Politik

"Eine Frau, ein Wort" Litauens Präsidentin erhält Karlspreis

Dalia Grybauskaite

Dalia Grybauskaite

(Foto: picture alliance / dpa)

Wenn von den Lasten der Schuldenkrise die Rede ist, denken die meisten an Südeuropa. Mit dem diesjährigen Karlspreis will das Direktorium zeigen: Auch die baltischen Staaten ächzen unter Sparprogrammen. Stellvertretend für diese Mühen nimmt in Aachen nun Litauens Präsidentin Grybauskaite die Auszeichnung entgegen.

Die litauische Präsidentin Dalia Grybauskaite ist mit dem Internationalen Karlspreis geehrt worden. Grybauskaite nahm die renommierte Auszeichnung im historischen Krönungssaal des Aachener Rathauses aus der Hand von Oberbürgermeister Marcel Philipp entgegen. Mit der Preisverleihung wurden Grybauskaites persönliche Verdienste um die europäische Integration gewürdigt.

In seiner Laudatio auf die Preisträgerin nannte EU-Parlamentspräsident Martin Schulz die litauische Präsidentin "eine außergewöhnliche Europäerin und eine herausragende Politikerin". Grybauskaite zeichnet sich in Schulz Augen durch "Energie, Effizienz und Verlässlichkeit" aus. Für sie gelte das Motto "Eine Frau, ein Wort." Schulz fügte hinzu, mit der Vergabe des Karlspreises an die Präsidentin des baltischen Staates würden "gleichzeitig auch die Bürgerinnen und Bürger von Litauen" geehrt.

Mit einem rigiden Sparprogramm habe die frühere Haushaltskommissarin Litauen aus der Wirtschaftskrise geführt und strebe jetzt mit ihrem Land trotz aller Verunsicherung durch die Schuldenkrise die Aufnahme in die Eurozone an, hieß es in der Begründung. Mit Grybauskaite würdigt der Preis auch die Entwicklung der anderen baltischen EU-Mitgliedsländer Estland und Lettland. Die jungen Demokratien hätten auf dem Weg in die EU Beeindruckendes geleistet, auch bei der Überwindung der Schuldenkrise.

Schäuble und Van Rompuy erweisen Grybauskaite die Ehre

Grybauskaite wurde im Mai 2009 zur Staatspräsidentin Litauens gewählt. Zuvor war sie - nach dem EU-Beitritt Litauens im Mai 2004 - Mitglied der Europäischen Kommission, zuständig zunächst für Bildung und Kultur, später für Haushalt und Finanzen. Die 57-Jährige ist die 55. Trägerin des Karlspreises.

In ihrer Dankesrede zollte Grybauskaite Deutschland für seine Führungsrolle zur Sicherung der europäischen Stabilität größten Respekt. Deutschland habe bei der Suche nach Entscheidungen die Führung übernommen. "Das ist eine historische Rolle, ein wirkliches Beispiel für verantwortungsbewusste Politik", sagte sie. Deutschland ernte schärfste Kritik, verdiene aber größten Respekt. Das sei ein wirkliches Beispiel für verantwortungsbewusste Politik. Europa brauche mehr denn je den politischen Willen zu verantwortungsbewusster Politik.

An der Preisverleihung in Aachen nahmen zahlreiche Politiker und Vertreter des öffentlichen Lebens teil. Unter ihnen waren auch der Karlspreisträger von 2012, Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble, und EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy.

Der Karlspreis wird seit 1950 an Persönlichkeiten und Institutionen vergeben, die sich um die Einigung Europas verdient gemacht haben. Die Verleihung findet traditionell am Himmelfahrtstag statt. Zu den früheren Preisträgern zählen Spaniens König Juan Carlos, der frühere US-Präsident Bill Clinton und Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Quelle: ntv.de, AFP/dpa

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