Nach 13 Jahren Haft Marokkaner kommt aus Guantánamo frei
17.09.2015, 20:57 Uhr
Noch immer sitzen 115 Gefangene in Guantánamo ein.
(Foto: picture alliance / dpa)
Es ist eines der obersten Ziele von Barack Obamas Präsidentschaft und dennoch kommen die USA bei der Schließung des umstrittenen Gefangenenlagers Guantánamo auf Kuba nur langsam voran. Nun wurde ein weiterer Insasse zurück in seine Heimat überführt.
Ein mehr als 13 Jahre lang im US-Gefangenenlager Guantánamo festgehaltener Marokkaner ist in seine Heimat gebracht worden. Der 47-jährige Younis Chekkouri, der 2002 als mutmaßlich islamistischer Kämpfer aus Afghanistan in das Lager kam, wurde nach Angaben des Pentagon in sein Heimatland Marokko überstellt.
Demnach stimmten sich die US-Behörden mit der marokkanischen Regierung über die Rückführung ab. Dabei seien sowohl Sicherheitsaspekte berücksichtigt als auch eine "humane" Behandlung des 47-jährigen Gefangenen nach der Rückkehr in sein Heimatland vereinbart worden. Unklar war zunächst, ob er dort erneut inhaftiert, unter Hausarrest gestellt oder auf freien Fuß gesetzt wird.
Dem "Miami Herald" zufolge wurde er bereits 2009 zur Freilassung freigegeben und während der 13 Jahre in Haft nicht angeklagt. Mit dem Transfer verbleiben noch 115 Häftlinge in Guantánamo Bay. Nach Angaben der britischen Organisation Reprieve, die sich für die Rechte Gefangener einsetzt, wird Chekkouri in Marokko an einem unbekannten Ort festgehalten und hat keinen Kontakt zu seinem Anwalt. Reprieve sprach von einem offensichtlichen Bruch marokkanischen Rechts.
Schließung von Guantánamo verzögert sich weiterhin
Das Lager auf dem US-Marinestützpunkt wurde 2002 nach den Anschlägen vom 11. September 2001 und dem Beginn des Militäreinsatzes in Afghanistan eröffnet. Ziel war es, Terrorverdächtige ohne Kriegsgefangenen-Status dort festzuhalten. Zeitweise befanden sich mehr als 800 Männer in dem Lager.
Anklagen oder gar Prozesse gab es in Guantánamo nur selten - die meisten Gefangenen wurden und werden ohne Gerichtsverfahren oder rechtlichen Beistand festgehalten.
Nach Ansicht von Pentagon-Chef Ashton Carter soll etwa die Hälfte der Guantanamo-Häftlinge für immer hinter Gittern bleiben. Die US-Behörden erwägen derzeit die Verlegung von Guantánamo-Insassen in die USA, etwa in das Militärgefängnis Fort Leavenworth im Bundesstaat Kansas.
Das Aus für Guantánamo gehört schließlich zu den wichtigsten Zielen von Präsident Barack Obama. Vor allem Republikaner im Kongress sperren sich aber gegen eine Verlegung von Insassen in die USA. Beim Transfer in Drittländer fürchten Kritiker dagegen, dass Gefangene sich nach ihrer Freilassung dem Terrorkampf anschließen könnten.
Noch bis Anfang 2017 hat Obama Zeit, sein Versprechen zu erfüllen. Dann endet seine Präsidentschaft nach zwei Amtszeiten.
Quelle: ntv.de, jja/dpa/AFP