Handy von Mordopfer gehackt Murdoch-Blatt zahlt 2,3 Millionen
21.10.2011, 21:46 Uhr
Murdoch greift tief in die Tasche (im Bild: ein als Rupert Murdoch verkleideter Demonstrant protestiert beim Shareholder Meeting von News Corp.).
(Foto: AP)
Im Juni setzten Enthüllungen über skandalöse Recherche-Methoden der britischen Boulevard-Institution "News of the World" ein unrühmliches Ende. Der schlimmste Fall: Ein Detektiv manipulierte die Mailbox eines Mordopfers und ließ der Familie damit die Hoffnung, das Mädchen sei noch am Leben. Nun überweist News Corp. eine Millionenentschädigung.
Die Familie eines ermordeten Mädchens erhält im Abhörskandal um die britische Zeitung "News of the World" eine Millionen-Entschädigung. Wie der Medienkonzern News International mitteilte, gehen zwei Millionen Pfund (2,3 Millionen Euro) an die Familie von Milly Dowler, die 2002 im Alter von 13 Jahren entführt und getötet worden war. Der Medienunternehmer Rupert Murdoch erklärte, außerdem werde News International eine weitere Million Pfund an von der Familie ausgewählte Wohltätigkeitsorganisation spenden. Damit unterstreiche er sein "Bedauern" über das "abscheuliche Verhalten" des Medienkonzerns gegenüber den Dowlers.
Das Boulevard-Blatt "News of the World" war im Juli wegen des Abhörskandals eingestellt worden. Journalisten der Zeitung sollen jahrelang Handy-Mailboxen von Prominenten und von Angehörigen von getöteten Soldaten und Kriminalitätsopfern abgehört haben, darunter auch die von Milly Dowler.
Der Fall der Schülerin erregte besondere Empörung, weil ein für "News of the World" arbeitender Privatdetektiv nach ihrer Entführung sogar Nachrichten auf ihrer Handy-Mailbox gelöscht haben soll, um Platz für neue Botschaften zu schaffen. Die Angehörigen und die Polizei dachten dadurch, dass das Mädchen noch am Leben sein könnte. Milly Dowler wurde dann sechs Monate nach der Entführung tot in einem Wald gefunden.
Der Skandal hatte auch die britische Regierung unter Druck gesetzt, insbesondere weil Premierminister David Cameron den früheren Chefredakteur von "News of the World", Andy Coulson, als Kommunikationschef eingestellt hatte. Wegen Anschuldigungen über Verbindungen der Polizei zu Murdochs Zeitungsgruppe traten Mitte Juli Scotland-Yard-Chef Paul Stephenson und ein weiterer hochrangiger Beamter der Londoner Polizeibehörde zurück.
Quelle: ntv.de, AFP