Nobelpreiskollegen mahnen Liu Xiaobo ist noch nicht frei
09.12.2011, 10:31 UhrBei der Preisverleihung 2010 blieb sein Platz leer, und auch 2011 könnte Liu Xiaobo seinen Friedensnobelpreis nicht selbst in Empfang nehmen. Denn der Chinese sitzt noch immer im Gefängnis. Darauf weist ein Gruppe von Friedensnobelpreisträgern eindringlich hin. China ehrt derweil den höchst umstrittenen russischen Premier Putin.
Zwei Tage vor der Verleihung des diesjährigen Friedensnobelpreises haben fünf frühere Preisträger an das Schicksal des inhaftierten chinesischen Dissidenten Liu Xiaobo erinnert. "Die internationale Gemeinschaft scheint vergessen zu haben, dass Liu Xiaobo ein Jahr nach der Preiszeremonie in China weiter im Gefängnis ist", erklärte die Gruppe um den südafrikanischen Bischof Desmond Tutu. Zur Unterstützung des Friedensnobelpreisträgers von 2010, der in China eine elfjährige Haftstrafe verbüßt, bildeten die Preisträger und mehrere Menschenrechtsgruppen ein Komitee und forderten die Freilassung Liu Xiaobos.
Dem Komitee der Friedensnobelpreisträger gehören neben Tutu die iranische Anwältin Schirin Ebadi, die nordirischen Friedensaktivistinnen Mairead Maguire und Betty Williams sowie Jody Williams, Mitbegründerin der Internationalen Kampagne für das Verbot von Landminen, an. Als prominenter Nicht-Preisträger schloss sich ihnen der frühere tschechische Präsident Vaclav Havel an.
Liu Xiaobo war im Jahr 2009 wegen Untergrabung der Staatsgewalt zu elf Jahren Gefängnis verurteilt worden. Seine Haft wird äußerst strikt gehandhabt, es gibt kaum Informationen über sein Schicksal. Im vergangenen Jahr wurde Liu Xiaobo mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet, konnte ihn aber nicht selbst entgegennehmen. Die Regierung in Peking bezeichnet den Mitverfasser der Charta 08, die tiefgreifende politische Reformen in China fordert, als "Kriminellen".
Den teilen sich die liberianische Präsidentin Ellen Johnson Sirleaf, die aus demselben Land stammende Friedensaktivistin Leymah Gbowee und die jemenitische Menschenrechtsaktivistin Tawakkul Karman.
Peking ehrt Putin
China verlieh derweil dem russischen Regierungschef Wladimir Putin den Konfuzius-Friedenspreis. Da Putin an der Zeremonie in Peking nicht teilnahm, wurde die Auszeichnung zwei russischen Austauschstudenten übergeben, teilte einer der chinesischen Wissenschaftler mit, die den Preis in diesem Jahr zum zweiten Mal vergaben.
Der Preis war erst im vergangenen Jahr ins Leben gerufen worden, nachdem die Vergabe des Friedensnobelpreises an Liu Xiaobo bekannt geworden war. Chinas Außenamtssprecher Hong Lei sagte in Peking, wegen der Auszeichnung von Liu seien die Beziehungen zu Norwegen weiterhin "schwierig". Oslo sei aufgerufen, Anstrengungen zur Normalisierung der Beziehungen zu China zu unternehmen.
In Deutschland sollte Putin dieses Jahr "für seine Verdienste für die Verlässlichkeit und Stabilität der deutsch-russischen Beziehungen" den vom Verein Werkstatt Deutschland ausgelobten Quadriga-Preis erhalten. Daran übten Wissenschaftler, Menschenrechtler und Politiker wegen Putins umstrittenen Demokratieverständnisses heftige Kritik. Nach den Querelen wurde die Ehrung schließlich abgesagt.
Quelle: ntv.de, AFP