Politik

Juso-Chefin will mehr für alle "Mindestlohnerhöhung um 41 Cent ein schlechter Witz"

Rosenthal beim Juso-Bundeskongress im vergangenen Herbst.

Rosenthal beim Juso-Bundeskongress im vergangenen Herbst.

(Foto: picture alliance/dpa)

In die Debatte über Höhe und Geltungsbereiche des Mindestlohns schaltet sich die Vorsitzende des SPD-Nachwuchses, Jessica Rosenthal, ein. Dieser müsse für alle Arbeitnehmer gelten - vom Schülerjob über Praktika bis hin zu Ausbildungsstellen. Die vorgeschlagene Erhöhung des Mindestlohns sei zudem zu niedrig.

Aus der SPD mehren sich Forderungen nach einem deutlich höheren Mindestlohn, der für möglichst alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland gelten soll. "Der Mindestlohn muss für alle gelten - auch für alle unter 18-Jährigen", sagte Jessica Rosenthal, Vorsitzende der SPD-Nachwuchsorganisation Juso, am Mittwoch ntv.de. Die am Vortag vom SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert erhobene Forderung einer Ausweitung des Mindestlohns auch auf Schüler sei "vollkommen richtig", sagte die Bundestagsabgeordnete Rosenthal. Der Anspruch dürfe dann aber nicht nur für Ferienjobberinnen gelten, sondern auch für Praktikantinnen, Auszubildende und alle anderen. "Sämtliche Ausnahmen des Mindestlohns gehören gestrichen."

Kühnert hatte im Gespräch mit der "Stuttgarter Zeitung" und den "Stuttgarter Nachrichten" entsprechende Ausnahmen für Schülerinnen und Schüler als "nicht begründbare Verzerrung" bezeichnet. "Die 16-Jährige, die im Biergarten Bierkrüge an die Tische bringt, leistet die exakt gleich wertvolle Arbeit wie der 20-Jährige, der das tut", sagte Kühnert. CDU-Arbeitsmarktexpterte Kai Witthaker zeigte sich in der "Rheinischen Post" offen für eine prozentuale Abstufung des regulären Mindestlohns. Der Gastro-Verband Dehoga warnte vor Fehlanreizen für Jugendliche ohne Ausbildung. Die Bundesvereinigung Deutscher Arbeitgeberverbände (BDA) lehnte eine Gleichstellung von minderjährigen Ferienkräften mit gelernten Fachkräften ab. Der Deutsche Gewerkschaftsbund begrüßte dagegen den Vorschlag.

Der Mindestlohn markiere die Untergrenze des Wertes von Arbeit, sagte Rosenthal und widersprach Kritikern von Kühnerts Vorstoß: "Ferienjobs sind für viele junge Menschen die erste Arbeitserfahrung. Da müssen wir doch dafür sorgen, dass junge Menschen von Anfang an spüren, dass ihre Arbeit einen Wert hat, der zum Leben reicht", sagte Rosenthal.

"41 Cent ein schlechter Witz"

Auch um die Höhe des Mindestlohns gibt es weiter Streit. Wie von der SPD im Bundestagswahlkampf versprochen, wurde der Mindestlohn im vergangenen Jahr per politischem Beschluss auf 12 Euro angehoben. Seither bestimmt wieder die Mindestlohnkommission aus Vertretern von Arbeitnehmern und Arbeitgebern. Diese hatte zuletzt eine jeweilige Erhöhung des Mindestlohns um 41 Cent in den kommenden beiden Jahren vorgeschlagen.

"Wir wollen, dass die Erhöhung des Mindestlohns tatsächlich spürbar etwas verbessert. Deshalb braucht es akut eine Erhöhung auf mindestens 14 Euro", bekräftige Rosenthal eine Forderung ihres Parteivorsitzenden Lars Klingbeil. Die Preissteigerungen der vergangenen eineinhalb Jahre hätten insbesondere Menschen mit geringem Einkommen stark getroffen. "Da ist die vorgeschlagene Mindestlohnerhöhung um 41 Cent ein schlechter Witz", sagte Rosenthal. Klingbeil hatte die Anhebung auf bis zu 14 Euro Anfang Juli gefordert und dafür teils scharfen Widerspruch von Arbeitgebern, aber auch dem eigenen Koalitionspartner im Bund, der FDP, geerntet.

In Deutschland verdient derzeit fast jeder vierte Erwerbstätige weniger als 14 Euro. Das berichtet die Funke Mediengruppe unter Berufung auf Zahlen des Statistischen Bundesamtes für April 2022, die die Linksfraktion im Bundestag angefragt hatte. 9,3 Millionen der insgesamt 39,8 Millionen Beschäftigten erhielten demnach kaum mehr als den aktuellen Mindestlohn von zwölf Euro. 14,8 Prozent der Erwerbstätigen erhalten den Mindestlohn von zwölf Euro die Stunde. Im Zuge der Berichterstattung schloss sich auch der Sozialverband VdK der Forderung nach einem Mindestlohn von 14 Euro an.

Quelle: ntv.de, mit dpa und AFP

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