Erdoğan verärgert NDR-Satire: Türkei bestellt Botschafter ein
28.03.2016, 23:07 Uhr
Recep Tayyip Erdoğan bevorzugt das Original von Nena.
(Foto: picture alliance / dpa)
Mit einem satirischen Beitrag hat das Magazin extra3 die Aufmerksamkeit des türkischen Staatspräsidenten auf sich gezogen. In dem Clip hagelt es Kritik an Erdoğan. Der macht aus einer Mücke einen Elefanten.
Das türkische Außenministerium hat einem Bericht zufolge den deutschen Botschafter wegen eines satirischen TV-Beitrags einbestellt. Der Diplomat musste sich nach Informationen von "Spiegel Online" bereits am vergangenen Dienstag in einem längeren Gespräch rechtfertigen. Dabei sei es um eine knapp zweiminütige Satire aus einer NDR-Sendung über den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan gegangen, berichtete "Spiegel Online" weiter. Das Auswärtige Amt wollte sich dazu nicht äußern.
extra3 hat den Nena-Hit "Irgendwie Irgendwo Irgendwann" auf "Erdowie Erdowo Erdogan" umgetextet und kritisiert darin satirisch den "Boss vom Bosporus". Unter anderem heißt es: "Er lebt auf großem Fuß, der Protz vom Bosporus". Auch wurden die jüngsten Angriffe auf die Pressefreiheit in der Türkei in dem Beitrag thematisiert. So hieß es: "Ein Journalist, der irgendwas verfasst, was Erdogan nicht passt, ist morgen schon im Knast." Das Lied beinhaltet zudem Anspielungen auf das gewaltsame Vorgehen gegen regierungskritische Demonstrationen sowie die Bombardierung kurdischer Ziele.
Inzwischen hat extra3 hat noch einmal nachgelegt. Auf ihrer Facebookseite erklärte die Satire-Sendung Erdogan zum "Mitarbeiter des Monats".
Kritiker im In- und Ausland werfen Erdogan und der Regierung in Ankara vor, mit immer drastischeren Mitteln gegen kritische Journalisten und Medien vorzugehen. Auch die EU beklagt einen zunehmenden Druck auf die Medien in dem Beitrittsbewerberland. Die Regierung weist die Vorwürfe zurück. Zudem brachte Erdogan zuletzt neben Journalisten und Bloggern auch vermehrt einfache Bürger, darunter auch Jugendliche, wegen "Präsidentenbeleidigung" vor Gericht.
Am Wochenende hatte Erdoğan Diplomaten scharf kritisiert, weil sie einen Prozess gegen zwei prominente Journalisten besucht haben. Das entspreche nicht dem diplomatischen Protokoll, sagte Erdoğan bei einem Treffen von Geschäftsleuten in Istanbul. Das Verfahren gegen die beiden Journalisten wegen Spionage hat im Ausland für viel Aufmerksamkeit und Kritik gesorgt.
Quelle: ntv.de, apo/rts/AFP