Politik

Polizeichef im Visier der NPD Mannichl will Nazis bekämpfen

Der Passauer Polizeichef hat nach dem mutmaßlich von Neonazis verübten Mordanschlag angekündigt, den Rechtsextremismus weiter bekämpfen zu wollen. Er werde sich von einzelnen nicht in Angst und Schrecken versetzen lassen und seinen Weg aufrecht weitergehen, sagte Alois Mannichl bei seiner Entlassung aus dem Krankenhaus. "Wir werden im Kampf gegen Rechtsextremismus nicht nachlassen", versicherte der sichtlich geschwächte Beamte. Den Mordversuch des weiterhin flüchtigen Täters bezeichnete der 52-Jährige als einen "feigen Anschlag".

Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, unterstrichen, dass ein entschiedenes Handeln gegen den Rechtsextremismus notwendig sei. "Wenn hier ein Vertreter unseres Staates, aber auch wenn andere Menschen durch Rechtsextreme angegriffen werden, dann ist das ein Angriff auf uns alle", sagte Merkel der "Passauer Neuen Presse". Neben der Politik sei die gesamte Gesellschaft gefordert. Nötig sei vor allem Zivilcourage.

Zeichen gegen Rechts

Knobloch appellierte: "Demokraten und die Demokratie müssen agieren, nicht nur reagieren." In ihrer Grußbotschaft zum Jahreswechsel hob sie weiter hervor: "Der Kampf gegen Unmenschlichkeit verbindet Menschen, die vor allem dies wollen: Miteinander in Frieden leben." Mannichl sagte bei der Entlassung aus dem Passauer Klinikum, er habe dieses nicht heimlich durch einen Hintereingang verlassen wollen. Er wolle zeigen, dass man sich "von Rechtsextremisten nicht einschüchtern lassen" dürfe.

Der Polizeidirektor war am vergangenen Samstag vor seiner Haustür in Fürstenzell bei Passau niedergestochen worden. Die Polizei nimmt an, dass es sich um einen Racheakt von Rechtsextremisten handelte, weil Mannichl bei etlichen Einsätzen immer wieder beherzt gegen Neonazis eingeschritten war. Ein Münchner Ehepaar sitzt wegen Beihilfe zum versuchten Mord in Untersuchungshaft. Nach dem Messerstecher und einem weiteren möglichen Komplizen wird in ganz Deutschland und Österreich gefahndet.

"Demokratischer Schläger"

Der Passauer Polizeichef stand nach Informationen des Magazins "Der Spiegel" schon mehr als eineinhalb Jahre im Visier der NPD. Mehrere Polizeiaktionen unter Mannichls Leitung gegen Rechtsextremisten in Niederbayern hätten für erheblichen Unmut in der NPD-Führung gesorgt, wie E-Mails und Erklärungen belegten. In einer E-Mail an die Parteiführung sei Mannichl als "demokratischer Schläger" bezeichnet worden. Der Absender, ein NPD-Mitglied, erbat dem Bericht zufolge Hilfe von der Parteizentrale, die auch darauf reagierte.

"Wenn etwas sinnvoll gegen Euren geliebten Polizeichef Mannichl unternommen werden soll, dann muss das sehr präzise vorbereitet und durchgeführt werden", habe Frank Schwerdt, Justiziar und rechte Hand des NPD-Bundesvorsitzenden Udo Voigt, am 16. Mai 2007 an ein Passauer NPD-Mitglied geschrieben. Das habe sich allein auf mögliche juristische Auseinandersetzungen "vor ordentlichen Gerichten" bezogen, sagte Schwerdt auf Anfrage des "Spiegel".

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann beauftragte unterdessen das Landesamt für Verfassungsschutz, kurzfristig eine aktuelle Bewertung zu den Gefahren durch den Rechtsextremismus zu erstellen.

Quelle: ntv.de

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