Zeichen guten Willens Mauer in Nikosia fällt
09.03.2007, 08:31 UhrDie griechisch-zyprische Regierung hat mit dem Abbruch einer Grenzmauer zum türkischen Teil Nikosias Hoffnung auf eine Annäherung der Volksgruppen auf der seit 1974 geteilten Mittelmeerinsel geweckt. EU-Erweiterungskommissar Olli Rehn sprach am Freitag von einer "mutigen Entscheidung", der eine vollständige Öffnung des Grenzübergangs im Zentrum der geteilten Hauptstadt folgen müsse. Die Regierung in Nikosia verlangte indes einen Abzug türkischer Soldaten, bevor sie den Übergang für Passanten freigeben werde.
"Das Wichtigste ist, dass die türkische Armee aus dem Bereich des Grenzübergangs abgezogen wird", sagte Zyperns Außenminister Giorgos Lillikas am Rande des EU-Gipfels in Brüssel. Die Armee erinnere die Menschen stets an die Besatzung des Nordteils der Insel durch türkische Soldaten. Zypern ist seit 2004 EU-Mitglied, doch ist die Insel nach mehreren gescheiterten Anläufen zu einer Wiedervereinigung faktisch in einen griechischen Süden und einen türkischen Norden gespalten.
Die Regierung Zyperns hatte die Grenzmauer an der Ledras-Straße in der Altstadt von Nikosia in der Nacht zum Freitag überraschend einreißen lassen. Der zyprische Präsident Tassos Papadopoulos sagte beim EU-Gipfel in Brüssel, die Aktion sei bereits seit einigen Tagen geplant gewesen. Sein Regierungssprecher Christodoulos Pashiardis sprach von einem Zeichen des guten Willens. Türkische Medien berichteten dagegen, die Regierung in Nikosia habe auf Druck der EU gehandelt, nachdem die türkisch-zyprische Führung bereits im Januar einen Fußgängerüberweg und damit die Sperre auf ihrer Seite beseitigt hatte.
Über fünf Grenzübergangsstellen an der so genannten Grünen Linie können griechische und türkische Zyprer seit April 2003 in den jeweils anderen Teil gelangen. EU-Erweiterungskommissar Rehn sagte in Brüssel, die lange erwartete Öffnung des Grenzübergangs an der Ledras-Straße würde auch den Bemühungen zur umfassenden Lösung des Zypern-Problems unter Schirmherrschaft der UN förderlich sein.
Der Zypern-Konflikt überschattet die Beitrittsverhandlungen der EU mit der Türkei. Ankara weigert sich, seine Häfen und Flughäfen für Verkehr aus Zypern zu öffnen, weil der von türkischen Soldaten besetzte und international nicht anerkannte Nordteil der Insel keinen direkten Handel mit der EU treiben kann. Die EU hat deswegen die Verhandlungen mit der Türkei in acht von 35 Bereichen bis auf weiteres blockiert.
Quelle: ntv.de