Politik

Kennedy-Attentat Neue Töne aus der Air Force One

US-Präsident Kennedy am Tag seiner Ermordung in Dallas, Texas.

US-Präsident Kennedy am Tag seiner Ermordung in Dallas, Texas.

Es war einer der tragischsten Momente der US-Geschichte: Am 22. November 1963 erschoss Lee Harvey Oswald US-Präsident John F. Kennedy in Dallas. Neue Tonaufnahmen bringen die Verschwörungstheorien um das Attentat weiter ins Wanken. Sie lassen hören, was an Bord der Air Force One geschah.

Tatort Dallas: Eine offene Limousine rollt an einem sonnigen Tag durch die texanische Metropole. US-Präsident John F. Kennedy sitzt darin neben seiner Frau Jackie und winkt von der Rückbank aus seinen Anhängern am Straßenrand zu. Plötzlich wird sein Kopf von einer Kugel getroffen und jäh zurückgerissen. Der Präsident sackt leblos zusammen, während die First Lady panisch versucht, über das Heck aus dem Auto zu flüchten.

Zahlreiche Legenden ranken sich um US-Präsident Kennedy.

Zahlreiche Legenden ranken sich um US-Präsident Kennedy.

Die Filmaufnahmen, die Abraham Zapruder vor fast 50 Jahren von dem Mord an Kennedy gemacht hat, haben sich tief ins kollektive Gedächtnis von Millionen Menschen auf der ganzen Welt eingebrannt. Ebenso hartnäckig halten sich bis heute Verschwörungstheorien zu dem Attentat: Kennedy sei Opfer des US-Geheimdienstes CIA oder Fidel Castros geworden, der sich damit für die missglückte Invasion Kubas nur ein Jahr zuvor rächen wollte. Oder war es gar das US-Militär?

Ein bislang unbekanntes Tondokument versetzt den Theorien nun einen neuen Schlag: Die Aufnahme vermittelt einen Eindruck von der Atmosphäre an Bord der Air Force One nach dem Attentat auf den Präsidenten – und gibt Aufschluss über den Aufenthalt des damaligen Luftwaffenchefs Curtis LeMay, eines ausgewiesenen Kennedy-Gegners. Das US-Nationalarchiv veröffentlichte das knapp zweieinhalbstündige Gespräch, mehr als 30 Minuten davon waren bislang unbekannt. Es enthält Aufnahmen von Gesprächen zwischen Piloten und Passagieren der Air Force One.

Schwerer Schlag für Verschwörungstheoretiker

Von den Unterhaltungen an Bord der Präsidentenmaschine nach dem Attentat gab es bislang nur eine bearbeitete Version aus der Präsidentenbibliothek von Kennedys Nachfolger Lyndon Johnson. Sie ist 40 Minuten kürzer als die nun veröffentlichte Aufnahme, die aus dem Besitz des 1991 verstorbenen engen Militärberater Kennedys, Chester Clifton, stammt.

Dem Historiker Douglas Brinkley zufolge dürfte Cliftons Aufnahme ein schwerer Schlag für die Anhänger von Verschwörungstheorien sein: "Die Leute wollten stets wissen, wo LeMay an dem Tag war, an dem Kennedy erschossen wurden", sagte Brinkley dem US-Fernsehsender CNN. "Die Aufnahmen teilen dies nun exakt mit".

Luftwaffengeneral Curtis E. LeMay (re.), zusammen mit Paul Tibbets (stehend), dem Piloten, der die Atombombe auf Hiroshima abwarf.

Luftwaffengeneral Curtis E. LeMay (re.), zusammen mit Paul Tibbets (stehend), dem Piloten, der die Atombombe auf Hiroshima abwarf.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

LeMay galt als einer der ärgsten Kritiker Kennedys in der damaligen US-Militärführung und als Hardliner: Im Zweiten Weltkrieg war der Luftwaffengeneral verantwortlich für Napalm-Angriffe auf japanische Städte und befürwortete in den 50er Jahren einen nuklearen Erstschlag gegen die Sowjetunion. Als der Vietnamkrieg Anfang der 60er Jahre begann, trat er - anders als Präsident Kennedy - für massive Bombenangriffe und eine Invasion des Landes ein.

Verschwörungstheoretiker unterstellen deshalb bis heute, LeMay oder das US-Militär seien in die Ermordung Kennedys verstrickt gewesen. Aus ihrer Sicht habe der Präsident im Kalten Krieg mit der Sowjetunion eine zu weiche Haltung eingenommen: Erst ein Jahr zuvor hatte Kennedy die heimlich von US-Geheimdiensten organisierte Invasion Kubas abgebrochen - obwohl die ersten vom CIA in Südamerika ausgebildeten Exilkubaner bereits in der Schweinebucht gelandet waren.

Geheimaufnahmen im Weißen Haus

Cliftons Aufnahme ist nur die jüngste Enthüllung über die Amtszeit Kennedys. Bereits vor einer Woche hatte die John F. Kennedy Bibliothek in Boston 45 Stunden Tonbandmaterial veröffentlicht – Aufnahmen von Gesprächen und Meetings, die der Präsident selbst mit einem geheimen Aufnahmegerät gemacht und offenbar sogar vor seinen höchsten Mitarbeitern verborgen hatte.

In den aufgezeichneten Gesprächen geht es um verschiedenste Themen, wie zum Beispiel die Lage in Vietnam, eine mögliche Kooperation mit der Sowjetunion in der Raumfahrt oder Kennedys Wiederwahl-Pläne. In einer Aufnahme bespricht Kennedy im Weißen Haus mit einem Mitarbeiter auch die Planungen für seinen Besuch in Dallas im Bundesstaat Texas - am 22. November 1963 wurde er dort von Lee Harvey Oswald erschossen.

Quelle: ntv.de

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