit sofortiger Wirkung "gemäß der Verfassung" das Amt des Staatschefs übernommen.
Die Demonstranten lehnen mehrheitlich eine Machtübernahme durch die Armee ab. Vor dem Hauptquartier der Streitkräfte am Platz der Nation hatte die Menge "Kouamé Lougué an die Macht!" gerufen. Der General im Ruhestand und Ex-Verteidigungsminister genießt im Land hohes Ansehen.
Frankreichs Präsident François Hollande begrüßte den Rücktritt und erklärte, nun sei es möglich, "einen Ausweg aus der Krise zu finden". Zugleich forderte Hollande "die schnelle Abhaltung demokratischer Wahlen". Auch die EU betonte, dass allein die Bevölkerung über die Zukunft ihres Landes zu bestimmen habe.
Seit Tagen hatte es in dem westafrikanischen Land Proteste gegen eine geplante Verlängerung der Amtszeit des seit 27 Jahren regierenden Staatschefs gegeben. Bei Ausschreitungen kamen nach Angaben der Opposition 30 Menschen ums Leben. Die Polizei hatte mit scharfer Munition in die Menge geschossen.
Vor einer geplanten Abstimmung über das Vorhaben im Parlament in der Hauptstadt Ouagadougou stürmten Demonstranten das Gebäude der Nationalversammlung und legten Feuer. Die Abstimmung wurde abgesagt.
Viertgrößter Goldproduzent Afrikas
Nach der Eskalation der Proteste hatte am Donnerstagabend die Armee die Macht in dem westafrikanischen Land übernommen. Kurz zuvor hatte der 63-jährige Compaoré die Regierung und das Parlament aufgelöst und den Notstand im Land ausgerufen. Zugleich wurde landesweit eine nächtliche Ausgangssperre verhängt.
Compaoré war 1987 durch einen Putsch gegen seinen langjährigen Weggefährten Thomas Sankara an die Macht gekommen. Der Sozialist Sankara, der im Zuge der Revolte getötet wurde, wird bis heute von vielen Burkinern verehrt. Compaoré ließ sich seit 1991 vier Mal bei Wahlen im Amt bestätigen. Dazu ließ er bereits einmal die Verfassung ändern. Das Parlament plante zuletzt eine erneute Verfassungsänderung, wonach Compaore eine weitere Amtszeit anstreben könnte. Burkina Faso mit seinen etwa 17 Millionen Einwohnern ist eines der ärmsten Länder der Welt.
Allerdings hat sich das Land als Krisenvermittler einen Namen gemacht. Die frühere Kolonialmacht Frankreich unterhält einen Stützpunkt in dem Land, den Spezialeinheiten als Basis für Einsätze in der gesamten Sahelzone nutzen. Burkina Faso ist der viertgrößte Goldproduzent in Afrika. Dort sind die Firmen TrueGold, Iamgold oder Randgold Resources aktiv.
Quelle: ntv.de, mli/AFP