Politik

Arm dran Leben mit Kindern

Der Ausbau von Kindergärten, Schulen und Ganztagsbetreuungs-Angeboten muss nach Expertenansicht Vorrang vor weiteren Kindergelderhöhungen haben. Dies ist die zentrale Aussage des 11. Kinder- und Jugendberichts, den Bundesfamilienministerin Christine Bergmann (SPD) am Mittwoch in Berlin vorstellte.

Bergmann forderte Kommunen und Länder auf, die Angebote für eine umfassende Kinderbetreuung zu verbessern. Vor allem in den alten Bundesländern klaffe eine "erhebliche Lücke". Der Ausbau der sozialen Infrastruktur sei die wichtigste Voraussetzung dafür, dass allein Erziehende und Familien mit mehreren Kindern aus der Sozialhilfe heraus finden. "Dies gelingt mit einem Job sehr viel besser", sagte die Ministerin.

Die Armut unter Kindern habe sich seit dem letzten Bericht im Jahr 1998 "nicht verschärft". Sie sei aber auch nicht im erhofften Umfang zurückgegangen. Derzeit beziehen etwa eine Million Heranwachsende Sozialhilfe.

Trotz großen privaten Wohlstandes in Deutschland wächst noch immer etwa jedes siebte Kind - zumindest zeitweilig - in Armut auf. Dabei handelt es sich nicht um "absolute" Armut, bei der das Notwendigste zum Überleben fehlt, sondern um "relative" Armut, bei der die Betroffenen mit weniger als 50 Prozent des durchschnittlichen Einkommens auskommen müssen.

Die Ministerin sah die Politik der rot-grünen Bundesregierung durch den Bericht bestätigt. Die Union warf der Koalition vor, den Familien sei es "noch nie so schlecht wie nach drei Jahren Schröder-Regierung gegangen".

Die stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion, Maria Böhmer (CDU), nannte die Gesamtbilanz der Regierung für die Familien "mehr als bescheiden". Indem allein Erziehenden der Haushaltsfreibetrag von 2.340 Euro ersatzlos gestrichen worden sei, fehle allein stehenden Müttern "ein ganzes Monatsgehalt".

Die Familienpolitik der Regierung zeuge von einer völligen Konzeptlosigkeit, die nicht dazu beitrage, Kinderwünsche öfter zu realisieren. Der Bundesverband der Arbeiterwohlfahrt (AWO) warnte vor einem "Weg in eine kinderfreie Gesellschaft".

Quelle: ntv.de

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