Politik

Alle wollen Sieger sein "Luftgitarren-Meisterschaft"

Union und SPD sehen das TV-Duell vom Sonntagabend als Erfolg für Bundeskanzlerin Angela Merkel bzw. für SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier. Die FDP hält dagegen sich für den Sieger. Für die Grünen gab es dagegen nur eine Verliererin: "unsere Demokratie".

Eigentlich ist man sich einig: Merkel und Steinmeier im TV-Duell.

Eigentlich ist man sich einig: Merkel und Steinmeier im TV-Duell.

(Foto: dpa)

FDP-Generalsekretär Dirk Niebel wertete bei n-tv den 90-minütigen Schlagabtausch als Plädoyer der beiden Kontrahenten für eine Fortsetzung der Großen Koalition. "Sie würden am liebsten munter weitermachen mit dieser so genannten Großen Koalition. Dieses vermeintliche Duell, also dieses Selbstgespräch der Bundesregierung, war saft- und kraftlos, genau wie die gesamte Amtszeit dieser Bundesregierung."

Gewonnen hat laut Niebel keiner der Kontrahenten: "Es gab hier einen Sieger dieses so genannten Duells, das sind die Liberalen. Denn wir haben gemerkt: Demokratie funktioniert nicht ohne Opposition, und wir sind eine Alternative zu dem, was die Menschen gestern sehen konnten, zumindest bis zu dem Zeitpunkt, wo sie umgeschaltet haben oder eingeschlafen sind."

"Für uns war dieses Kanzler-Duell in Wirklichkeit eher eine politische Luftgitarren-Meisterschaft", sagte Grünen-Chefin Claudia Roth. "Musik kam vom Band, Opposition kam nicht vor, die Regierung war unter sich und hat so getan, als würde sie miteinander diskutieren. Es war sehr viel Luft, und es war wenig wirklich Greifbares."

Duell ohne Klima

Roth wies darauf hin, dass Zukunftsthemen wie Klima, Bildung und Integration ausgespart worden seien. Deshalb habe es bei der "drögen Regierungsveranstaltung" keinen Sieger gegeben, sondern nur eine Verliererin: "Die Verliererin ist unsere Demokratie." Deutlich geworden sei bei der Veranstaltung allerdings Merkels "ungebremster Wachstumsfetischismus". Vor diesem Hintergrund schloss Roth zum wiederholten Mal ein "Jamaika"-Bündnis mit Union und FDP aus. Die Grünen seien zwar bereit, nach der Bundestagswahl mit allen demokratischen Parteien zu reden, man sei aber kein "Steigbügelhalter" für Schwarz- Gelb.

Der Bundesgeschäftsführer der Linkspartei, Dietmar Bartsch, sprach in der ARD von einer "Kuschelveranstaltung". Bartsch warf Steinmeier vor, nicht angegriffen und stattdessen ein "Bewerbungsgespräch" mit Merkel für weitere vier Jahre als Vizekanzler geführt zu haben. Bartsch lehnte eine Zusammenarbeit mit der SPD auf Bundesebene nach der Wahl am 27. September erneut ab: "Mit diesem Steinmeier nicht. Die politischen Positionen gehen nicht zusammen. Wir werden Opposition sein."

Union sieht Merkel als Siegerin

Dagegen zeigten sich Union und SPD zufrieden. "Angela Merkel hat den Abstand zum Kandidaten gewahrt, sie ist die Siegerin des gestrigen Abends", sagte CDU-Generalsekretär Roland Pofalla bei n-tv. Zugleich bekräftigte er die Absicht der Union, mit den Liberalen zu koalieren. "Wir wollen die Beendigung der Großen Koalition, weil wir der Auffassung sind, dass wir mit der FDP zusammen im Ausklang der Krise in den Themen Wirtschaft, Finanzen und Arbeit größere Gemeinsamkeiten haben, die am Ende dazu führen, dass wir Wachstum bekommen und Wachstum schafft Arbeitsplätze."

SPD sieht Rennen "ein Stück offener"

SPD Generalsekretär Hubertus Heil zeigte sich ebenfalls zufrieden mit dem TV-Auftritt. Er sagte bei n-tv, es habe "tatsächlich keine Schlammschlacht" gegeben, und er "glaube, dass das viele Menschen sehr wohltuend erlebt haben". Letztlich aber habe es eine klare inhaltliche Auseinandersetzung gegeben. Zugleich sieht Heil Steinmeier als Sieger des Duells, Steinmeier habe vor allem bei den Unentschlossenen gepunktet. "Deshalb ist das Rennen jetzt ein Stück offener."

Steinmeier griff Merkel am Tag nach dem TV-Duell scharf an. "Wir haben es mit der Ich-auch-Kanzlerin zu tun", sagte Steinmeier der SPD-Zeitung "Vorwärts". Wenn jemand eine erfolgversprechende Idee habe, sage Merkel regelmäßig, sie sei auch dieser Meinung. "Das mag geschickt erscheinen, ist aber völlig substanzlos", fügte er hinzu. Komme es zu Schwarz-Gelb und fordere die FDP Sozialabbau und Steuersenkungen für Reiche, werde die Merkel wieder laut "Ja" rufen.

"Entlarvend" nannte Steinmeier Merkels Empfehlung an die Frauen, selbst zu ihrem Arbeitgeber zu gehen, wenn sie die gleiche Bezahlung wie Männer haben wollen. "Statt Frauenrechte zu fördern, sagt sie den Frauen in diesem Land: Geht doch zum Chef betteln", kritisierte der SPD-Vize.

Quelle: ntv.de, ghö/hvo/dpa

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