"Krieg mit Ressourcen verstärkt" London: Russisches Afrikakorps kämpft in Charkiw
24.05.2024, 19:49 Uhr Artikel anhören
Die Russen ziehen ihre Streitkräfte für die Offensive in der Ukraine zusammen.
(Foto: AP)
Die Region Charkiw im Nordosten der Ukraine ist heftig umkämpft. In der Grenzstadt Wowtschansk toben die Gefechte in den Straßen. Laut ukrainischen Angaben erleben dort die Russen herbe Verluste und ziehen Reserven aus verschiedenen Bereichen zusammen - auch Einheiten aus Afrika.
Russland hat nach britischer Einschätzung Soldaten aus seinem Afrikakorps abgezogen und an die Front in der Ukraine geschickt. In den vergangenen Wochen seien Einheiten neben regulären russischen Streitkräften und Strafeinheiten während der Offensive in Wowtschansk im Norden Charkiws im Einsatz gewesen, teilte das britische Verteidigungsministerium am Freitag auf der Plattform X mit.
Das Afrikakorps des russischen Verteidigungsministeriums sei im Dezember 2023 entstanden und bestehe aus mehr als 2000 regulären Soldaten und Offizieren sowie aus erfahrenen Söldnern, von denen viele vorher in der Gruppe Wagner gedient hätten, schrieben die Briten. Truppen des Afrikakorps seien zuvor höchstwahrscheinlich in Syrien, Libyen, Burkina Faso und Niger eingesetzt worden.
Nach Angaben der US-Regierung sind im April russische Soldaten im westafrikanischen Niger auf einen Militärflugplatz verlegt worden. Zudem seien dort Militärausbilder und Militärausrüstung eingetroffen, berichtete der Staatssender Télé Sahel.
Das russische Verteidigungsministerium habe im April in Vorbereitung auf die Offensive mit ziemlicher Sicherheit Einheiten an die ukrainische Grenze verlegt, teilte London mit. "Es ist sehr wahrscheinlich, dass Russland seinen Krieg gegen die Ukraine mit Ressourcen verstärkt, die zuvor Afrika zugewiesen waren."
Die Ukraine hat eigenen Angaben zufolge eine russische Bodenoffensive in der östlichen Region Charkiw gestoppt. "Die ukrainischen Verteidigungskräfte haben die russischen Truppen im Bereich Charkiw gestoppt und führen Gegenoffensiven durch", erklärte die ukrainische Armee am Freitag in Onlinediensten. Ein Vertreter des Generalstabs bezeichnete die Lage als "schwierig", aber "stabil und unter Kontrolle".
"Reserven aus verschiedenen Bereichen"
Zuvor hatte Armeechef Oleksandr Syrskyj bereits erklärt, die Vorstöße der russischen Armee in der Region im Nordosten der Ukraine seien ins Stocken geraten. In Straßenkämpfen um die Grenzstadt Wowtschansk hätten sich die Truppen aus Moskau "völlig verzettelt und sehr hohe Verluste bei den Angriffseinheiten erlitten", erklärte Syrskyj in Onlinenetzwerken. Für den Versuch, die Stadt einzunehmen, verlege Russland derzeit "Reserven aus verschiedenen Bereichen" - jedoch ohne Erfolg, fügte er hinzu.
Das etwa fünf Kilometer von der russischen Grenze entfernte Wowtschansk steht derzeit im Zentrum der Bodenoffensive, die Russland vor zwei Wochen im Nordosten der Ukraine gestartet hatte. Dabei erzielten die russischen Truppen bislang die größten Geländegewinne seit Ende 2022.
Charkiw ist eine der am schwersten getroffenen Städte des nunmehr über zwei Jahre währenden russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine. Immer wieder wird die Millionenstadt aus der Luft angegriffen - mit Drohnen, Raketen oder Gleitbomben. Vor zwei Wochen haben die russischen Streitkräfte zudem eine Bodenoffensive im Grenzgebiet zu Charkiw gestartet. Die vordersten russischen Truppenteile stehen derzeit weniger als 20 Kilometer vom Stadtrand entfernt. Aus den Landkreisen an der Grenze seien bislang 11.000 Menschen in Sicherheit worden, teilte Gebietsgouverneur Oleh Synjehubow auf Telegram mit.
Quelle: ntv.de, gut/dpa/AFP