Familienzahlung zerrt an den Nerven Lindner will kein Betreuungsgeld
21.06.2012, 11:08 Uhr
Vor allem Bayern setzt wegen seines schlechten Kita-Angebots auf das Betreuungsgeld.
(Foto: REUTERS)
"Betreuungsgeld" bleibt das Reizwort der schwarz-gelben Koalition. Nachdem CSU-Chef Seehofer den Fortbestand der Koalition von der Einführung des Betreuungsgeldes abhängig macht, appelliert der FDP-Politiker Lindner vehement dagegen. Auch Wissenschaftler warnen vor dem Betreuungsgeld, das die Bildungschancen von Kindern verschlechtern könnte.
Der nordrhein-westfälische FDP-Politiker Christian Lindner hat die schwarz-gelbe Regierungskoalition in Berlin zum Verzicht auf das Betreuungsgeld aufgerufen. Er fordere die CSU auf, "dieses hochumstrittene Vorhaben" so lange zurückzustellen, bis der Haushalt ausgeglichen sei, sagte Lindner der "Passauer Neue Presse". Fachlich habe er das Betreuungsgeld immer kritisch gesehen, ergänzte der FDP-Landeschef.
Die Pläne der schwarz-gelben Koalition zum Betreuungsgeld sehen vor, dass Eltern, die ihre Kinder im zweiten Lebensjahr nicht in einer öffentlichen Kita betreuen lassen, ab Januar kommenden Jahres 100 Euro Betreuungsgeld erhalten. 2014 soll die Leistung auf 150 Euro erhöht und auf Kinder im dritten Lebensjahr ausgeweitet werden.
Das Vorhaben ist heftig umstritten. Innerhalb der Bundesregierung pocht vor allem die CSU auf eine Einführung und verbindet damit sogar den Fortbestand der Koalition. In den Reihen der FDP wird es teilweise sehr kritisch gesehen. Die Opposition lehnt die neue Leistung vehement ab. Sie hält es bildungspolitisch für kontraproduktiv und haushaltspolitisch unvertretbar.
Kritik kommt auch von Experten. In einem Bericht für Bund und Länder warnen deutsche Bildungsforscher davor, dass das Betreuungsgeld den Ausbau der Kinderbetreuung von unter Dreijährigen gefährdet. Der Besuch einer Kindertagesstätte gilt demnach aber als wichtiger Faktor, um die Bildungschancen von Kindern zu verbessern - insbesondere von solchen, die zu Hause nur wenig gefördert werden. Die Bundesregierung wies die Kritik zurück.
Quelle: ntv.de, AFP