Neue Hoffnung für Pussy Riot Milderes Strafmaß erwartet
18.08.2012, 14:50 Uhr
Das Urteil ist für die drei Frauen nicht aktzeptabel.
(Foto: dpa)
Nach der Urteilsverkündung für die drei Frauen der Punkband Pussy Riot kommt es zu zahlreichen Demonstrationen rund um dem Globus. Die russischen Medien äußern nun die Hoffnung, dass die Strafe im Berufungsverfahren wesentlich geringer ausfallen wird, als im ersten Gerichtsverfahren.
Nach der internationalen Empörung über die Verurteilung von drei Musikerinnen der Kreml-kritischen Punkband Pussy Riot rechnen Beobachter mit einer Abmilderung der Strafe. Russische Medien und äußerten die Erwartung, dass die Strafe von jeweils zwei Jahren Lagerhaft in einem Berufungsverfahren reduziert werden dürfte.
Nach der Berufung durch die Verteidiger werde das zuständige Moskauer Gericht vermutlich die Strafe von zwei Jahren Lagerhaft in ein Jahr verwandeln und "diese Idiotinnen freilassen, damit sie ihre Kinder und Angehörigen wiedersehen können", schrieb die Zeitung "Komsomolskaja Prawda".
Denis Dwornikow von der zivilen Kammer, die russische Behörden berät, sagte eine Abmilderung der Strafen im Berufungsprozess voraus. Vermutlich würden die Verurteilten schon einen Monat nach dem Verfahren in die Freiheit entlassen, sagte Dwornikow der Nachrichtenagentur Interfax.
Keine offiziellen Äußerungen

Mit den typischen Strumpfmasken wird in vielen Großstädten weltweit gegen das Urteil protestiert.
(Foto: AP)
Das russische Außenministerium äußerte sich nicht direkt zu dem Urteil. Es veröffentlichte aber eine Erklärung, in der die in westlichen Staaten verhängten Strafen für "Rowdytum" an religiösen Orten aufgelistet wurden. Darin hieß es, in Deutschland stünden darauf bis zu drei Jahre Gefängnis.
Präsident Wladimir Putin hatte sich Anfang des Monats gegen ein "zu hartes" Urteil ausgesprochen, zu der Gerichtsentscheidung äußerte er sich bislang nicht. Putin habe nicht das Recht, dem Gericht seine Meinung aufzuzwingen, sagte sein Sprecher Dmitri Peskow der Webseite PublicPost.ru.
Weltweite Empörung
Im In- und Ausland war die Verurteilung der drei Frauen scharf kritisiert worden. Das Gericht hatte die 22-jährige Nadeschda Tolokonnikowa, die 24-jährige Maria Alechina und die 30-jährige Jekaterina Samuzewitsch am Freitag wegen "Rowdytums" aus religiösem Hass schuldig erklärt und zu jeweils zwei Jahren Lagerhaft verurteilt. Sie hatten bei einer kurzen Performance in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale im Februar ein "Punkgebet" gegen Putin aufgeführt.
Die USA nannten die Strafe "unverhältnismäßig". Ähnlich äußerte sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Scharfe Kritik übte auch die Europäische Union. Die mit Putin verbundene russisch-orthodoxe Kirche forderte nach dem Urteil "Milde" für die drei Frauen.
Auch bei vielen Russen stieß das Urteil auf Unverständnis: 77 Prozent der Befragten zeigten sich "nicht einverstanden" mit der Strafe, wie aus einer Telefonumfrage für den Radiosender Moskauer Echo hervorging. In vielen Städten, darunter Berlin, Brüssel, Wien und Moskau, gab es Solidaritätskundgebungen für die drei Frauen.
Kasparow wieder frei
Der bei einer Protestkundgebung in Moskau festgenommene frühere Schachweltmeister und Oppositionspolitiker Garri Kasparow kam zusammen mit etwa 50 weiteren Demonstranten wieder frei. Bislang sei keine Anklage gegen ihn erhoben worden, sagte einer von Kasparows Mitstreitern, Alexander Riklin.
Kasparow müsse aber wieder auf der Polizeiwache zum Verhör erscheinen. Laut Interfax wird dem Oppositionellen vorgeworfen, einem Polizisten ins Ohr gebissen zu haben. Kasparow wies den Vorwurf zurück und erklärte, er sei in der Untersuchungshaft geschlagen worden.
Quelle: ntv.de, dpa