Politik

Denzi Yücel in türkischer Haft Merkel setzt sich für "Welt"-Journalisten ein

Yücel sitzt in türkischer Haft.

Yücel sitzt in türkischer Haft.

(Foto: picture alliance / Karlheinz Sch)

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat bei ihrem Treffen mit dem türkischen Ministerpräsidenten Binal Yildirim ein faires Verfahren für den "Welt"-Korrespondenten Deniz Yücel gefordert. Auch der "Welt"-Chef appelliert an die Behörden.

Die Bundesregierung macht sich bei der Türkei für den in Istanbul wegen angeblicher Terrorpropaganda festgehaltenen "Welt"-Korrespondenten Deniz Yücel stark. Bundeskanzlerin Angela Merkel pochte bei Regierungschef Binali Yildirim persönlich auf eine faire und rechtsstaatliche Behandlung des Journalisten. Das Auswärtige Amt erklärte: "Natürlich tun wir alles, was wir können, um Deniz Yücel zu unterstützen."

Bei ihrem Treffen am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz habe die Kanzlerin den Fall "ausführlich angesprochen", teilte Regierungssprecher Steffen Seibert mit. Sie habe darauf hingewiesen, wie wichtig es sei, dass der Journalist durch die deutsche Botschaft umfassend konsularisch betreut werden könne. Der 43-Jährige "Welt"-Journalist mit deutschem und türkischem Pass hatte wie andere Medienvertreter über gehackte E-Mails von Energieminister Berat Albayrak berichtet. Darin ging es auch um eine Beeinflussung der Öffentlichkeit etwa durch falsche Twitter-Nachrichten.

Albayrak ist ein Schwiegersohn von Präsident Recep Tayyip Erdogan. Nach Angaben der "Welt" werfen die türkischen Behörden Yücel Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung, Datenmissbrauch und Terrorpropaganda vor. Yücel habe sich am Dienstag in das Polizeipräsidium von Istanbul begeben, um sich den Fragen der Ermittler zu stellen. Nach den Regeln des Ausnahmezustandes in der Türkei kann er bis zu 14 Tage ohne Anhörung durch einen Richter festgehalten werden. Danach kann die Staatsanwaltschaft Untersuchungshaft beantragen.

Wohnung des Korrespondenten wurde durchsucht

Yücels Wohnung sei durchsucht worden, erklärte die "Welt". Die privaten E-Mails Albayraks hatte das linksgerichtete türkische Hacker-Kollektiv RedHack beschafft. Sie sind seit Anfang Dezember auf der Enthüllungsplattform Wikileaks frei zugänglich. In den Texten geht es unter anderem um die Kontrolle türkischer Medienkonzerne. Seit dem gescheiterten Militärputsch im Sommer hat die Regierung Tausende Kritiker festgesetzt. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes sagte, auch in der Türkei sei die Pressefreiheit verfassungsrechtlich verankert. Das Amt habe Kontakte mit Yücel und mit der Redaktion der "Welt".

"Welt"-Chefredakteur Ulf Poschardt sagte, die Zeitung vertraue darauf, dass ein faires Verfahren Yücels Unschuld ergeben werde. Er appelliere an die Behörden, keine Untersuchungshaft zu verhängen. "Deniz Yücel hat seine Bereitschaft gezeigt, an einem rechtsstaatlichen Verfahren mitzuwirken." Dies und die Würdigung der Pressefreiheit in der türkischen Verfassung sollte in die Entscheidung einfließen.

Der Vorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbandes, Frank Überall, sagte, Yücel sei Journalist und kein Verbrecher. "Der Verdacht, der seiner Ingewahrsamnahme zugrunde liegt, ist hanebüchen." Die SPD-Generalsekretärin Katarina Barley sagte: "Wenn die Pressefreiheit stirbt, dann stirbt die Demokratie."

Quelle: ntv.de, sgu/AFP/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen