Politik

Versuchter hundertfacher Mord Lebenslang für Iraker

Ein irakischer Arzt, der für zwei gescheiterte Anschläge in London und Glasgow im vergangenen Jahr verantwortlich ist, muss lebenslang ins Gefängnis. Ein Gericht in London verurteilte Bilal Abdulla wegen versuchten Mordes an Hunderten Menschen zu mindestens 32 Jahren Haft - dies entspricht in Großbritannien einer lebenslangen Haft.

Der Richter sagte, der 29-Jährige sei ein "religiöser Extremist und Fanatiker" mit extremen islamistischen Ansichten. Die Geschworenenjury hatte Abdulla für schuldig erklärt sowie einen zweiten Mann, den jordanischen Arzt Mohammed Asha, freigesprochen.

Anschläge schlugen fehl

Abdulla plante mit seinem Komplizen Kafeel Ahmed Ende Juni 2007 Anschläge in der Londoner Innenstadt. Dabei packte er zwei Autos mit Bomben aus Nägeln, Gasflaschen und Benzin voll und stellte eines vor einem Nachtclub in einem belebten Touristenzentrum ab, um "Nachtschwärmer" zu töten. Die Bomben detonierten aber nicht, weil der Zünder nicht funktionierte und die Polizei ihn rechtzeitig entschärfen konnte. Nach Angaben der Ermittler verhinderten technische Probleme bei der Fernzündung per Mobiltelefon die Katastrophe.

Einen Tag später rasten Abdulla und Ahmed mit einem mit Bomben beladenen Jeep in den Terminal am Flughafen Glasgow, um Urlauber umzubringen. Auch hier entkamen die Menschen nur knapp einem Unglück: Der Wagen wurde von Pollern gestoppt und ging in Flammen auf, der Sprengstoff explodierte allerdings nicht. Polizei und Passanten konnten die Männer niederringen.

Ahmed starb später an seinen Brandverletzungen. Abdulla, der in Großbritannien geboren wurde und dort als Arzt arbeitete, wollte sich mit den Anschlägen für den Krieg im Irak rächen. Eine Katastrophe wurde in beiden Fällen nach Angaben der Staatsanwaltschaft nur durch großes Glück verhindert.

Landesweite Suche nach den Tätern

Die versuchten Anschläge hatten große Verunsicherung in Großbritannien und eine landesweite Suche nach den Tätern ausgelöst - nur wenige Tage nachdem der neue Premierminister Gordon Brown das Amt von Tony Blair übernommen hatte. Die Terrorwarnstufe war auf die höchste Stufe gehoben worden. Mehrer Ärzte mit muslimischem Hintergrund wurden damals festgenommen, aber wieder freigelassen. Im Vereinigten Königreich herrscht seit den Anschlägen vom 7. Juli 2005 auf die Londoner U-Bahn und einen Bus erhöhte Terror-Alarmbereitschaft. Damals kamen 52 Menschen und die vier Selbstmordattentäter um, mehr als 700 Menschen wurden verletzt.

"Wahllos Morde in großem Stil"

Staatsanwalt Jonathan Laidlaw sagte, die Männer hätten "wahllose Morde in großem Stil" geplant, die Panik in der Öffentlichkeit ausgelöst hätten. Abdullas Anwalt erklärte, sein Mandant habe aus politischen, nicht religiösen Gründen gehandelt. "Das kam nicht aus dem Glauben, sondern aus dem Frust heraus, dass er einen ungerechten Krieg sah." Abdulla hatte gesagt, er wollte den Menschen eher Angst einjagen, als sie zu töten. "Wenn man Leute erschrecken will, packt man keine Autos mit Gas, Benzin und Nägel voll", sagte Karen Jones von der Staatsanwaltschaft.

Quelle: ntv.de

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