Politik

50 Jahre deutsch-französische Freundschaft Merkel auf Adenauers Spuren

Merkel und Hollande in Reims.

Merkel und Hollande in Reims.

(Foto: dpa)

Reims hat wie kaum eine andere französische Stadt unter den zahlreichen Kriegen zwischen Deutschland und Frankreich gelitten. Symbolträchtig wählten der damalige französische Staatschef de Gaulle und der deutsche Kanzler Adenauer diesen Ort, um den Grundstein für die Versöhnung zu legen. Nun werden hier die neuen Herausforderungen besprochen.

Zum 50. Jahrestag der deutsch-französischen Versöhnung hat der Erzbischof von Reims Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident François Hollande vor einem zu leichtfertigen Umgang mit dem Erbe ihrer Vorgänger gewarnt. "Die Herausforderung, die uns jetzt bevorsteht, betrifft nicht nur Frankreich und Deutschland, sondern auch Europa und die Rolle Europas in der Gemeinschaft der Nationen", sagte Thierry Jordan auf Deutsch bei einer Gedenkfeier mit den beiden Spitzenpolitikern in der Kathedrale der nordfranzösischen Stadt. "Diese Herausforderung neuer Art ist nicht leichter anzunehmen als die erste."

Jordan wünschte Merkel und Hollande viel Erfolg für die anstehenden Aufgaben. Er hoffe, dass der Besuch in der Kathedrale ihnen die nötige innere Kraft für die anstehenden Aufgaben verleihe, sagte er.

Genie und Mut

Zuvor hatte Jordan auf Französisch die Rolle der Vorgänger von Merkel und Hollande gewürdigt. "Als General de Gaulle und Bundeskanzler Adenauer mit ihrer Begegnung die Versöhnung symbolisch verwirklichten, trugen sie mit sich eine Vergangenheit, die sich nie mehr wiederholen soll. Vor allem legten sie den Grundstein für eine andere Zukunft, die auf Respekt, der Zusammenarbeit und der Freundschaft zwischen unseren beiden Völkern ruht", sagte Jordan.

Ein solcher Gründungsakt habe sich nicht von selbst verstanden. "Im Jahre 1962 konnten sich diese beiden Visionäre auf keine breite öffentliche Meinung stützen. Die Wunden waren noch offen", sagte der Erzbischof. "Ihr Genie bestand darin, dass sie es wagten, zusammen in aller Öffentlichkeit auf unabänderliche Weise vorwärts zu gehen."

In der Kathedrale hatten am 8. Juli 1962 Konrad Adenauer und Charles de Gaulle gemeinsam eine "Versöhnungsmesse" nach den Leiden zweier Weltkriege gefeiert. Die Begegnung der beiden Staatsmänner mündete wenige Monate später in den deutsch-französischen Freundschaftsvertrag, der bis heute den Rahmen für eine enge Zusammenarbeit bildet.

Vor der Kathedrale hatten sich Merkel und Hollande zuvor bei ihrer Ankunft die Hände gereicht. In dem Gotteshaus eröffnete sie anschließend die Jubiläumsausstellung "Konrad Adenauer und Charles de Gaulle. Von der deutsch-französischen Aussöhnung zur Partnerschaft".

Gräber geschändet

Überschattet wurde die Gedenkfeier von der im bei Reims gelegenen Saint-Etienne-à-Arnes. Nach Angaben des Innenministeriums in Paris wurden dort etwa 40 Holzkreuze umgeworfen oder herausgerissen. Einige wurden für ein Lagerfeuer benutzt, erklärte die Präfektur des Départements Ardennes.

Von den Tätern fehlte zunächst jede Spur. In der Nähe seien sehr viele Bier- und Alkoholflaschen gefunden worden, hieß es. Der Friedhof mit rund 12 000 Gräbern liegt knapp 40 Kilometer von Reims entfernt. Die meisten der dort beerdigten Toten sind deutsche Soldaten.

Die Erinnerung an das Treffen von Adenauer und de Gaulle galt gleichzeitig als Auftakt zum deutsch-französischen Jahr, das am 22. September in Ludwigsburg offiziell eröffnet wird. Weitere Höhepunkte sind die Feierlichkeiten zum Jahrestag der Unterzeichnung des Élysée-Vertrags am 22. Januar 2013 in Berlin und das 50. Jubiläum der Gründung des Deutsch-Französischen Jugendwerkes im Juli 2013.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen